Selbstbehauptung gegen sexuelle Belästigungen

Die Frauenberatungsstelle Impuls kooperiert mit der Kreispolizei Kleve

KREIS KLEVE. Die Silvesternacht 2015/2016 in Köln, an der einige Frauen sexuell bedrängt wurden, ist vielen Frauen in Erinnerung geblieben. „Seitdem kommen mehr Frauen zu uns, die ebenfalls Opfer einer sexuellen Belästigung oder einer Vergewaltigung geworden sind”, sagt Hildegard Wolff von der Frauenberatungsstelle Impuls. Um präventiv vorgehen zu können, ist die Kreispolizei Kleve eine Kooperation mit Impuls eingegangen. Die Veranstaltungsreihe „Für ein gutes Gefühl” startet am Mittwoch, 17. Oktober, von 15 bis 17 Uhr im Niederrheinischen Museum Kevelaer.

Die Fähigkeiten einer Superheldin wollen Hildegard Wolff (Impuls), Stefanie Bodden-Bergau (Kreispolizei Kleve) und Trainerin Britta Tiggelkamp aus jeder Frau herausholen. NN-Foto: SP

Eingeladen sind alle Frauen und Mädchen ab 16 Jahren, die sich vor Übergriffen schützen wollen. „Täter suchen keine Gegner, sie brauchen Opfer”, sagt Stefanie Bodden-Bergau von der Kriminalprävention und dem Opferschutz der Kreispolizeibehörde Kleve. Deshalb sei für Frauen ihr eigenes Auftreten wichtig. Bei der Veranstaltungsreihe sprechen Wolff und Bodden-Bergau an, wie Frauen durch Körpersprache Grenzen setzen und wie Frauen ihr eigenes Selbstvertrauen stärken können. Aber auch polizeiliche Fakten sollen erläutert werden.

-Anzeige-

Seit der Silvester-Nacht in Köln sind auch bei der Polizei in Kleve mehr Anzeigen von Frauen eingegangen. 2016 wurden 126 Fälle aktenkundig, 2017 waren es 169. „Trotzdem gab es aber keine gravierende Ansteigung”, sagt Bodden-Bergau und begründet: „Im November 2016 ist aufgrund der Silvester-Nacht der sogenannte „Grapsch-Paragraf” eingeführt wurden. Seitdem haben wir den neuen Tatbestand sexuelle Belästigung, wodurch auch ein unsittliches Berühren oder Antanzen zur Anzeige gebracht werden kann.” Dieser habe letztendlich neben der Tatsache, dass für Frauen mittlerweile die Schwelle niedriger sei, ein solches Delikt anzuzeigen, auch zu mehr strafrechtlichen Verfolgungen geführt.

Zuzüglich zur Veranstaltungsreihe, die mindestens drei Mal jährlich stattfinden sollen, wird es auch Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungskurse für Mädchen und Frauen geben. Trainerin Britta Tiggelkamp, Inhaberin des dritten Dan, hat dazu eine spezielle Ausbildung absolviert, um Frauen ein selbstbewusstes Auftreten und Handeln beibringen zu können. Der erste Kurs findet Mitte November ein Wochenende lang statt. „Da geht es dann schwerpunktmäßig um die Selbstbehauptung, weil die Selbstverteidigung mit diversen Techniken an zwei Tagen nicht zu realisieren ist”, sagt Tiggelkamp. Einfache Grundlagen wie das losreißen von einer anderen Person, seien aber durchaus Bestandteil des Kurses.

Die Selbstbehauptung sei im Umgang mit sexueller Belästigung aber eine wichtige Grundlage, die Frauen beherrschen sollten, sagt Hildegard Wolff von Impuls. „Täter sind weniger die Unbekannten, die Frauen von hinten niederstrecken, sondern mehr die Bekannten im eigenen Umfeld”, sagt Wolff. Und da sei das eigene selbstbewusste Auftreten der Frau das beste Mittel zur Wehr.

Vorheriger ArtikelIm schönsten Garten wächst auch Wein
Nächster ArtikelKSB-Heimat mit Leben füllen