Jan (2. vr) und Barbara Michels (r) können stolz sein: Ihr Garten in der Kategorie „Haus- und Wohngarten“ hat der Kommission am besten gefallen.NN-Foto: CDS

HASSUM.  „70 Prozent der Deutschen entspannen am liebs­ten im Garten“, zitierte Josef Jörissen, der stellvertretende Vorsitzende des Kreisverbandes Kleve für Heimatpflege, aus einer Umfrage. Grund genug für den Verband, bei seinem Gartenwettbewerb 2018 erstmals die Kategorie „Haus- und Wohngarten“ auszuschreiben.

Im Siegergarten der Familie Michels in Hassum wurden nun auch die Ergebnisse in den weiteren Sparten Wirtschafts-, Bauern-, Natur- und Vorgarten, Blumenschmuck, Fassadengestaltung sowie der verbands­eigenen Sonder- und Gemeinschaftsleis­tungen vorgestellt. „Es gibt 17 Millionen Privatgärten in Deutschland, das ist zehnmal mehr Fläche, als Berufsgärtner bearbeiten“, unterstrich Jörissen die Bedeutung, die das „grüne Wohnzimmer“ im Alltag mittlerweile erlangt hat. Seit mehr als 40 Jahren führt der Verband diese Wettbewerbe durch, deren Ursprung im Jahre 1913 liegt. Damals wurden erstmals Balkone und Vorgärten bewertet. Zunächst führten einzelne Heimatvereine die Wettbewerbe durch; nach der kommunalen Neuordnung von 1975 brachte sich der Kreisverband ein und organisierte die Wettbewerbe innerhalb der dem Verband angeschlossenen Freizeitgärtnern. Am Anfang ging es dabei nur um Wirtschaftsgärten. Doch das hat sich im Laufe der Zeit erheblich gewandelt.

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Solche kleinen Details machen den Charme des Gartens aus. NN-Foto: CDS

Familie Michels „beackert“ ihren Garten seit 1989; damals hatten sie die alte Molkerei in Hassum gekauft. „Hier war Niemandsland“, erinnert sich Jan Michels, „die Gleise der Boxteler Bahn lagen noch, denn die Molkerei hatte einen eigenen Anschluss an die Bahnlinie.“ Der Garten hat sich nach und nach entwickelt, einen fertigen Plan gab es nicht. Jan und Barbara Michels verbringen täglich einige Stunden mit Gartenarbeit; Sohn Florian ist meist für das Rasenmähen zuständig. „Für uns ist das Entspannung und Abschalten vom Alltag“, so das Ehepaar. Inzwischen bauen sie hier sogar Wein an: Etliche Flaschen Rot-, Weiß-, Rosé- und Quittenwein können im Herbst gekeltert werden. Irmgard Kruse vom Verkehrs- und Heimatverein Kessel hatte den Michels-Garten für den Wettbewerb in der neuen Kategorie „Haus- und Wohngarten“ vorgeschlagen; die Kommission unter dem Vorsitz von Margot Dassel kam zur Besichtigung und war restlos begeistert: „Wir haben uns hier sofort zu 100 Prozent wohl gefühlt. Das ist der Garten, wie er sein sollte. Es war für uns einfach eine runde Geschichte.“ Sprich, das ganze Grundstück von 6.000 Quadratmetern wird miteinbezogen, es gibt Essbares – zum Beispiel Äpfel, Lebensraum für Tiere wie die eigenen Hühner und sogar Schleiereulen, sowie Spielmöglichkeiten für Kinder.

Familie Michels war übrigens das erste Mal dabei und hat gleich gewonnen. Nun dürften sie in der Kategorie „Haus- und Wohngarten“ erst wieder in fünf Jahren antreten. In einer anderen Kategorie könnten sie es im kommenden Jahr bereits wieder versuchen. Der Sieg ist übrigens mit einer kleinen Anerkennung verbunden: Für den ersten Platz in jeder Kategorie gibt es 50 Euro, für den zweiten Platz 40 und für den dritten Platz 30 Euro. Die Sieger in der Kategorie „Sonder- und Gemeinschaftsleistungen“ bekommen jeweils 100 Euro. Die feierliche Siegerehrung findet am Freitag, 6. Oktober, ab 17 Uhr, im Bühnenhaus Kevelaer statt.

Im Garten gedeihen auch die Reben prächtig! NN-Foto: CDS

Nicht zuletzt möchte der Kreisverband mit diesen Wettbewerben das Interesse für die Pflege und die Anlage von Gärten fördern und aufzeigen, welche Möglichkeiten es gibt, einen Garten ganz individuell zu gestalten. „Oft beteiligen sich die Sieger im Nachhinein zum Beispiel am Tag der offenen Gartenpforte oder machen mit bei ‚Offene Gärten im Kleverland“, hat Josef Jörissen beobachtet. Denn der Entwicklung hin zu monotonen, minimalistischen Gärten mit versiegelten Flächen aus Beton, Stein oder Kies will sich der Kreisverband entschieden entgegenstellen. Solche Steinlandschaften seien keine gärtnerische Anlagen mehr: „Sie sind ökologisch gleichzusetzen mit einer gepflasterten Fläche“, warnt Jörissen vor einem Trend, der negative Auswirkungen auf das Ökosystem mit seinen Pflanzen und Tieren habe. Ein Trend, der in den Siegergärten allerdings keinen Platz hat. Hier wird deutlich: Es geht auch anders.
Die Gewinner
Wirtschaftsgarten (neun Meldungen):
Eheleute Heck, Kalkar-Appeldorn
Bauerngarten (drei Meldungen):
Marcella Weber, Kalkar-Kehrum
Naturgarten (fünf Meldungen):
Odile Jurgons, Kevelaer-Winnekendonk
Haus- und Wohngarten (17 Meldungen):
Eheleute Michels, Hassum
Blumenschmuck (15 Meldungen):
Fritz Janßen, Kalkar-Appeldorn
Vorgarten (27 Meldungen):
Margret Hetzel, Pfalzdorf
Fassadenbegrünung (17 Meldungen):
Eheleute Lamers, Bedburg-Hau – Hasselt
Die zweiten und dritten Plätze sowie die Sieger in der Kategorie Sonder- und Gemeinschaftsleistungen gibt es unter www.heimatpflege-kreiskleve.de

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