Fünf Freunde blicken zurück auf ihren ersten Studientag

Viktor Lemken lädt seine Studienkameraden nach Alpen ein

ALPEN. „Wisst ihr noch, wie wir unserem Institutsleiter eine Lektion erteilt haben?“ die Frage von Hans-Hugo Hocke richtet sich an seine einstigen Studienkameraden. Ein Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus und das Grinsen der vier Freunde zeigt, dass auch sie sich gut an den Streich erinnern können.

Seit 1962 verbindet die einstigen Studienkameraden eine herzliche Männerfreundschaft (v.l.): Jürgen Bultmann, Hans-Hugo Hocke, Viktor Lemken, Günter Welter und Wolfgang Felske                                         NN-Foto: L. Christian

So läuft‘s ja häufig ab bei Klassentreffen. Das Besondere in diesem Fall: Diese fünf Herren waren mit rund 35 anderen Studenten (zwei Frauen waren dabei) die Ersten, die an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach ihr Studium in Betriebswirtschaft am 2. Mai 1962 aufgenommen haben. Damals hieß die Schule noch „Höhere Fachschule“ und war in einer Holzbaracke untergebracht. Der besagte Institutsleiter legte äußersten Wert auf pünktliches Erscheinen. Da er mit einigen Studenten in einem Wohnheim untergebracht war, kamen seine „Mitbewohner“ auf die Idee, ihm einen Streich zu spielen. Sie versteckten Underberg-Fläschchen im Auspuff seines Autos, so dass der sonst so pünktliche Leiter nicht wirklich durchstarten konnte und erst die Fachschule erreichte, als er von all seinen Studenten im Spalier empfangen wurde. „Wenn wir aufgeflogen wären, hätten wir von der Schule fliegen können“, zeigt Viktor Lemken nachträglich ein wenig schlechtes Gewissen. Doch Freund Hans-Hugo lacht nur: „Wie hätte das auffallen sollen. Immerhin war er später gnädiger mit uns!“
Es herrschten damals strengere Sitten – das Studium orientierte sich mehr an der Praxis. Jürgen Bultmann erinnert: „Wir mussten erst eine Lehre machen und nach dem Abschluss mindestens ein Jahr in der Praxis gearbeitet haben, bevor wir das Studium aufnehmen konnten.“
Viktor Lemken absolvierte eine verkürzte Lehrzeit (zweieinhalb Jahre) als Industriekaufmann in einer Gießerei in Wesel. Später übernahm er das Alpener Familienunternehmen in sechster Generation, seine Vorfahren waren Schmiede, er baute das Unternehmen aus, machte es weltweit als Agrar-Gerätehersteller bekannt, mittlerweile sind rund 1.500 Menschen in Alpen und an den anderen Standorten beschäftigt.
Die Kollegen orientierten sich anders. Hans-Hugo Hocker führte ein Bekleidungsunternehmen, setzte sich mit 60 Jahren zur Ruhe und studierte als Gasthörer in Aachen Geschichte, Philosophie und Theologie. Jürgen Bultmann kam aus einer Steuerkanzlei, gründete dann aber ein Unternehmen für Innenausbau, das sein Sohn inzwischen weiterführt. Wolfgang Felske baute eine Werbeagentur auf, 150 Mitarbeiter sind beschäftigt, die Geschäftsführung hat inzwischen seine Tochter. Günter Welter war sehr erfolgreich in der Stahlbranche. Zurückblickend sind alle fünf sehr zufrieden mit ihrem Leben, mit ihrer Karriere, mit ihrem Auskommen und mit der Zuversicht, dass ihr Geschaffenes weiterhin Bestand hat.
40 Jahre nach Studienanfang kam Hans-Hugo Hocke auf die Idee, seine ehemaligen Kommilitonen zur Hochschule Niedrrhein nach Mönchengladbach einzuladen. Nach großem Hallo und Treffen mit der damaligen Sekretärin und vier Dozenten gab es viel zu erzählen. Viktor Lemken aus Alpen wusste gleich: „Diese Treffen müssen wir wiederholen!“ Seither lädt er alljährlich die Freunde nach Alpen und an den Niederrhein ein. Kaffeetrinken, Besichtigung, Abendessen, Klönen – so der Ablauf, den alle schätzen. Auf diese Art lernten sie natürlich schon den Betrieb in Alpen kennen, machten Stadtführungen in Xanten, Kalkar, Rees, Wesel und weiteren Städten. In diesem Jahr lernten die Angereisten die Agrofarm von Lemken in der Bönninghardt kennen.
Und nächstes Jahr wird es ein Wiedersehen geben, das steht fest. Lemken verrät, warum er so großen Wert darauf legt: „Wir sind so befreundet. Wir fallen uns beim Wiedersehen in die Arme. Das ist was Tolles!“

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