„Für Schulz ist es gegen Merkel

wahnsinnig schwer zu bestehen“

GELDERN. Zwischen Politik und Philosophie bewegt sich Florian Schroeder in seinen Programmen. Der 37-Jährige gehört damit mittlerweile zu den Großen in der Kabarettszene. Zudem ist er als Autor, Hörfunk- und TV-Moderator unterwegs. Vor seinem Auftritt am Donnerstag, 17. August, mit seinem Programm „Entscheidet Euch!” im Festzelt auf der Boeckelt in Geldern um 20 Uhr sprach Schroeder mit der NN unter anderem über politisches Kabarett und die anstehende Bundestagswahl.

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Kabarettist Florian Schroeder liebt die Großstadt Berlin, mag aber auch gerne den flachen und grünen Niederrhein. NN-Foto: SP
Kabarettist Florian Schroeder liebt die Großstadt Berlin, mag aber auch gerne den flachen und grünen Niederrhein. NN-Foto: SP

Herr Schroeder, Sie kommen aus Lörrach, einer – ähnlich wie Geldern – kleinen Stadt in Baden-Württemberg, wohnen mittlerweile aber in Berlin. Was mögen Sie lieber? Beschauliches Idyll oder Großstadt?
Florian Schroeder: Berlin. Ich bin immer ein Großstadt-Kind gewesen und genieße das Privileg, dort wohnen zu dürfen, wo ich schon immer wohnen wollte. Dass ich in Lörrach großgeworden bin, war zwar auch schön und richtig, aber ich mag die Möglichkeiten, die Berlin bietet, auch wenn ich sie nicht alle nutze. Aber ich finde es schön, nachts um zwölf noch zum Spätkauf gehen zu können oder einfach mal in eine Kneipe.

Mögen Sie den Niederrhein?
Schroeder: Ich war ja schon mal für Auftritte in Geldern und auch in Kleve und Goch. Der Niederrhein gefällt mir sehr gut. Ich mag das Flache ohne große Hügel und die sehr grüne Gegend – mindestens habe ich sie so in Erinnerung.

Sie sind unheimlich vielseitig: Touren als Kabarettist durch Deutschland, hatten schon mal wöchentlich eine eigene Radio-Sendung bei 1Live, wo sie bekannte Prominente parodiert haben, und sind im Fernsehen Gastgeber der SWR-Sendung „Spätschicht – die Comedy-Bühne”. Was macht Ihnen denn am meisten Spaß?
Schroeder: Eigentlich mache ich alles gerne und es ergänzt sich alles gegenseitig. Auf der Bühne lerne ich das Handwerkszeug fürs Fernsehen und andersrum. Beim Fernsehen lerne ich zum Beispiel sehr viel über meine eigene Wirkungsweise, da mir mit der Kamera ein permanenter Spiegel vorgehalten wird. Das kann ich dann wiederrum für die Bühne oder fürs Radio nutzen. Wenn ich mich für eins entscheiden müsste, wäre es jedoch wahrscheinlich die Bühne. Ohne den unmittelbaren Kontakt zu Menschen könnte ich nicht leben.

In Geldern treten Sie mit Ihrem Programm „Entscheidet Euch!” auf. Was steckt hinter diesem Titel?
Schroeder: Es geht zwei Stunden lang um das große Thema Entscheidung. Wir sind permanent Opfer der Entscheidung. Es geht darum, ob das gut ist oder schlecht. Es werden alle Bereiche thematisiert. Ganz Alltägliche, in denen man Entscheidungen treffen muss, oder auch die Frage: Warum wählen Menschen durchgeknallte Populisten wie Donald Trump (Anm. d. Red.: US-Präsident)?

[quote_box_center] Verlosung

Die NN verlosen 3 x 2 Tickets für Florian Schroeder am 17. August in Geldern. Einfach eine E-Mail mit dem Betreff „Florian Schroeder” und Angabe des Namens, der Straße und des Wohnortes an gewinnspiel@nno.de senden. Einsendeschluss ist der 8. August. Die Namen werden unter www.niederrhein-nachrichten.de veröffentlicht. [/quote_box_center]

Welche Aufgabe hat Ihrer Meinung nach politisches Kabarett?
Schroeder: Kabarett als Unterhaltungsform soll zunächst einmal die Zuschauer mit allen möglichen Mitteln zum Lachen bringen. Wenn es dann gelingt, dem Publikum noch ein paar neue Gedanken zu vermitteln, die richtigen Fragen zu stellen, ist schon viel gewonnen. Wenn es dann auch noch irritiert und bestehende Sichtweisen umstürzt oder nur ergänzt, ist alles gut.

Bundeskanzlerin Angela Merkel oder Moderator Günther Jauch? Wen parodieren Sie lieber?
Schroeder: Ich parodiere beide gerne, aber Merkel ist ganz klar spannender. Als Bundeskanzlerin ist bei ihr natürlich inhaltlich mehr zu machen. Sie bietet einfach mehr Spielraum.

In wenigen Wochen steht die Bundestagswahl an. Ihr Resümee des Wahlkampfes bisher und wer – glauben Sie – wird das Rennen machen?
Schroeder: Der Wahlkampf ist genauso langweilig, wie er eigentlich zu erwarten war. Es gab anfangs eine kurze Phase des Schulz-Hypes (Anm. d. Red.: SPD-Bundestagskandidat Martin Schulz), aber es ist für ihn gegen Merkel wahnsinnig schwer zu bestehen. Ihre Gegner beißen sich einfach die Zähne aus, was nicht die Schuld der Gegner ist. So lange sie sagt, bei ihr als Bundeskanzlerin wird alles gut, und ihr Programm weiterführt wie bisher, wird sie gewinnen. Es wird wohl auch auf eine große Koalition hinauslaufen – leider, muss ich sagen. Denn ich fände auch eine Rot-Rot-Grüne Koalition sehr spannend oder Schwarz-Gelb. Hauptsache, es kommt zu einer Polarisierung und die permanente Sedierung hat ein Ende.

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