Sechs Monate durch Afrika: Auf dem Weg zu sich selbst

Tobias Köhn zeigt am Sonntag im Klever Kino seinem Film über seinen waghalsigen Trip mit einem Auto

KLEVE. Depressionen, Angstzustände und Suizidgedanken bestimmten Tobias Köhns Leben. „Ich bin sehr verkopft gewesen”, sagt der 26-Jährige heute. Ein Trip durch die Wüste Afrikas änderte das. Seine eigene Lebensgeschichte und die Reise durchs ferne Land hat er in dem Film „Ein Viertel der Welt – vom Träumer zum Macher” zusammengefasst. Er ist am kommenden Sonntag, 26. August, in der Sonntagsmatinee um 12 Uhr in den Klever Tichelpark-Kinos zu sehen (Eintritt: acht Euro).

Tobias Köhn auf seinem Trip durch Afrika neben seinem Suzuki Samurai. Foto: Tobias Köhn

In Köhns Heimatstadt Krefeld hat der Film bereits vor 800 und 700 Zuschauern an zwei Tagen Premiere gefeiert. „Wir haben den Film finanziell mit unterstützt und freuen uns nun, ihn zeigen zu dürfen. Es ist nämlich keine normale Reportage”, sagt Reinhard Berens, Geschäftsführer des Klever Tichelpark-Kinos.

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Kein reiner Dokumentarfilm

Einen reinen Dokumentarfilm wollte Köhn auch gar nicht produzieren. „Davon gibt es ja schon 20.000 andere über Afrika”, sagt Köhn. In „Ein Viertel der Welt – vom Träumer zum Macher” steht dagegen er selbst im Mittelpunkt. „Ich dokumentiere meine eigene persönliche Entwicklung – so wie ich mich auf der Reise verändert habe”, erzählt Köhn. Dazu filmte er sich selbst. „Bei der Produktion des Films und beim Schnitt habe ich mir von einem Freund helfen lassen. Meine Kindheit wurde zudem als Comic hervorragend dargestellt”, sagt Köhn. In seinen jungen Jahren liege nämlich die Ursache für die Angstzustände und die Depressionen. Warum? Das erklärt der Film.

Die sechsmonatige Tour durch die Wüste Afrikas habe ihm geholfen, alles aufzuarbeiten. Dazu musste er aber erstmal Mut zeigen. „Ich habe alles hinter mir gelassen”, sagt Köhn. Seinen sicheren und gutbezahlten Job als Elektromonteur kündigte er und kaufte sich einen Suzuki Samurai. „Den habe ich erstmal komplett auseinander gegangen”, berichtet Köhn. Eine kleine Küche baute er in den kleinen Geländewagen ein. Auf dem Dachgepäckträger installierte er einen kleinen Schlafplatz, den er bei Bedarf zu einem Zelt umfunktionieren konnte.

Sein kompaktes, mobiles Wohnhaus auf vier Rädern verschiffte er bevor es richtig los ging nach Afrika. „Das hat rund anderthalb Monate gedauert”, sagt Köhn. Im Mai 2016 nahm er seinen Suzuki in Kapstadt in Empfang. Von da an war er auf sich allein gestellt. „Jede Reparatur an meinem Auto habe ich selbst gemacht. Ich wusste: Entweder ich mache das jetzt oder es wird nicht gut ausgehen”, erzählt Köhn.

Der 26-Jährige bewahrte jedes Mal die Ruhe – auch als ihm in der Steinwüste Namibias bei praller Hitze und ohne eine einzige Menschenseele weit und breit das Verteilergetriebe seines Suzukis gerissen war. „Ich habe das Abenteuer gesucht. In diesen Momenten habe ich gelernt, dass ich mir vertrauen kann”, sagt Köhn.

„Ein Viertel der Welt“ holte Kino-Chef Reinhard Berens (l.) nach Kleve. Tobias Köhn wird am Sonntag selbst vor Ort sein. NN-Foto: SP

Es habe aber auch andere Situationen auf seiner Reise durch Afrika gegeben, die im Nachhinein nicht ungefährlich gewesen seien. „In einem Township in Sambia habe ich die Bewohner kennengelernt. Sie waren total freundlich und nett zu mir, aber als Weißer dort alleine hinzugehen war eigentlich schon riskant”, resümiert Köhn. Ihn beeindruckte indes, wie viele Personen auf kleinstem Raum in so einem Township zusammenleben, während in anderen Regionen nur alle paar hundert Meter mal ein Haus steht.

Seine ursprünglichen Pläne hat Köhn übrigens nicht eingehalten. „Ich wollte eigentlich von Kapstadt aus durch Afrika nach Dubai in die Arabischen Emirate fahren. Doch das hat nicht geklappt, wie der Film zeigt und erklärt”, sagt Köhn. Diese Freiheit, nichts einhalten zu müssen und schauen zu können, wohin ihn der Weg führt, habe er an seinem Trip besonders geliebt. So bald wie möglich möchte er wieder nach Afrika reisen.

„Ich bin jetzt ich selbst”

Im November 2016 kehrte Köhn nach vielen Erlebnissen und Begegnungen mit Einheimischen und wilden Tieren jedoch erstmal nach Deutschland zurück – als anderer Mensch. „Ich war schon immer sehr introvertiert. Heute kann ich aber hier sitzen und meine Geschichte erzählen. Ich habe während meiner Reise gemerkt, was für mich wirklich zählt. Ich habe meine Balance gefunden und bin jetzt ich selbst”, sagt Köhn. Mit seinem Film möchte er anderen Menschen Mut machen.

Monate lange Arbeit hat er und sein Team in „Ein Viertel der Welt – vom Träumer zum Macher” gesteckt. Die beiden Premieren in Krefeld haben bereits gezeigt, dass sie sich gelohnt haben. Reinhard Berens hofft nun auch auf ein volles Kino am kommenden Sonntag. „Es ist ein absolut sehenswerter Film mit einer starken Story, die für sich steht. Der Film ist nicht nur für Reisefilm-Liebhaber, sondern auch für alle, die diesen Weg von Tobias Köhn interessant finden” sagt Berens. Der reiselustige Filmemacher wird am Sonntag selbst im Tichelpark-Kino vor Ort sein und nach dem Film Rede und Antwort stehen.

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