GELDERN. Am 10. September 1979 schlug die Geburtsstunde für den internationalen Straßenmalwettbewerb in Geldern. „Damit wurde ein neues Kapitel der Stadtkultur- und Innenstadtgestaltung aufgeschlagen”, erinnert sich Herbert Winnenburg. Der damalige Wirtschaftsförderer und Werbeleiter der Stadt Geldern hatte die Idee zu dieser neuartigen Veranstaltung, die mittlerweile weltweit Nachahmer gefunden hat. Vom 24. bis 26. August wird in Geldern nun die 40. Auflage des internationalen Straßenmalwettbewerbs gefeiert und der Werbering Geldern hat sich als Veranstalter einige Neuheiten dazu einfallen lassen.

Die Idee zum Straßenmalwettbewerb in Geldern kam Herbert Winnenburg übrigens bei einem Besuch in Köln. „Ich war auf der Suche nach einem Konzept für die 750-Jahr-Feier der Stadt Geldern. Ein Straßenmaler und zwei Straßenmusikanten hatten sich vor einem Café platziert und ich war sofort angesteckt und begeistert von der besonderen Atmosphäre, die sie verbreiteten.” Damit stand er Ende der 1970er Jahre aber weitestgehend alleine. Straßenkünstler wurden damals von den Ordnungsbehörden meist als Störer der öffentlichen Ordnung gesehen. Konnten sie keinen Reisegewerbeschein vorweisen, wurde ihnen ein Bußgeld auferlegt und sie wurden der Stadt verwiesen.

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Herbert Winnenburg als Pionier eines ganzheitlichen Stadtmarketings dagegen wollte der Straßenkunst ein künstlerisches Forum schaffen und gleichzeitig Geldern langfristig als Stadt der Straßenkunst etablieren. Mit Erfolg: Schon in den ersten Jahren schaffte es die Veranstaltung mehrfach in das Guiness Buch der Rekorde – für das kleine und das größte Straßenbild der Welt und als einziges begehbares Straßenbildmuseum der Welt. „Die internationale Presse würdigte den Wettbewerb in Geldern in zahllosen Medienberichten als beispiellose Straßenkulturaktion und viele Stadtverwaltungen kamen nach Geldern, um von unserem erfolgreichen Stadtmarketing zu lernen”, betont Winnenburg, der den Straßenmalwettbewerb bis 1984 organisierte. Mit seinem Weggang nach Detmold hat der Werbering Geldern mit einer Bürgerinitiative diese Kulturveranstaltung erhalten und unter Federführung des Geschäftsführers Gerd Lange im Fortbestand gesichert und weiter entwickelt. „Heute ist der Internationale Straßenmalwettbewerb zu einer festen Institution geworden und hat für Geldern als Stadt der Straßenkunst ein Alleinstellungsmerkmal erhalten, das seinesgleichen sucht”, zeigt sich Winnenburg begeistert. Bis heute ist das Grundkonzept beibehalten worden: Profis aus der ganzen Welt malen neben Bürgern aus der Region in den Kategorien Freie Kunst und Kopisten; für Kinder und Jugendliche gibt es eigene Kategorien. „Viele anerkannte Straßenkünstler haben als Kind oder Jugendlicher in Geldern begonnen und von hier aus den Sprung zu den internationalen Festivals geschafft”, betont auch Gerd Lange. Mittlerweile gibt es für die Gewinner der letzten Jahre eine Meisterklasse und auch die Rubrik der dreidimensionalen Bilder hat sich in Geldern etabliert. Für die Meisterklasse Kopisten haben sich in diesem Jahr Ruth Brauer aus Straelen, Marion Ruthardt aus Duisburg, Helen Wolters aus Oberhausen, Frederike Wouters aus Kevelaer sowie Tina Ganster und Nicole Juhlke aus Geldern qualifiziert, in der Meisterklasse Freie Künstler treten Nikolaj Arnd aus Marburg, Gregor Wosik aus Mönchengladbach, Gero Casper und Wolfgang Stadter aus Berlin sowie Stefan Janssen aus Rheinberg an. Alle Straßenmaler werden kostenlos verpflegt und sie erhalten ein gratis Kreidekontingent. Preisgelder gibt es für die Erstplatzierten.

Anmeldung noch möglich

Anmeldungen zum diesjährigen Wettbewerb sind übrigens jederzeit über www.geldern.de möglich sowie an den Veranstaltungstagen (am Sonntag bis 12 Uhr) im Jugendheim „Check Point” an der Kapuzinerstraße. Das Sonderbüro ist am Samstag von 8 bis 18 Uhr und am Sonntag von 9 bis 18 Uhr geöffnet.

Parallel zum Straßenmalwettbewerb findet der Straßenmusikwettbewerb statt. „Rund 30 Gruppen mit insgesamt knapp 120 Musikern haben sich für dieses Jahr angemeldet”, erklärt Roger Bruns vom Werbering Geldern.Die Jury macht sich bereits am Samstag auf den Weg durch die Innenstadt, um die Einzelkünstler, Duos und Gruppen zu bewerten und das Musikprogramm für den Samstagabend zusammenzustellen. „Ab 19 Uhr präsentieren die Straßenmusiker auf dem Marktplatz ein stimmungsvolles Programm, bei dem man viel zu sehen und zu hören bekommt”, kündigt Roger Bruns an. Dazu sind natürlich auch die Imbiss-Stände weiter geöffnet, die internationale Spezialitäten sowie vegetarische und vegane Gerichte anbieten.

Graffitis in der Glockengasse

Ganz neu im (Jubiläums-)Programm sind Graffiti-Künstler, die am Samstag auf der Glockengasse ihre farbenfrohe und kreative Kunst auf 3,50 mal 1,70 Meter große, gespannte Planen bringen. „Die Besucher können den Künstlern bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen”, erklärt Hanneke Hellmann, die die Aktion gemeinsam mit Gabi Engelke und Roger Bruns organisiert. Am Sonntag werden die bunten Planen dann auf dem Kleinen Markt ausgestellt und für 150 Euro pro Stück zum Verkauf angeboten. „Wir hoffen, dass sich Bauunternehmer oder Architekten finden, die mit diesen Kunstwerken den Bauzaun an ihren Baustellen verschönern möchten”, so Hellmann. Das entsprechende Firmenlogo wird nach erfolgtem Kauf nachträglich aufgesprüht.

Kreative Köpfe sind aber auch am Sonntag in der Glockengasse zu finden. Bis zu 30 ausgewählte Künstler präsentieren ihre Arbeiten hier von 11 bis 18 Uhr beim Kunst- und Kreativmarkt. „Die Palette reicht wieder von Töpferei und Keramik, über Glaskunst und Skulpturen bis hin zu Kunsthandwerk und Gartenkunst”, verspricht Gabi Engelke, die den Markt seit 2013 organisiert.

Mit den Siegerehrungen am Sonntag ab 18 Uhr klingt das Jubiläums-Straßenmalwochenende aus, vergeben werden dann auch die Publikumspreise für Straßenmaler und Straßenmusiker. Am Infomobil auf dem Markt können die Stimmen dafür abgegeben werden.

Gelderner Sommer und
Neuauflage „MontHarte”

„Das Programm zum 40. Straßenmalwettbewerb startet aber bereits am Freitagabend mit dem Gelderner Sommer und einer Neuauflage des Events MontHarte”, kündigt Werbering-Vorsitzende Karla Leurs an. Die Band „acoustic flat” spielt ab 20 Uhr beim Balkan-Restaurant, zudem hat Andrea Kuhnert befreundete Maler eingeladen, die ihre Bilder auf Staffeleien auf der Hartstraße ausstellen und sich bei der Arbeit über die Schulter schauen lassen. „Auch am Samstag und Sonntag sind viele Maler auf der Hartstraße zu finden, für die Kinder ist auch wieder Kälbchen Mia zum Bemalen dabei”, kündigt Karla Leurs an. Bereits vor einigen Jahren war MontHartre erfolgreich durchgeführt worden – zum 40. Jubiläum des Straßenmalwettbewerbs hofft der Werbering jetzt auf eine gelungene Neuauflage. Interessierte Künstler können sich noch anmelden bei Andrea Kuhnert unter Telefon 0162/3303426.

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