Rheinberger Heilige zu Gast in Xanten

Das StiftsMuseum stellt 14 vergoldete Statuen aus der Pfarrkirche St. Peter aus. Alle Rheinberger haben am 1. Juli freien Eintritt

XANTEN. Im Dezember 2015 war die Katastrophe perfekt: Bei Dacharbeiten drang Regenwasser in die Mauern der Rheinberger Pfarrkirche St. Peter und verursachte schwerwiegende Schäden. Als sich der Schimmel ausbreitete, wurden alle wertvollen Gemälde und Statuen in Sicherheit gebracht. Darunter auch 14 vergoldete Heiligenfiguren, die um 1440 für das Kloster Kamp gefertigt wurden und um 1850 nach Rheinberg kamen.

Die zwölf Apostel mit Christus und Gottvater stammen aus dem Kloster Kamp und sind seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Rheinberg beheimatet. Aktuell werden sie in Xanten ausgestellt.                                                   Foto: Bistum Münster

Glück im Unglück: Das LVR-LandesMuseum in Bonn fragte die fast 600 Jahre alten Kunstschätze für eine Sonderausstellung über die Zisterzienser an. So kamen die 14 Figuren vor einem Jahr aus dem Depot wieder ans Licht der Öffentlichkeit, außerdem ließen das Rheinische Amt für Denkmalpflege und die Kunstpflege im Bistum Münster die Gruppe restaurieren und eingehend erforschen.
Die Bonner Ausstellung ist vorüber, die Sanierungsarbeiten in der Pfarrkirche St. Peter dauern an. Deshalb hat die Figurengruppe bis zum 30. Dezember im Skulpturenraum des Xantener StiftsMuseums eine neue Heimat gefunden. „Wir sind stolz, dass sie hier die gebührende Wertschätzung erfahren“, sagt Rheinbergs Pfarrer Martin Ahls. „Und wir sind dankbar, dass wir sie ausstellen dürfen“, hält die stellvertretende Museumsleiterin Elisabeth Maas dagegen.
Strahlend verweist sie auf die bewegte Geschichte der vergoldeten zwölf Apostel, in deren Mitte Christus und Gottvater aufgestellt wurden. Holzschnitzer im Maasland, vermutlich bei Lüttich, fertigten die Gruppe im Spätmittelalter für einen Schrein an, der 400 Jahre lang das Herzstück des Hochaltars in der Klosterkirche der Zisterzienser-Abtei Kloster Kamp (Kamp-Lintfort) bildete.
Als das Kloster im Zuge der Säkularisierung aufgehoben wurde, kaufte die Pfarrei St. Peter Mitte des 19. Jahrhunderts die Figuren für Rheinberg. Der damalige Kölner Dombaumeister Erich Friedrich Zwirner gestaltete mit den Figuren einen neugotischen Altar. Dabei teilte er das ursprünglich zusammenhängende Ensemble in zwei Hälften.

-Anzeige-
Elisabeth Maas vom StiftsMuseum und Rheinbergs Pfarrer Dechant Martin Ahls freuen sich über die Zusammenarbeit   NN-Foto: Scholten

„Ungewöhnlich war die Entscheidung, dass die Marienfigur, die 400 Jahre lang neben Gott gethront hatte, zu Christus umgeschnitzt wurde“, sagt Dechant Martin Ahls. Warum sich Zwirner für diese Maßnahme entschied, ist nicht überliefert. Aber Kunsthistoriker erkennen am Stil und an der vergleichsweise geringen Größe der Figur, dass die einst mit Krone ausgestattete Maria vornehmlich im Kopf- und Rumpfbereich sowie an den Händen überarbeitet wurde. „Eine solche Umwidmung ist nicht einmalig, aber trotzdem sehr speziell“, weiß Dechant Martin Ahls.
Das StiftsMuseum in Xanten bedankt sich bei den Rheinberger Leihgebern mit einer besonderen Aktion: Am Sonntag, 1. Juli, zwei Tage nach dem Patronatsfest von St. Peter, haben alle Rheinberger Bürger freien Eintritt ins StiftsMuseum. Außerdem findet um 12 Uhr eine kostenlose Führung statt. „So nah wie hier konnten die Rheinberger den Heiligenfiguren nicht mal in unserer Pfarrkirche kommen“, betont Dechant Martin Ahls, der das Ensemble langfristig wieder in der Rheinberger Kirche ausgestellt wissen möchte: „Aktuell spricht nicht nur die Luftfeuchtigkeit in der Pfarrkirche dagegen, sondern wir müssen auch die nötigen Sicherheitsvorkehrungen treffen.“ Dass die wertvollen Kunstschätze lange Zeit nur mit Miniatursicherheitsschlössern befestigt waren, führte in den 70er Jahren dazu, dass einer der Apostel, vermutlich Philippus, aus der Rheinberger Pfarrkirche gestohlen wurde und mehr als Jahre lang durch eine Replik ersetzt werden musste.
Erst 2016 fand dieser Kirchenkrimi ein glückliches Ende. Im Benedektinerkloster Maria Laach fand ein Mönch unverhofft zwei Taschen, die ein Unbekannter heimlich über die Klostermauer geworfen hatte. Darin befanden sich elf gestohlene Heiligenfiguren aus vielen Epochen und Regionen. Unter ihnen war auch der fehlende Apostel aus Rheinberg.
Das Original steht nun, wiedervereint mit Jakobus dem Älteren, Jakobus dem Jüngeren, Simon, Thomas, Petrus, Paulus, Johannes, Andreas, Matthäus, Bartholomäus und Judas Thaddäus sowie mit Christus und Gottvater im StiftsMuseum. Für das Ensemble wurde ein schreinartiges Gehäuse geschaffen, das die prächtige Baldachinarchitektur des Originalschreins aufgreift.

 

Vorheriger ArtikelErfolgsgeschichte dank

ehrenamtlichem Engagement

Nächster ArtikelDas Thema lautet „Ohne mich“