Neue Stromtrasse quert
bei Rees den Rhein

Netzbetreiber Amprion stellt die Pläne für die Fernleitung „A-Nord“ vor, die durch den Kreis Kleve führt

Der Verlauf der Vorzugstrasse „A-Nord“ im Kreis.
Grafik: Amprion

REES. Der Stromtrasse selbst wird ein Orkan wie „Friederike“, wenn sie einmal fertig ist, wohl nichts anhaben können. Doch als das Unternehmen Amprion nun im Reeser Bürgerhaus den Vertretern der Kommunen und der Träger öffentlicher Belange in der Region ihre Pläne zur Stromleitung „A-Nord“ vorstellte, blieben einige Stühle leer. Die Anwesenden informierte Projektleiter Klaus Wewering über den Verlauf der von Amprion erarbeiteten Vorzugstrasse, die ab 2025 als Erdkabel-Variante den Strom aus dem Norden Niedersachsens nach NRW und weiter nach Süddeutschland bringen soll.

Die Trasse beginnt in Emden, führt übers Münsterland nördlich von Hamminkeln nach Rees, wo sie bei Haffen den Rhein in einem Tunnel quert. Danach verläuft sie vorbei an Kalkar, Uedem, Sonsbeck und Kevelaer, zwischen Geldern und Issum hindurch nach Kerken und weiter in Richtung Kempen. Im Raum Kaarst/Meerbusch soll schließlich ein Konverter gebaut werden, der den Gleichstrom in haushaltsüblichen Wechselstrom unwandelt.

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Im Reeser Bürgerhaus stellte Wewering die von Amprion bevorzugte Trasse „A-Nord“ vor. Diese deckt sich in Teilen mit dem Verlauf einer neuen Erdgasleitung, die die Firma Open Grid Europe derzeit plant. „Es kam die Frage auf, weshalb wir unseren Vorzugskorridor nicht parallel zur Leitung von OGE laufen lassen und beide komplett bündeln“, berichtete Amprion-Sprecher Jonas Knoop. Die Antwort: „Die Rheinquerung spielt für uns eine wesentliche Rolle.“ Während OGE seine Gasleitung bei Wesel den Rhein queren lässt, sieht Amprion bei Rees-Haffen Vorteile. „Wenn wir auf den Rhein zulaufen, ist Rees für uns der bessere Weg, da wir hier auf weniger Raumwiderstände wie Siedlungen und Abbaugebiete treffen“, erläuterte Knoop.

Im weiteren Verlauf des „sachlich-konstruktiven Dialogs“, so Knoop, ging es auch um verfahrenstechnische Fragen wie Beteiligungsmöglichkeiten, etwa wie Einwände eingebracht werden können. Dazu wird Amprion auch noch Bürgerdialoge veranstalten (s. Infokasten). Im April/Mai finden Antragskonferenzen statt, bei denen sich Kommunen und Bürger äußern können.

[quote_box_left]Bürgerdialog
Nach den Dialogveranstaltungen mit Kreisen, Städten, Gemeinden und Trägern öffentlicher Belange steht nun der Bürgerdialog an. Dazu lädt Amprion am Dienstag, 23. Januar, von 12 bis 14 Uhr ins Bürgerhaus Rees, Markt 1, ein.[/quote_box_left]Die neue Fernleitung wird dringend benötigt, um künftig den Strom aus den Windparks an und vor der Küste in die Mitte und den Süden Deutschlands zu bringen. Drei Leitungen werden insgesamt gebaut, neben „A-Nord“ (südlich von NRW heißt sie „Ultranet“) noch Suedlink“ und „Suedostlink“. Die Erdkabelvariante für die rund 300 Kilometer lange und zwei Milliarden Euro teuren Leitung „A-Nord“ (inklusive 500 Millionen für den Konverter) ist bereits gesetzlich fixiert, „Abschnitte für Freileitungen, die nur in Ausnahmefällen möglich sind, sehen wir derzeit nicht“, betonte Knoop. Der Korridor, in dem bis 2025 „A-Nord“ realisiert wird, ist einen Kilometer breit, innerhalb dieses Raums entsteht die 24 Meter breite Trasse. Das Kabel verläuft in einer Tiefe von zwei Metern, elektrische Felder wie bei Freileitungen gibt es durch Isolierung und Erdreich nicht. Das Kabel strahlt eine geringe Wärme ab, „alles ist völlig unkritisch“, versichert Knoop. Nach dem Bau der Trasse ist nach einer zwei- bis dreijährigen Rekultivierung auch eine landwirtschaftliche Nutzung wieder möglich.

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