Eine lange Tradition haben die Karnevalszüge in Geldern (Foto), Veert und Kapellen. Ohne Unterstützung durch die Stadt könnten sie in diesem Jahr letztmalig stattgefunden haben. NN-Archiv: Theo Leie

GELDERLAND. Alle Jahre wieder fliegen die Kamelle durch die Luft und die Jecken im Gelderland kommen zusammen, um Karneval zu feiern. Dass es für einige Karnevalsumzüge in Geldern und den Ortschaften in diesem Jahr das letzte Mal gewesen sein könnte, erklären Christiana Plaumann, 1. Vorsitzende der KKG Geldern, Thorsten Crom, Zugleiter der KKG Kapellen, und Tobias Koppers, Geschäftsführer des VVK Veert.

Dass die Zeichen schlecht für den Gelderner Karneval stehen, im Speziellen für die KKG Geldern, die KKG Kapellen und den VVK Veert, ist laut Plaumann keine Neuigkeit: „Schon der Gelderner Karnevalsumzug in diesem Jahr stand auf der Kippe.” Einzig eines großzügigen Spenders sei es zu verdanken gewesen, dass der Zug durch die Stadt ziehen konnte. „Es ist aber jedes Jahr wieder ein Zittern, ob wir das Geld zusammenkriegen”, erklärt die 1. Vorsitzende und fügt wütend und enttäuscht hinzu: „So geht man doch nicht mit Brauchtum um.”

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In der Tat sei es in einigen Kommunen bereits gang und gäbe, dass die Stadt die Karnevalsumzüge bezuschusst, weiß Plaumann. In der Vergangenheit sei es vor allem großzügigen Spendern zu verdanken gewesen, dass die Züge zustande kommen konnten – „wir mussten viele Klinken putzen”, ergänzt Tobias Küppers. Aber auch hier habe es Jahr für Jahr mehr Schwierigkeiten gegeben, weil die Marketingbudgets vieler Firmen gekürzt wurden. Die allgemeine Auffassung, dass die Umzüge von der Stadt bezahlt werden würden, wollen die drei Vereine gerade rücken, um die Gesellschaft für das Thema zu sensibilisieren.

Ein Punkt, der den drei Gelderner Vereinen das Leben deutlich erschwert hat, ist das Sicherheitskonzept. „Vor zwei Jahren mussten wir noch 200 Euro für das Sicherheitskonzept einplanen, jetzt sind es 1.500 Euro”, erläutert Thorsten Crom. So muss zum Beispiel in Veert laut Sicherheitskonzept die Kirche umzäunt werden. Allein die Kosten für die Miete der Zäune belaufen sich auf 800 Euro. Dabei gehe es gar nicht darum, dass das Sicherheitskonzept infrage gestellt werde: „Das Konzept ist gut und auch notwendig, die Finanzierung ist aber der springende Punkt”, so Christiana Plaumann. Je nach Größe des Umzugs und der zu erwartenden Menschenmenge liegt jedem Umzug ein individuelles Sicherheitskonzept zugrunde.

Letzten Endes betreffe das Problem aber alle gleichermaßen, weswegen sich die drei Karnevalsvereine auch kurzgeschlossen und mit einem Brief an Bürgermeister Sven Kaiser gewandt haben: „Seit Dezember 2015 gehört der rheinische Karneval zum bundesweiten immateriellen Kulturerbe”, heißt es in dem Schreiben, das der Redaktion vorliegt. „Dieses Brauchtum soll auch durch die Karnevalszüge weiter erhalten bleiben, dennoch laufen uns die Kosten davon, die je nach Ortschaft unterschiedlich hoch ausfallen.” Deswegen beantragen die drei Vereine eine finanzielle Bezuschussung der jeweiligen Umzüge von je 3.000 Euro: „Wir sind mittlerweile am Ende unseres Lateins und sind jetzt einfach auf Hilfe von außen angewiesen”, so Plaumann. Die gesamten Durchführungskosten der beliebten Umzüge liegen derzeit auf den Rücken der Vereine. „Deswegen kann es auch keine Lösung sein, unsere Mitglieder mit Mehrkosten zu belasten”, so Koppers.

Die Konsequenz, wenn keine Bezuschussung seitens der Stadt zustande käme, wäre bitter für den Gelderner Karneval: „Der Gelderner Umzug müsste 2019 dann ausfallen”, erklärt Plaumann. In Veert und Kapellen sieht es nur unwesentlich besser aus: „Wir würden es irgendwie gewuppt kriegen, müssten aber Abstriche bei den Musikvereinen und beim Zelt machen”, so Crom. Und auch in Veert wird schon über einen Notfallplan nachgedacht, aber selbst wenn der Zug nur alle zwei Jahre stattfinden würde, müsste das Geld erst mal zusammengebracht werden.

Den drei Vertretern der Vereine geht es vor allem auch darum, eine langfristige Lösung zu finden: „Viele Teilnehmer machen sich ja schon lange im Vorfeld Gedanken über ihre Wagen. Wir wollen ihnen auch ein Stück Gewissheit geben”, betont Tobias Koppers. Der Antrag wurde jetzt eingereicht. Über die Bezuschussung wird im Dezember im Rat gesprochen. Bis dahin müssen die Vereine „erst mal alles in Blaue hinein planen”.

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