KERKEN. Hans Jürgen Hermanns engagiert sich ehrenamtlich für die Achalasie-Selbsthilfe. Als sein Leben durch die seltene Krankheit fremdbestimmt wurde, war die Selbsthilfe-Gruppe für ihn eine große Stütze. Diese Erfahrung möchte er anderen Betroffenen weitergeben.
Seit Dezember 2017 besteht die Möglichkeit, eine Ehrenamtskarte in der Gemeinde Kerken zu beantragen. Damit ist Kerken die dritte Kommune im Kreis Kleve, die diese Auszeichnung für Ehrenämtler anbietet. Bürgermeister Dirk Möcking ist über die Möglichkeit, so die Dienste der in der Gemeinde ehrenamtlich Tätigen zu honorieren, dankbar: „Es ist kein großer Aufwand, die Ehrenamtskarte einzuführen, aber eine schöne Anerkennung für die Freiwillige.”
Hermanns Leidensgeschichte begann 1998: „In einem Jahr hatte ich 50 Kilogramm verloren und kein Arzt konnte mir sagen, woran das lag”, erinnert sich der Kerkener. Vieles wurde damals diagnostiziert, die richtige Erkrankung kam allerdings eher durch einen Zufall ans Tageslicht: „Ein Arzt betrieb auch außerhalb seines Gebietes Ursachenforschung, sodass ich einen Röntenbreischluck machte und dadurch die Erkrankung Achalasie diagnostiziert werden konnte.” Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Hermanns eine wahre Ärzte-Odyssee hinter sich und die Nerven lagen blank: „Achalasie ist nicht sichtbar, aber die Einschränkungen sind den ganzen Tag da.”
Achalasie – Erkrankung der Speiseröhre
Bei der Achalasie handelt es sich um eine Erkrankung der Speiseröhre. Maßgeblich betrifft sie den unteren Schließmuskel, der im Normalfall verschlossen ist und so einen Rückfluss von Magensäure verhindert. Bei der Erkrankung ist die Funktion des Schließmuskels eingeschränkt und der Inhalt der Speiseröhre kann nicht mehr in den Magen transportiert werden.
2002 wurde die Achalasie-Selbsthilfegruppe von Dr. med. Henning Schulz ins Leben gerufen und seit 2007 engagiert sich auch Hermanns in der Selbsthilfegruppe: „Wir helfen den Betroffenen und kooperieren mit verschiedenen Kliniken”, so der Kerkener. Am Meisten liegt ihm aber am Herzen, den Betroffenen schnell zu helfen: „Ich kann denen den Leidensweg verkürzen”, erklärt Hermanns. Die Erkrankung ist zwar, trotz Operation, nicht heilbar, aber man könne lernen, damit zu leben. Genau das möchte Hermann auch anderen Betroffenen zeigen und mit auf dem Weg geben.
Vergünstigungen mit der Ehrenamtskarte
Das mit der Ehrenamtskarte, die von der Landesregierung eingeführt wurde, eine Möglichkeit besteht, verschiedene Vergünstigungen für zum Beispiel Schwimmbäder oder Kinos zur Verfügung stehen, war für Hermanns nicht ausschlaggebender Punkt für die Bewerbung: „Mir ist es wichtig, dass auch seltene Krankheiten Aufmerksamkeit bekommen.” Dafür hält er jetzt die Ehrenamtskarte mit der 001 in der Hand. Er ist der erste Kerkener, der diese Karte in den Händen hält, aber mit Sicherheit nicht der Letzte.