HALDERN. Das Haldern Pop hat sich schon immer als mehr als nur ein reines Musikfestival verstanden. Die Macher des Open Air verbinden es stets mit einer Botschaft, die sich um den Niederrhein – Stichwort „Heimat“ – dreht. Auch die 35. Auflage, die vom 9. bis 11. August auf dem alten Reitplatzgelände mit mehr als 60 Musik-Acts stattfindet, steht entsprechend wieder unter einer Überschrift, die zur Interpretation einlädt: „Mehrsamkeit“.

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NN-Fotos: Heiner Frost

Dabei sollen verschiedene Aspekte, den Niederrhein betreffend, ins rechte Licht gerückt werden. „Eine erschreckende Vielzahl von Jugendlichen will nach der Schule nur weg von hier“, weiß Organisator Stefan Reichmann aus Gesprächen. Es herrsche die Meinung vor, dass in der Region zu wenig los sei. Doch Kontakte finden die jungen Menschen nach dem Umzug in eine Großstadt auch nicht zwangsläufig, soziale Netzwerke sollen für Kontakte sorgen und Video-Streaming für Unterhaltung – tatsächlich führt beides aber in die „digitale Einsamkeit“, wie es Reichmann formuliert. Hier will das Haldern Pop mit seiner „Mehrsamkeit“ ansetzen. „Wir müssen den Jugendlichen Perspektiven bieten“, fordert Reichmann. Schon im vergangenen Jahr (Bilder vom 34. Haldern Pop Festival) wurde dieses Ziel verfolgt, die Schlagworte „Visionen“, „Energie“ und „Gastfreundschaft“ waren in aller Munde. „Mit unserem Festival können wir Aufmerksamkeit erreichen und Menschen jeden Alters für den Niederrhein begeistern“, ist Reichmann überzeugt.

Doch man wolle „tiefer gehen“ und vermitteln, was der Niederrhein bedeutet. „Wir wollen in die Zukunft schauen, die Lebendigkeit der Region zeigen“, sagt Reichmann. Daher suchen sich die Organisatoren auch ganz gezielt ihr Partner und Sponsoren. Unternehmen, die beispielsweise Nachwuchskräfte suchen und junge Menschen und deren „Energie“ an die Region binden können, siehe Zippo aus Emmerich und Ahoj-Brause, also Katjes. Neu dabei ist das Straelener Unternehmen bofrost, laut Reichmann „ein sehr interessanter Partner“, da wichtiger Arbeitgeber in der Region. Für die Besucher wird bofrost Snacks auf dem Camping-Platz und auf dem Markt anbieten sowie das Festival-Team bereits während des Aufbaus versorgen.

Unter den Begriff „Mehrsamkeit“ fällt aber eben auch die Musik und das gemeinsame Musikhören beim Festival in Haldern. „Vielfältige Musik für vielfältige Menschen“, versprechen die Veranstalter. Rock von „De Staat“ trifft auf Hip-Hop von „The Lytics“, Elektro-Pop von „Shortparis“ oder auch die „Schlagerbestie“ Stefan Florian aus Kaltern in Südtirol, dazwischen ein Name wie Philipp Poisel – das Haldern Pop will über die Musik Generationen verbinden und Unterschiede überwinden. Ganz im Gegensatz etwa zu den 1950er Jahren: Aus dieser Zeit stammt eine Jugendschutzverordnung, die vor kurzem beim Aufräumen in der Pop-Bar gefunden wurde und überschrieben ist mit: „Achtung Jugendliche!“ Für Reichmann klingt dies wie eine Warnung vor jungen Menschen: „Und ein solcher Umgang mit Jugendlichen hat möglicherweise auch mit deren Landflucht zu tun.“ Diese gelte es zu verhindern.

Ein besonderer Gast hat sich für die Talkrunde angekündigt, die seit einigen Jahren im Jugendheim stattfindet: Richard McPhail, der erste Tourmanager von „Genesis“ und Peter Gabriel, kommt nach Haldern. McPhail hat im vergangenen Jahr ein Buch über seine Zeit mit der Band von den Anfängen bis 1977 veröffentlicht. „Er hat sich sehr über unser Interesse gefreut“, erzählt Reichmann, der genau weiß, welchen Bezug gerade „Genesis“ zu Haldern und der Geschichte des Festivals hat: „Ihre frühen Platten waren in jedem Haushalt der Raum-3-Leute zu finden – und sind es teils heute noch.“

Darüber hinaus steht nun auch der Programmablauf. Der Rahmenzeitplan soll wie im vergangenen Jahr gestaltet werden, gleiches gilt für die Bühnenkonstellation. Das Festival eröffnet ein „Original vom Niederrhein“, wie es Stefan Reichmann formuliert: Claus van Bebber aus Appeldorn gibt in der Haldern Pop Bar am 9. August um 13 Uhr mit seiner experimentellen Musik den Startschuss.


Der Programmablauf

Donnerstag, 9. August

Hauptbühne: The Inspector Cluzo, Public Service Broadcasting, Dirty Projectors, Mario Batkovic & Friends, Philipp Poisel;
Spiegelzelt: Aquilo, Big Thief, Reverend Beat-Man and the New Wave, Kevin Morby, Shortparis, Rival Consoles, John Maus;
St.-Georg-Kirche: n.n., Chad Lawson, n.n., Stargaze & Lisa Hannigan / Beethoven, Nilüfer Yanya, Jake Bugg;
Pop Bar: Claus van Bebber, Tristan Brusch, Moncrieff, Infidelix;
Jugendheim: Hannah Williams & The Affirmations, Broen.

Freitag, 10. August

Hauptbühne: The Slow Readers Club, De Staat, Fink, n.n., Seun Kuti & Egypt 80, Villagers, Nils Frahm;
Spiegelzelt: n.n., Astronautalis, Sampa The Great, Housewives, Hope, Deerhoof, Curtis Harding, Bruno Major, The Lytics;
St.-Georg-Kirche: Cantus Domus, Fabrizio Cammarata, Adam French, Jade Bird, n.n., n.n.;
Pop Bar: Jordan Mackampa, Alabaster Deplume, n.n.;
Jugendheim: Seamus Fogarty, n.n.

Samstag, 11. August

Hauptbühne: Fortuna Ehrenfeld, Protomatyr, Jenny Lewis, The Lemon Twigs, Gisbert zu Knyphausen, King Gizzard & the Lizard Wizard, Kettcar, Sleaford Mods;
Spiegelzelt: n.n., Love A, n.n., Marlon Williams, Phoebe Bridgers, Rolling Blackouts Coastal Fever, Schnellertollermeier, Ariel Pink;
Pop Bar: Lewsberg, Marius Bear, Landlady;
Jugendheim: n.n., Julian Sartorius, Das Paradies;
Keusgen Tonstudio: Hatis Noit, n.n., n.n.

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