Ohne Übergewicht und Sucht zu mehr Lebensqualität

In Emmerich haben sich zwei neue Selbsthilfegruppen gegründet

EMMERICH. Essen wurde bei Jana Lüdtke irgendwann zur Sucht. „Sie wird auch immer bleiben”, sagt die 27-Jährige. Doch mittlerweile habe sie gelernt, damit umzugehen. „Auch wenn es mir manchmal noch schwer fällt”, gesteht Lüdke. In zwei Jahren nahm sie unglaubliche 60 Kilogramm ab. Ihre Erfahrungen möchte sie nun in einer Selbsthilfegruppe weitergeben.

Wollen Rat geben und Mut machen: Wernfried Mehlko, Bärbel Vick und Jana Lüdtke (v. l.). NN-Foto: SP

Dick sei sie schon immer gewesen, sagt Lüdke. „Ich habe unzählige Diäten gemacht. Damit auch mal 20 Kilogramm abgenommen, aber dann auch wieder 30 Kilogramm zugenommen”, berichtet die 27-Jährige. Vor zwei Jahren habe es dann bei ihr aber „Klick” gemacht. „Ich habe mich mit Ernährung auseinandergesetzt und angefangen Sport zu treiben”, erzählt Lüdke. Alles geschah aus einer Eigeninitiative heraus. Hilfe hatte sie dabei keine. „Außer von meiner Familie, die mich natürlich unterstützt hat”, sagt Lüdke.

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Nun möchte sie anderen Mut machen, Ähnliches zu schaffen. „Ich möchte mit der Selbsthilfegruppe erreichen, dass sich die Teilnehmer gegenseitig motivieren und Ratschläge geben”, sagt Lüdke. Mit Flyern hat sie die Selbsthilfegruppe bereits beworben; ein paar Interessente haben sich daraufhin schon gemeldet.

„Insgesamt leiden 1,4 Millionen Deutsche an Adipositas. Schon jeder Vierte ist übergewichtig”, sagt Bärbel Vick vom Selbsthilfe-Büro im Kreis Kleve. Der Bedarf an einer solchen Selbsthilfegruppe sei also da. Wie gut es sich anfühlt, wenn man viele Kilos leichter ist, durfte Jana Lüdke schon hautnah erleben. „Viele Leute sind jetzt freundlicher zu mir als früher. Zum Beispiel die Kassierer an der Tankstelle. Plötzlich verwickeln sie einen in ein Gespräch”, erzählt Lüdke. Das sei früher selten bis nie der Fall gewesen. „Außerdem bin ich natürlich fitter als früher. Mittlerweile muss ich nicht mehr den nächsten Parkplatz am Supermarkt haben, weil ich die paar Meter gehen kann”, sagt Lüdke stolz und erleichtert.

Sein Leben geändert hat auch Wernfried Mehlko. Er war 30 Jahre lang alkoholabhängig. „Seit 18 Jahren bin ich nun trocken und erlebe mein Leben wieder neu”, sagt der 68-Jährige. Dazu musste sein Leben aber erst fast aus den Fugen geraten. „Ich war bei der Deutschen Bahn beschäftigt. Dort musste ich regelmäßig zum Amtsarzt. Eines Tages sagte er mir, dass heute mein letzter Arbeitstag wäre, wenn ich mein Leben nicht ändern würde”, berichtet Mehlko. Das sei der Moment gewesen, bei dem es auch bei ihm „Klick” gemacht hätte. Er machte eine viermonatige Therapie und hat seitdem keinen Tropfen Alkohol mehr angerührt.

Auch er hat eine Selbsthilfegruppe gegründet, die sich bereits seit Oktober trifft. „Bei ihr geht es allgemein um Sucht. Egal ob Alkoholsucht, Drogensucht, Medikamentensucht, Kaufsucht oder Spielsucht”, zählt Mehlko auf und betont gleichzeitig: „Bei uns geht es nicht um Therapie. Wir können auch keine Diagnose stellen. Aber wir können Ratschläge geben und versuchen zu motivieren. Denn eines haben alle Süchte gemeinsam: Sie zerstören Leben.”

In der Selbsthilfegruppe seien nicht nur Betroffene selbst, sondern auch Angehörige Willkommen. „Wir können ihnen Tipps geben, wie sie einen Betroffenen auf seine Sucht ansprechen und ihm helfen können”, sagt Mehlko.


Selbsthilfegruppen

Die Selbsthilfegruppe „Adipositas” trifft sich ab sofort jeden Montag um 19 Uhr in den Räumlichkeiten der AWO in der Goebelstraße 61 in Emmerich. Einen Kontakt zur Selbsthilfegruppe gibt es unter Telefon 0157/30070428 oder per E-Mail unter adipositasemmerich@gmail.com.

Die Selbsthilfegruppe „Sucht” trifft sich jeden Dienstag ab 19 Uhr ebenfalls in den Räumlichkeiten der AWO in der Goebelstraße 61 in Emmerich. Einen Kontakt zur Selbsthilfegruppe gibt es unter Telefon 0151/61488387 oder unter 02801/9874025.

 

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