Lebensmittel „retten“ vor dem Wegwerftod

Privates Engagement: Nahrungsmittel verschenken statt im Müll zu entsorgen

XANTEN. Ein Drittel aller in Deutschland produzierter Lebensmittel landen in den Müll – das sind laut einer Studie der Umweltorganisation WWF jährlich 18 Millionen Tonnen. Eine unglaubliche Verschwendung, die Empörung auslöst. Sie könnte (teilweise) vermieden werden, wenn wir alle bewusster und sorgfältiger mit unseren Nahrungsmitteln umgehen würden. Die „Foodsharer“ machen es vor.

Rund vier Kisten Lebensmittel können pro Abholung gepackt werden. Seit 2015 haben die Xantener bei über 1.100 Rettungsaktionen bereits 7.500 Kilogramm Lebensmittel vor der Mülltonne gerettet. Die Arbeit teilen sich zur Zeit: (v.l.): Sandra Berg, Milena Strenge, Lorena Hermanns, Luise Steinhoff und Lia Bernhauser.                                     Foto: privat

Luise Steinhoff aus Xanten erklärt, was Foodsharing ist: „Wir retten Lebensmittel, indem wir Essbares in Geschäften oder bei Privatleuten abholen und verschenken.“ Dabei kann es sich um Artikel handeln, die nicht mehr verkauft werden dürfen, wie aufgerissene Packungen oder die das Mindeshaltbarkeitsdatum überschritten haben sowie überflüssige Produkte, die jemand zur Verfügung stellt, der zum Beispiel in Urlaub fährt oder die er im Garten hat.
„Wer etwas verzehrt muss sich auf seine Sinne verlassen“, schließt die junge Xantenerin jegliche Haftung aus und nennt als Beispiel: „Alles, was man selbst noch essen würde, darf man auch verteilen und ein Joghurt ist nicht von heute auf morgen plötzlich schlecht.“ Das ist ein Unterschied zu den Tafeln, die das Mindesthaltbarkeitsdatum beachten müssen. „Eine Tafel ist nicht öffentlich, sie gibt nur an Berechtigte Lebensmittel aus, während wir auch Dinge verschenken, die bereits abgelaufen sind“, erläutert Luise die Zielsetzung, Essbares vor der Mülltonne zu retten.
Die Xantener – eine Gruppe von rund 35 „Foodsavern“ (Lebensmittelrettern) – von denen zur Zeit fünf aktiv sind – ist seit September 2015 im Einsatz nach dem Prinzip „Kostenfreie Lebensmittel für alle – nimm mit, was du brauchst und bring her, was du übrig hast!“
Klingt simpel, muss aber natürlich gut organisiert sein. Dabei hilft eine Online-Plattform der Initiative „foodsharing.de“ , die deutschlandweit arbeitet. Alle Mitglieder engagieren sich ehrenamtlich und unentgeltlich. Wer sie unterstützen möchte, registriert sich im Internet oder über facebook unter „Foodsharing Xanten“. Bevor er zum „Botschafter“ wird, hat er ein Quiz zu bestehen – eine machbare Prüfung, damit er seinem eigenen Zeitplan entsprechend aktiv werden kann.
Das Foodsharing-Team Xanten holt drei mal wöchentlich Lebensmittel bei Kooperationspartnern ab, die nicht verkauft werden konnten und füllt damit einen großen Kühlschrank und ein Regal in einem Raum der Druckerei nachdruck in der Klever Straße 30. Das ist immer montags, mittwchs und freitags gegen 17 Uhr. Wer mag kann diesen sogenannten „Fairteiler“ wochentags von 8 bis 19 Uhr nutzen, samstags bis 14 Uhr.
„Wer uns unterstützt, geht keinerlei Verpflichtungen ein. Es gibt einen Plan, in dem man sich eintragen kann, wann man mithilft, das heißt Kisten packt, Lebensmittel sortiert und den Fairteiler bestückt. Wir freuen uns über jede Hilfe, auch wenn man nur alle paar Wochen aktiv sein kann.“, hofft Luise Steinhoff auf weitere Unterstützer.

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FOODSHARER

Wer Lebensmittel abgeben möchte oder wer die Rettungsaktion von Lebensmitteln untersützten möchte, meldet sich unter www.foodsharing.de oder über facebook unter „Foodsharing Xanten“ oder telefonisch bei Koordinatorin Luise Steinhoff, 0160 917 12557

 

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