Kirchturmdenken war gestern, gemeinsam die Region stärken

Wirtschaftsförderer Kuypers, Kreis, Bons, Straelen, Henseler, Bedburg-Hau und Ketteler, Kalkar diskutierten

KALKAR/KREIS KLEVE. Zu einer Diskussionsrunde hatte Willi Heuvens Wirtchaftsförderer ins Haus Horst Kalkar eingeladen. Hans-Josef Kuypers von der Kreiswirtschaftsförderung, Dieter Henseler von der Gemeinde Bedburg-Hau, Uwe Bons von der Stadt Straelen und Dr. Bruno Ketteler von der Stadt Kalkar folgten der Einladung. Kontroversen gab es nicht bei den Themen Herausforderungen und Aufgaben für Wirtschaftsförderung im Kreis Kleve, dafür Einigkeit, von Kooperationen zu profitieren und gemeinsam sich der Zukunft zu stellen.

Diskussionsrunde mit den Wirtschaftsfördern (v.l.) Uwe Bons, Straelen, Dieter Henseler, Bedburg-Hau, Dr. Hubert Ketteler, Kalkar, Gastgeber Willi Heuvens und Kreiswirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers
NN-Foto: Lorelies Christian

„Die größten Herausforderungen liegen bei den Themen Fachkräftebedarf und Schnelles Internet. Auch das Thema Flächenentwicklung für Unternehmensansiedlungen und -erweiterungen bleibt aktuell“, brachte Kuypers die aktuelle Situation auf den Punkt. „Die kontinuierliche Nachfrage nach Gewerbeflächen im Stadtgebiet Kalkar hat dazu geführt, dass ansiedlungsinteressierten Unternehmen im Augenblick kaum Flächen angeboten werden können“, bestätigte auch Dr. Ketteler. Henseler fügte auch die hohen Kosten hinzu, die unter anderem durch die Erschließung entstehen und machte darauf aufmerksam, dass Landwirte kaum mehr bereit seien, Flächen zu verkaufen, sondern wenn überhaupt adäquate Flächen tauschen möchten.
Fachkräftemangel ist inzwischen ein Thema in sämtlichen Berufsfeldern geworden, vor allem bei den Metall- und Elektroberufen sowie im Pflege- und Gesundheitsbereich. Trotz aller Schwierigkeiten beim Anwerben von Fachkräften sieht Kuypers eine Perspektive für den Kreis, hofft dabei auf verstärkte Anstrengungen durch die Unternehmen hinsichtlich Ausbildung, Qualifizierung, Kooperation mit Hochschule, Berufskollegs und allgemeinbildenden Schulen sowie Rücksichtnahme bei Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Mit der Gründung der Hochschule Rhein-Waal und mit dem Ausbau der Berufskollegs sind wesentliche infrastrukturelle Voraussetzungen geschaffen worden, hochwertige Ausbildungen in der Region zu ermöglichen“, lobt Kuypers das Engagement des Kreises Kleve als vorbildhaft bei den Aufgaben als Schulträger.
Bons berichtete aus Straelen: „Wir konnten viele Jahre aus dem Vollen schöpfen, Flächen anbieten und vermarkten. Unsere verfügbaren Flächen am Ort neigen sich jedoch dem Ende zu. Hier kann und wird der Virtuelle Gewerbeflächenpool, das einzigartige Tool im Kreis Kleve, uns helfen.“

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„Gemeinsame Ziele und eine offene, intensive und fortlaufende Kommunikation sind die Erfolsfaktoren“ Hans-Josef Kuypers, Wirtschaftsförderung Kreis Kleve

Hans-Josef Kuypers,
Wirtschaftsförderung Kreis Kleve

 

Wie Kommunen sich unterstützend einbringen können, erläuterte Bonse: „Im vergangenen Jahr haben wir zum ersten Mal gemeinsam mit der örtlichen Wirtschaft eine Ausbildungsmesse in Straelen durchgeführt. Ziel war es hierbei die örtlichen Unternehmen mit den potentiellen Auszubildenden der Straelener weiterführenden Schulen zusammen zu bringen. Fast 60 Unternehmen haben sich der bofrost* Halle präsentiert. Auch in diesem Jahr wollen wir am Samstag, 6. Oktober wieder eine Ausbildungsmesse in Straelen starten.“ Ketteler wies auf einen weiteren Aspekt hin: „Last but not least können auch viele der Menschen, die in den letzten Jahren als Flüchtlinge zu uns gekommen sind, zur Bekämpfung des Fachkräftemangels beitragen. Ausreichenende Sprachkenntnisse und ein Arbeitsplatz sind nach meiner festen Überzeugung Grundvoraussetzung für eine dauerhaft stabile Integration in unsere Gesellschaft.“
Endlich scheint das Schnelle Internet auch auf dem Land anzukommen. Kuypers führte aus: „In 2017 ist es auch dank einer vorbildlichen Kooperation aller Kommunen und des Kreises Kleve gelungen, ein gemeinsames Breitbandkonzept zu entwickeln, das nun mit Fördermitteln des Bundes und Landes umgesetzt wird. Das Konzept wurde unter Federführung der Wirtschaftsförderung Kreis Kleve erstellt. Mit dem aktuellen, von Bund und Land mit über 50 Millionen Euro geförderten Ausbau werden kreisweit circa 12.000 unterversorgte Anschlüsse mit Glasfaser ausgestattet.“ Ketteler ergänzte: „In Kehrum sind wir damit beschäftigt, das Gewerbe- und Gründerzentrum (GGK) fit für die Zukunft zu machen. Im Gebäude wurde jüngst eine leistungsfähige WLAN-Infrastruktur installiert. Bis Mitte des Jahres folgt ein Gigabit-Glasfaseranschluss. Alle acht Hallen im GGK sind mittlerweile ausgebucht, die Seminarräume werden gut angenommen, das Bistro ist wieder in Betrieb und die Nachfrage nach Büroräumen im GGK steigt weiter an. Wir sind also auf einem guten Weg.“
Henseler bestätigte: „In Bedburg Hau bin ich nicht nur für Wirtschaftsförderung zuständig sondern auch für die Bereiche Bauen und Planen. Das geforderte know-how zum Beispiel im Bereich Breitbandausbau ist nicht von jeder Kommune zu leisten, daher bin ich sehr glücklich über die gute Zusammenarbeit mit der Kreiswirtschaftsförderung und dem Austausch mit den anderen Kommunen. Denn schließlich geht es darum, Arbeitsplätze in die Region zu holen. Da sind Kooperationen wünschenswert, um dieses Ziel zu erreichen.“ Diese gute Zusammenarbeit macht sich auch im Bereich Tourismus sehr positiv bermerkbar. „Die Übernachtungszahlen sind stetig gestiegen. Wir streben jetzt die Zahl von einer Million im Kreis Kleve an. Es gab alleine 211.000 Übernachtungen auf Campingplätzen. Es gibt inzwischen 440 Fereinwohnungen und jeder Ort verfügt über einen Reisemobilstellplatz. Man kann mit einer Kaufkraft von 100 Euro pro Übernachtung rechnen“, legte Kuypers Zahlen vor. Die gute Nachfrage verdanke die Region auch dem Engagement von den Verkehrsbüros vor Ort, der Kreiswirtschaftsförderung und dem Niederrhein Tourismus. Alle drei Organisationen sind unter anderem gemeinsam anzutreffen bei unterschiedlichen Messen, um für den Kreis Kleve und für die Region zu werben.
Die gute Zusammenarbeit und das Abwenden vom Kirchturm­denken macht sich positiv bemerkbar. Die Wirtschaftsförderer sehen sich als Dienstleister, die sich selbstverständlich in erster Linie ihrer eigenen Stadt verpflichtet fühlen. Bons erläuterte: „Unsere Arbeit ist sehr interessant, sie ist nicht planbar, oftmals müssen wir flexibel reagieren, wenn es zum Beispiel darum geht, einen Investor für unseren Standort zu begeistern.“ Er räumte allerdings auch ein: „Es gibt schon mal Behördenvorgänge oder gesetzliche Bestimmungen, die uns bremsen und ärgern. Das merken wir jetzt zum Beispiel beim Umbau unserer Innenstadt in Straelen. Die Geschäftsleute sind verärgert, weil die Umleitungen nicht so ausgeschildert sind, dass Kunden sofort wissen, wie sie die Ladenlokale erreichen können. Das ist natürlich auch nicht in meinem Sinne, doch gesetzliche Vorgaben bei der Beschilderung führen dazu und müssen eingehalten werden.“

 

 

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