„Das Geld werde ich nie sehen“

Eine Frau hat sich im Kreis Kleve in mehreren Ferienwohnungen eingemietet und nicht gezahlt

KREIS KLEVE. Inge Jörissen aus Bedburg-Hau kann auch drei Jahre später nicht fassen, was ihr passiert ist. „Ich habe meinen Kindern immer gesagt, dass was die im Fernsehen zeigen, kann im wirklichen Leben nicht passieren. Aber es kann doch”, weiß Jörissen nun. Die Betreiberin einer Ferienwohnung-Vermietung ist Opfer einer Betrügerin geworden – wie sie im Nachhinein feststellte, war sie auch nicht die Einzige.

Doch von Anfang an. Im September 2015 erhielt Jörissen den Anruf von der Frau. „Sie erzählte mir, dass ihr Haus in Kevelaer abgebrannt ist, ihre Mutter und ihr Lebensgefährte im Krankenhaus sind und sie einen todkranken Sohn hat, der an Krebs leidet. Sie brauche deshalb sofort eine Wohnung”, berichtet Jörissen, die sich heute fragt, wieso sie nicht gleich stutzig wurde. „Sie hat mir das alles in den ersten fünf Minuten erzählt. Heute weiß ich, dass das eine Masche ist.”

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Die Bedburg-Hauerin bekam aber Mitleid und versuchte alles, um der Anruferin ihre beiden Ferienwohnungen – 90 und etwa 40 Quadratmeter – zur Verfügung zu stellen. Mit dem Miet-Preis ging sie runter und die Frau zog ein. Geld sah Inge Jörissen jedoch nicht. „Sie hat immer wieder Ausreden gefunden”, berichtet die Vermieterin. Zum Beispiel sei der Geld-Automat kaputt gewesen, die EC-Karte habe Schäden gehabt oder die Tür zur Bankfiliale ließe sich nicht öffnen. Einmal sei sogar ein Zug entgleist, als die Frau Geld von ihrem Sparbuch in Krefeld abheben wollte. Jörissen forschte allerdings nach und konnte herausfinden, dass diese Geschichte nicht stimmte.

Jörissen sprach ihre Mieterin immer wieder auf das fehlende Geld an. „Ich bin schließlich auf diese Miete angewiesen”, erklärt die Bedburg-Hauerin. Doch die Frau habe sich immer rausgeredet. Beim Nachrichten-Dienst „What‘s App” kann Inge Jörissen ihre Version sogar belegen. Den Chatverlauf legte sie im Gespräch mit den NN vor.

Trotz Misstrauen überlies Jörissen der Frau aber weiter ihre Wohnung und sogar ihr Auto. „Sie war ja immer sehr nett und höflich.” Heute ist sich Jörissen sicher, dass auch das zur Masche dazugehörte und die Frau nie vor vor hatte, alles zu zahlen.

Durch einen Zufall erfuhr die Bedburg-Hauerin im Dezember, dass es sich bei ihrer Mieterin um eine im Kreis Kleve bekannte Betrügerin handeln könnte. Daraufhin verwies sie die Frau an Silvester 2015 aus ihrer Wohnung. „Sie blieb bis abends vor meinem Haus auf ihren Koffern sitzen, rief die Polizei, die mir dann erklärte, dass ich so eine arme Frau spät abends in der Kälte ja nicht einfach rausschmeißen könne und ich sie wiederaufnehmen müsse. Sonst bekäme ich eine Anzeige”, so Jörissen. Am 4. Januar 2016 verließ die Dame aber endgültig die Ferienwohnung. Zurück ließ sie aber – abzüglich dem, was sie zwischendurch einmal bezahlt hatte – mehrere hundert Euro Schulden. „Das Strafverfahren gegen sie ist eingestellt worden und zivilrechtliche Schritte lohnen sich nicht, da der Anwalt schon teurer wäre und bei ihr wohl eh nichts zu holen ist”, so Jörissen.

Ähnlich erging es auch Dorothee Faber. Auch in ihrer Ferienwohnung in Issum hat sich die Frau mit ähnlicher Masche im Juli 2017 eingemietet und Mietschulden im vierstelligen Bereich verursacht. Ihr Verfahren läuft noch, doch auch sie ist sich sicher: „Das Geld werde ich niemals sehen.”

Den beiden Frauen geht es nun darum, zu verhindern, dass noch mehr Vermieter Opfer werden. Von einigen weiteren Fällen aus dem Kreis Kleve und von einem aus dem Kreis Wesel wissen sie bereits. „Wir sind uns sicher, dass sie sich noch weiter in der Region herumtreibt”, sagt Faber. „Viel schlimmer, als das Geld, ist eigentlich das Persönliche. Dass man hintergangen wurde”, findet Jörissen. Dieses Leid wollen sie anderen ersparen.

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