EMMERICH/REES. Die anhaltende Trockenheit und die daraus resultierenden niedrigen Pegelstände des Rhein bereiten der Schifffahrt zunehmend Probleme. Das extreme Niedrigwasser des Rheins hat die Schifffahrtsgesellschaft Köln-Düsseldorfer veranlasst, ihren Linienverkehr einzustellen. Größere Frachtschiffe können nur noch mit halber Ladung fahren. In Emmerich lag der Pegel gestern Morgen bei 17 Zentimetern – ein neuer Tiefstwert für die Hansestadt (2003: 28). Bis Sonntag soll er auf fünf Zentimeter fallen.

Experten sagen, dass sogar noch einmal ein Rückgang von 20 bis 40 Zentimeter möglich sei – und das könnte heißen, dass der Pegel in Emmerich ins Negative geht. Die Fahrrinne liegt derweil noch bei etwas mehr als zwei Metern Wassertiefe.

-Anzeige-

Am Terminal in Emmerich hat das Niedrigwasser zu einer Situation geführt, „wie wir sie noch nie erlebt haben“, sagt Michael Mies, Geschäftsführer der Contargo Rhein-Waal-Lippe. Da die Terminals der Contargo am Ober- und Mittelrhein schiffsseitig bereits abgeschnitten sind – die großen Containerschiffe können hier nicht mehr beladen werden –, rollen seit einiger Zeit die Lkw aus dem Süden nach Emmerich, damit die Container hier verschifft werden. Um diese Herausforderung zu meistern, hat das Terminal „als ad-hoc-Maßnahme“, wie es Mies beschreibt, ein weiteres Containerschiff in Dienst genommen, um die Grundkapazität an die veränderten Wasserstände anzupassen. Zudem fahren weitere Schiffe der Contargo ab Emmerich.

Das Problem: Auch am nördlichsten Terminal des Rheins auf deutscher Seite wird das Wasser langsam knapp. „Wir sind hier zwar in einer begünstigten Lage und werden das letzte Terminal sein, das noch geöffnet ist“, sagt Mies. Aber bereits jetzt können die Schiffe nur noch ein Fünftel der eigentlichen Ladung transportieren. „In 30 Jahren habe ich ein Niedrigwasser in dieser Ausprägung noch nicht erlebt“, gesteht Mies. Die Situation sei angespannt, „aber wir nehmen die Herausforderung an“.

Rainer van Laack, Kapitän bei der Reeser Personenschifffahrt.
NN-Archivfoto: MB

Auch in Rees hat der Rheinpegel mit 51 Zentimetern gestern Morgen einen neuen Tiefstwert erreicht (2003: 63) und dürfte am Wochenende unter die Marke von 50 Zentimetern fallen. Die Fähre „Rääße Pöntje“ hat ihren Fährbetrieb zwischen Rees und Reeserschanz bereits eingestellt, da sie die Anleger nicht mehr ansteuern kann. Weiterhin einsatzbereit ist dagegen die Fähre „Inseltreue B“, die regelmäßig zwischen Grietherort und Grieth verkehrt. Kapitän Rainer van Laack von der Reeser Personenschifffahrt erläutert: „Wenn der Pegel um weitere 20 bis 30 Zentimeter fällt, müssen wir Rees verlassen.“ In diesem Fall könne man weder mit der „Stadt Rees“ noch mit der „Germania“ den Anleger erreichen.
Schwieriger Zugang

Anders sieht es in Emmerich aus. Obwohl der Pegel hier noch einmal deutlich niedriger ist, „haben wir hier noch länger die Möglichkeit zu fahren“, sagt van Laack. Denn vor der Emmericher Rheinpromenade sei der Rhein tiefer als vor Rees. Probleme gibt es trotzdem: „Die Anleger liegen sehr tief im Wasser, so dass die Gangways sehr steil sind“, erläutert van Laack. Vor allem ältere Fahrgäste hätten mitunter Schwierigkeiten, an Bord zu kommen. Sollten sich die niedrigen Pegelstände in den kommenden Jahren wiederholen, müsse man laut van Laack darüber nachdenken, darauf zu reagieren, etwa in Form von längeren Gangways und höheren Pontons für die Anleger.

Fürs Wochenende aber sind die Fahrten der „Germania“ und der „Stadt Rees“ gesichert. „In den Fahrrinnen können wir uns noch problemslos bewegen“, sagt van Laack. Trotzdem hofft auch er auf baldigen Regen – aber bitte nicht hier am Niederrhein: „Wenn es hier schüttet, hilft uns das überhaupt nicht – da freuen sich nur die Niederländer. Über dem Bodensee muss es richtig regnen, denn der Rhein muss ‚von oben‘ aufgefüllt werden.“

Rund um den Xantener Anleger wird das Wasser ebenfalls langsam knapp.
NN-Foto: Theo Leie

Die Personenfähre „Keer Tröch II“ pendelt auch weiterhin zwischen Xanten und Bislich. „Wir fahren auf Bislicher Seite aber schon seit Juni nicht mehr unseren eigentlichen Anleger an, sondern lassen die Fahrgäste etwas unterhalb der NATO-Rampe von der Fähre“, sagt Dennis Bohländer, Fährleiter beim Heimatverein Bislich. Er verspricht: „Solange die Leute sicher von der Klappe unserer Fähre auf die Rampe kommen, machen wir auch bis zum Saisonende am 28. Oktober weiter.“ Bohländer vermutet, dass das Rheinwasser sogar noch um 50 weitere Zentimeter fallen könnte, bevor die Bislicher Fähre ihren Betrieb endgültig einstellen müsste.

Vorheriger ArtikelDen Herbst mit der ganzen Familie genießen
Nächster ArtikelRadfahren ohne Stolperstellen an der K 23