Bartmann: „Ver.di spielt dem
Online-Handel in die Karten“

Vorsitzende der RWG zur Problematik rund um verkaufsoffene Sonntage

REES. Das Stadtfest in Rees ist aus Sicht der Werbegemeinschaft (RWG) wieder ein Erfolg gewesen. Wir haben viele Gäste in Rees begrüßen dürfen“, bilanziert RWG-Vorsitzende Renate Bartmann, „angesichts der hohen Temperaturen fast schon ein wenig verwunderlich. Andererseits hatten wir viele Attraktionen für Kinder aufgebaut, auch die Versteigerung lockt immer viele Besucher an. Und die Suche nach dem Reeser ‚Supertalent‘ war wieder eine schöne, runde Sache.“

Dass der verkaufsoffene Sonntag in dieser Auflistung fehlt, hat einen guten Grund. Nach den zahlreichen Klagen der Gewerkschaft Ver.di sind die Organisatoren der verkaufsoffenen Sonntage bemüht, stets nur die Veranstaltungen in den Mittelpunkt zu stellen, in deren „Kielwasser“ die Geschäfte in den Innenstädten öffnen dürfen. Zwei verkaufsoffene Sonntage hat die RWG in diesem Jahr – den Primelsonntag und einen im Dezember – bereits absagen müssen. Für das vergangene Wochenende resümiert Bartmann: „Ein Stadtfest, verbunden mit einem verkaufsoffenen Sonntag, ist immer ein Gewinn für die Stadt. Das Ergebnis schlägt sich für die Geschäftsleute nicht immer im Gewinn nieder, es ist aber wichtig für die Außendarstellung.“

-Anzeige-

Daher fällt es ihr schwer, das Vorgehen von Ver.di nachzuvollziehen, „obwohl ich mich bemühe, verständnisvoll und neutral zu bleiben“. Dennoch sagt sie klar: „Die Einschränkungen, die uns durch Ver.di bei der Zahl der verkaufsoffenen Sonntage und der an diesen Tagen geltenden Öffnungszeiten auferlegt werden, gefallen uns gar nicht.“ Es wird immer schwieriger, verkaufsoffene Sonntage auszurichten, da sie an eine attraktive Veranstaltung gekoppelt sein müssen.

[quote_box_left]Neue Initiative
Warenhaus-Manager haben in Köln die Gründung der Initiative „Selbstbestimmter Sonntag“ bekannt gegeben. Diese verfolgt das Ziel, den Sonntag vollständig als Verkaufstag freizugeben.
„Kunden, Mitarbeiter und Händler sind mündig genug, um selbst zu bestimmen, ob sie am Sonntag einkaufen, arbeiten oder verkaufen wollen“, sagte Karstadt-Chef Stephan Fanderl und betonte, das man keineswegs an 52 Sonntagen im Jahr öffnen wolle: „Wir möchten aber an den Sonntagen öffnen, an denen es kaufende Kundschaft gibt – und Mitarbeiter, die arbeiten wollen.“[/quote_box_left]Dem verkaufsoffenen Sonntag zum Rheinfest am 060610. Oktober stehe nichts im Wege, ganz anders sehe es beim Primelsonntag aus: „In diesem Jahr haben wir ihn bereits absagen müssen, und auch künftig wird es ihn in der bisherigen Form nicht mehr geben – da brauchen wir einen neuen Rahmen.“ Für das Jahr 2018 gibt die RWG als Ziel drei verkaufsoffene Sonntage aus, wenn möglich vier. Stadtfest und Rheinfest sind gesetzt, hinzu kommt die Ersatzveranstaltung zum Primelsonntag. „Schwierig wird es im Winter, dann etwas aus dem Boden zu stampfen“, sagt Bartmann. „In diesem Jahr klappt es defintiv nicht.“

Bei der RWG planen Vorstand und Beirat die Veranstaltungen und verkaufsoffenen Sonntage. „In der kommenden Woche werden wir uns wieder zusammensetzen, das Stadtfest Revue passieren lassen und schon für 2018 vorplanen“, kündigt Bartmann an. „Das läuft im Grunde das ganze Jahr über.“ Beim Stadtfest am vergangenen Wochenende hat die RWG an drei Stellen die Besucher zählen lassen, um im kommenden Jahr mit verlässlichen Zahlen operieren zu können. „Derzeit werten wir die genauen Daten noch aus, vom Gefühl her war der Zuspruch der Besucher aber sehr gut.“

Für Bartmann steht jedenfalls fest: Verkaufsoffene Sonntage muss es auch in Zukunft geben dürfen. „Sie beleben nicht nur die Innenstädte und machen sie attraktiver. Sie zu verhindern, spielt außerdem dem Online-Handel in die Karten“, sagt die RWG-Vorsitzende und greift die Gewerkschaft Ver.di an: „Sie geben vor, die Mitarbeiter schützen zu wollen; in kleinen und mittelständischen Geschäften arbeiten aber an den verkaufsoffenen Sonntagen meist die Inhaber selbst. In vielen Fällen können die Angestellten frei entscheiden, ob sie an einem verkaufsoffenen Sonntag arbeiten möchten – und erhalten dann auch eine Bonuszahlung.“

Bartmann setzt auf die jüngsten Entwicklungen rund um die Initiative „Selbstbestimmter Sonntag“ der großen Kaufhausketten wie Kaufhof und Karstadt. Sie hoffe, dass diese insoweit erfolgreich sind, dass die derzeitige Situation gelockert wird. „Ansonsten wird dem Internet-Handel weiter Vorschub geleistet.“

Vorheriger ArtikelEmmerich sucht nach Ideen
Nächster ArtikelStraelen lädt am 10. Juni ein zum EnergieTag