Tradition schmeckt besser

Der Keppelner Heimatverein hat einen Dorfbackofen angeschafft / Morgen 1. Keppelner Dorfbackabend

KEPPELN. Außen umhüllt es eine feine Kruste, innen ist das Weißbrot ganz weich und fluffig. Gebacken wurde es im Keppelner Dorfbackofen, das dem sonst schonmal trist wirkendem Brot dieses Mal eine ganz besondere Note verleiht. Denn durch die Kruste, die dank des traditionellen Backverfahrens entsteht, hat es seinen ganz eigenen, sehr guten Geschmack. Der Keppelner Dorfverein, der den Dorfbackofen angeschafft hat, wird es unter anderem am ersten Keppelner Dorfbackabend morgen um 20 Uhr auf dem Lukashof (Tackenstraße 10 in Keppeln) vorstellen.

Das traditionelle Brotbacken begeisterte Gertrud Püttgen (Bürgerstiftung Uedem), Hubert Lemken, Maresa Urselmans (beide Heimatverein Uedem) und Franz Steenmans (Volksbank a. d. Niers). NN-Foto: SP
Das traditionelle Brotbacken begeisterte Gertrud Püttgen (Bürgerstiftung Uedem), Hubert Lemken, Maresa Urselmans (beide Heimatverein Uedem) und Franz Steenmans (Volksbank a. d. Niers). NN-Fotos: Sabrina Peters

Der Heimatverein ist bestens auf den Abend vorbereitet. Denn die Mitglieder haben schon einiges ausprobiert. „Das Schöne ist, dass wir experimentieren können. Wir können mit dem Ofen ja alles backen: vom Brot, über Pizza bis zum Schwein“, sagt Hubert Lemken vom Heimatverein Keppeln. Bisher konzentrierten sich die Mitglieder allerdings auf Brote. So wurde in dem Weißbrot-Teig bereits Fenchel hinzugefügt. Auch ein klassisches Rosinenbrot haben sie schon gebacken. „Zur Weihnachtszeit würden wir auch gerne Spekulatius machen, dazu bräuchten wir allerdings noch eine entsprechende Maschine“, so Lemken. Der Heimatverein Keppeln hofft auf eine Spende.

-Anzeige-

Auch der Dorfbackofen wurde so finanziert. Vor drei Jahren hatte Hubert Lemken die Idee dazu. „Wir als Heimatverein wollen das Traditionelle bewahren. Wir haben zum Beispiel schon einmal Saft auf herkömmliche Weise gepresst“, sagt Lemken. Bei einem Besuch im Freiluftmuseum Kommern entdeckte er einen traditionellen Backofen, dessen Art Jahrhunderte lang dazu genutzt wurde, Brot zu backen und damit die Versorgung der Menschen im Dorf sicherstellte.

Als ihm der Duft frischen Brotes in die Nase gezogen sei, sei es um ihn geschehen. „Das war einfach toll. Leider ist  so ein Ofen aber auch eine kostspielige Angelegenheit, so dass die Umsetzung lange dauerte“, erklärt Lemken, der mit anderen Vorstandsmitgliedern des Heimatvereines einen Brotback-Kurs im Freiluftmuseum besuchte. „Viele haben gesagt, dass es total kompliziert ist, Brot auf diese Weise zu backen, aber das ist es gar nicht. Außerdem ist es eine Wertschätzung des Brotes“, findet Lemken.

Bei der Crowdfunding-Aktion der Volksbank an der Niers sammelte der Heimatverein Keppeln schließlich Spenden und fand nebenher auch noch eine sehr positive Resonanz. „Die Idee kam wirklich gut an. Wir wurden häufig gefragt, wann der Ofen denn fertig ist“, berichtet Lemken.

Nach 30 Minuten Backzeit ist das Rosinenbrot fertig.
Nach 30 Minuten Backzeit ist das Rosinenbrot fertig.

Durch weitere Spenden und Gelder des Heimatvereins Keppeln sammelten sie letztendlich die notwendigen 7.500 Euro, die der traditionelle Backofen gekostet hat. Die Bürgerstiftung Uedem machte die Sache letztendlich rund, in dem sie ermöglichte, dass Handwerkszeug wie Gärkörbchen, Brotformen und Brotschieber angeschafft werden konnten.

Gebaut wurde der unter anderem aus Schamottsteinen und Putz bestehende Dorfbackofen von Backofen-Bauer Ralf Rotzoll aus Hülm. Seinen Platz hat das Traditionsgerät auf dem Lukashof der Familie Urselmans in Keppeln. Hier sollen künftig regelmäßige Brotbackabende stattfinden, an denen zusammen Brot gebacken und in gemütlicher Runde verzehrt wird.

Für den morgigen ersten Keppelner Dorfbackabend bereitet der Heimatverein allerdings mehrere Brote vor. Etwa ein Dutzend Teiglinge können gleichzeitig im Ofen gebacken werden. Dazu ist vor allem die Temperatur entscheidend. Die sollte in der Mitte, dort wo das Brot 30 Minuten lang gebacken wird, bei 240 Grad liegen. Bevor die Teiglinge reingeschoben werden können, muss zirka drei Stunden lang 30 Kilogramm Holzkohle im Ofen brennen.

Anschließend wird die Glut herausgeholt und der Backofen gegebenenfalls mit Wasser und einem Tuch auf die perfekte Temperatur heruntergekühlt. Zur Kontrolle verwenden die Heimatfreunde ein Infrarot-Thermometer. Es ist das einzige moderne Hilfsmittel. Alles andere wird auf traditionelle Weise gemacht.

Vorheriger ArtikelNeues Bettenhaus vor der Fertigstellung
Nächster ArtikelDie Klassikerwelt
blickt nach Dyck