Martin Lersch (l) und Franz Engelen (Pagina Verlag) mit dem Katalog zur Storm-Ausstellung in Heiligenstadt.NN-Foto: CDS

GOCH. Zum Schriftsteller Theodor Storm fällt den meis­ten Menschen sofort seine berühmteste Novelle ein: „Der Schimmelreiter“, die er kurz vor seinem Tod vollendet hat.

Der Gocher Künstler Martin Lersch hat sich zwei andere Geschichten ausgesucht und bebildert: „Drüben am Markt“ (1861) und „Im Nachbarhaus links“ (1875). Jeweils zwölf Skizzen sind 2015 entstanden und nach diesen Skizzen seine Ölbilder im Format 66 x 33 Zentimeter, die noch bis zum 17. September im Literaturmuseum „Theodor Storm“ in Heiligenstadt zu sehen sind. Hier hat Storm, von Hause aus Jurist, acht Jahre lang gelebt und als Kreisrichter gearbeitet.

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Später war Storm Landvogt und Amtsrichter in Husum. Dort wird die Ausstellung mit Lerschs Bildern dann ab dem 9. November gezeigt. Begleitet wird die Schau von einem Katalog in Buchform, der nun im Gocher Pagina Verlag in einer Auflage von 500 Stück erschienen und im örtlichen Buchhandel erhältlich ist.
Die beiden Lebensstationen des Dichters, dessen Geburtstag sich 2017 zum 200. Mal jährt, spiegeln sich auch in der Auswahl der Geschichten wider. „Drüben am Markt“ spielt in Heiligenstadt, „Im Nachbarhaus links“ in Husum. Martin Lersch hat sich jeweils zwölf Textstellen ausgesucht und illustriert. Diese Zitate finden sich auf den Bildern wieder.

Nicht immer hatte Lersch sofort eine Idee, wie er diese Zeilen bildlich darstellen könnte. Da half ihm dann sein „Zettelkasten“ mit einer umfangreichen Sammlung von Kunstbildern weiter.  Inspiration für seine Skizzen und die Ölbilder schöpfte Lersch aus verschiedenen Kunstrichtungen der vergangenen 400 Jahre; Bekanntes und weniger Bekanntes hat er dafür aufgegriffen. Wer ihn inspiriert hat, ist auf den Skizzen ebenfalls vermerkt – die Einladung zu einer kleinen Reise durch die reiche Kunstgeschichte. Außerdem stehen scheinbar willkürlich Buchstaben am oberen Rand der Bilder. „Wenn die Bilder in der Ausstellung in der richtigen Reihenfolge hängen, ergeben sie den Titel der beiden Novellen“, erzählt Lersch. Der Katalog diene auch dazu, die Ausstellung angenehmer zu erleben. „Es geht ja um Literatur, die Besucher gehen durch eine Ausstellung mit Bildern, haben aber trotzdem ein Buch in der Hand“, erklärt Lersch. Die üblichen Erklärungsschilder an der Wand wollte er nicht: „Ein Mensch, der liest, macht sich selber Bilder.“
Martin Lersch selber fand das, was er im Zuge des Projektes alles gelesen hat, sehr spannend. „Storm kann unheimlich gut beschreiben.“ Zum Beispiel ein Sofa mit geschnitzten Hirschmotiven an der Rückenlehne – das Pendant steht sogar im Museum in Heiligenstadt. Der Leser/Betrachter kann es sofort wiedererkennen.
Der Ausstellungs-Katalog lässt sich übrigens von zwei Seiten lesen: In der Mitte, jeweils am „Ende“ der Novellen, treffen sich zwei rauchende Männer und der Leser muss das Buch umdrehen, um auch die anderen zwölf Skizzen betrachten zu können.

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