NIEDERRHEIN. Für viele Eltern ist es Normalität: Sie genießen ein Abend in Zweisamkeit, während das Kind bei Oma und Opa schläft. Für Eltern mit behinderten Kindern ist solch eine Auszeit oftmals nicht so einfach möglich, wie Barbara Telgen, Bereichsleiterin Wohnen und Freizeit der Caritas Wohn- und Werkstätten Niederrhein, CWWN, erklärt. Deshalb haben die CWWN jetzt ein neues Haus für Kurzzeitwohnen gebaut.
Noch ist das Haus auf dem Gelände der Wohnanlage St. Bernadin ein Rohbau. Einziger Farbklecks ist bisher eine Bank, die in bunten Farben strahlt. Diese Bank wirft heute bereits Schatten auf die Gäste, die das Haus ab dem Sommer bewohnen dürfen, voraus: Wie die vielen Farben der Bank werden auch die Gäste das Haus mit ihren unterschiedlichen Charakteren farbenfroh füllen. Ein Ziel, das Barbara Telgen sehr am Herzen liegt: „Dieses Haus soll einen Urlaubscharakter haben und gleichzeitig für die Familien eine Entlastung bieten”, so die Bereichsleiterin Wohnen und Freizeit der CWWN.
“Farbwechsel” heißt das neue Haus
Ab den Sommerferien werden zwölf Plätze, unterteilt in zwei Gruppen, für Kinder und Jugendliche von sechs bis 25 Jahren zur Verfügung stehen. Jedes Zimmer bekommt seine eigene Farbe und ein eigenes Bad. In einer gemeinsamen Küche können Betreuer und Gäste zusammen das Essen zubereiten. Zwei bis 14 Tage können die Bewohner im neuen Haus, das den passenden Namen „Farbwechsel” tragen wird, wohnen. Bisher war die Kurzzeitwohnsituation im Rheinland sehr bescheiden, wie Telgen berichtet: „Anfang 2018 gab es noch gar keine Einrichtung, die das im Rheinland angeboten hat. Viele Eltern sind deshalb sogar bis in den Landschaftsverband Westfalen-Lippe über 200 Kilometer weit gefahren.” Eine Finanzierung bekommen interessierte Eltern über die Pflegekasse und den Landschaftsverband Rheinland.
Einrichtungsleiterin Dominique Ronczka freut sich schon sehr auf ihren neuen Aufgabenbereich: „Wir werden mit den Kindern lebenspraktische Dinge, die ihnen auch Spaß bereiten, machen.” So könnte zum Beispiel ein Besuch im Irrland oder im Streichelzoo auf dem Tagesplan stehen. Insgesamt kostet die Einrichtung den CWWN circa 850.000 Euro, wie Arnd Lattenkamp erklärt: „Wir schaffen hier ein ganz neues Gebäude mit dem neuesten Standard.”
Dass es sich lohnt, weiß Ronczka aus Erfahrung: „Vor einigen Jahren haben wir mit Wochenendfahrten angefangen und es war schön zu sehen, wie erholt die Eltern nach zwei Tagen waren”, so die neue Einrichtungsleiterin. Oftmals hätten ihr Eltern erzählt, dass sie nun zum ersten Mal wieder durchschlafen konnten. Eine Aussage, die das Team der CWWN in ihrem Tun bestärkt. Und die bunte Bank, die von Kindern der Freizeitgruppe des Familienunterstützenden Dienstes bemalt wurde, wird ab dem Sommer im Garten des Hauses stehen und mit Sicherheit vielen der Gäste Freude bereiten.
