„Wir wollen keinen Krieg führen“

Die Kiesindustrie hofft auf mehr Dialogbereitschaft beim Regionalverband Ruhr und bei den Kommunen. Doch eine geplante „Rohstoffkonferenz“ scheiterte

KREIS WESEL. „Bönninghardt steht absolut nicht auf unserer Agenda“, sagte Christian Strunk bei einer Pressekonferenz des Baustoffverbandes vero. Damit reagierte der vero-Präsident und Geschäftsführer des Weseler Kiesunternehmens Hülskens auf die Proteste der Bönninghardter, die eine mögliche Trockenabgrabung mit einer bis zu 40 Meter tiefen Grube im Erdreich befürchten.

Kies und Sand sind begehrte natürliche Rohstoffe, die in Nordrhein-Westfalen vor allem in den Kreisen Wesel und Kleve vorkommen. Der Abbau der „endlichen“ Ressourcen ist umstritten.
NN-Foto: Scholten

Der Aufwand sei zu groß, der Boden zu sandlastig, sagte Christian Strunk und listete die 18,5 Hektar große Fläche an der Bönninghardter Straße als eines von mehreren Beispielen auf, die im Landesentwicklungsplan des Regionalverbands Ruhr (RVR) als mögliche Auskiesungsflächen genannt werden, die aber gar nicht auf der Bedarfsliste der niederrheinischen Kiesfirmen stehen.
„Wir hoffen auf einen Dialog mit den Kommunen und dem RVR“, betonte Christian Strunk. Allerdings weigere sich der RVR bislang beharrlich, auf Flächenvorschläge der Kiesfirmen einzugehen, und auch die Bürgermeister der Kreis Weseler Kommunen schlugen die Einladung zu einer „Rohstoffkonferenz“ in Wesel aus. Nur Wesels Bürgermeisterin Ulrike Westkamp hatte zugesagt, war aber (mit Verweis auf ihre fernbleibenden Kollegen) wieder ausgeladen worden. Und so präsentierten die vero-Vertreter nur den Journalisten, was sie gern mit dem RVR und den Kommunen besprochen hätten.
„Der Landesentwicklungsplan enthält ungeeignete potentielle Abbaugebiete, die weder die Bürger noch die Unternehmer wollen“, betonte Christian Strunk. Es gebe „viel bessere Flächen für die Rohstoffgewinnung“, darunter eine Erweiterung der Abbaufläche Pettenkaul bei Ginderich oder im Bereich Wolfskuhlen in Rheinberg, aber auch in Alpen-Drüpt, wo die Kiesindustrie sich gern Richtung Bundesstraße 58 ausdehnen würde. Dagegen hätten die im Verband vero organisierten Kiesfirmen kein Interesse an RVR-Vorschlägen wie Obrighoven, Lackhausen oder Bönninghardt. Allerdings machte vero-Hauptgeschäftsführer Raimo Benger deutlich: „Wenn der RVR keine besseren Flächen ausweist, kann ich nicht ausschließen, dass irgendein Unternehmen aus der Not heraus doch noch diese Flächen nutzt, die wir selbst nie vorgeschlagen hätten.“
Grund dafür sei der ungebrochen hohe Bedarf an Kies in Nord­rhein-Westfalen und darüber hinaus. „In Deutschland liegt der Bedarf pro Kopf und Tag bei 18 Kilogramm“, erklärte vero-Vorstandsmitglied Michael Hüging-Holemans, Geschäftsführer der Reeser Kiesfirma Holemans. Der Bau eines Einfamilienhauses mit Keller verbrauche 208 Tonnen Kies, ein Kilometer Autobahn 216.000 Tonnen. Daraus ergebe sich ein Bedarf von bis zu 550 Millionen Tonnen Kies pro Jahr. Dagegen führten aber lange Genehmigungsverfahren zu einer Rohstoffverknappung.
Michael Hüging-Holemans verwies auf die „Endlichkeit“ der derzeit genehmigten Kiesabbauflächen am Niederrhein: „Nach dem jetzigen Genehmigungsstand verschwinden in fünf Jahren die ersten elf von derzeit 27 Werken und nach weiteren fünf Jahren die nächsten elf Werke.“
In einem ersten Schritt hofft Hüging-Holemans auf verlängerte Laufzeiten der bestehenden Werke. So ließe sich auch vermeiden, dass neue „Betroffenheiten“ in jenen Gebieten geschaffen werden, in denen bislang kein Kies abgebaut wurde. Besser sei es, bestehende Flächen zu erweitern. „Wir wollen im Dialog mit den Kommunen möglichst stressfreie Standorte entwickeln, die wir als Alternative zu den RVR-Plänen entwickeln können.“

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