Ohne Wälder
keine Affen

Dr. Johannes Refisch fordert Verhaltensänderung zum Schutz der Primaten

KREIS WESEL. Ökologe Dr. Johannes Refisch nahm auf Einladung des Naturschutzbundes Kreis Wesel seine Zuhörer mit auf Entdeckungsreise durch Afrika und Asien, die er unter das Thema „Menschenaffen  – ihr Schicksal ist unseres“ stellte.

Der Berggorilla zählt zu den am stärksten vom Aussterben bedrohten Affen weltweit. Foto: Dr. Refisch
Der Berggorilla zählt zu den am stärksten vom Aussterben bedrohten Affen weltweit.
Foto: Dr. Refisch

Der mit zahlreichen Fotos  bebilderte lebhafte Vortrag geht den Leuten unter die Haut. Schon die Fragestellung: „Wenn wir mit unseren nächsten Verwandten so umgehen, was soll dann aus unserer Erde werden“ rüttelt wach. Die Großen Menschenaffen haben mehr als 96 Prozent ihrer Gene mit uns Menschen gemein. Schimpansen sind sogar noch näher mit uns verwandt, über 98 Prozent ihrer DNA ist mit der des Menschen identisch. Dr. Refisch appelliert eindringlich: „Alles was wir in der Umweltpolitik in Europa beschließen, hat Auswirkungen auf Afrika und die sogenannte  Dritte Welt.“
Als Projektmanager für das Menschenaffenprogramm der Vereinten Nationen in Nairobi / Kenia weiß er, wovon er spricht. Seit mehr als 20 Jahren beschäftigt sich der am Niederrhein aufgewachsene Referent mit dem Schutz der Primaten. Er erinnert sich: „Als Praktikant erhob ich  1991 erstmals im Kahuzi-Biega National Park in der Demokratischen Republik von Kongo wissenschaftliche Studien, da gab es dort noch rund 20.000  östliche Flachlandgorillas, im Jahr 2016 wurden nur noch 3.500 gezählt und sie gelten als kritisch bedroht.“  Grund ist die Zerstörung des Lebensraumes durch uns Menschen. „Die Welt hat Afrika als Ressourcenlager entdeckt“, stellt Dr. Refisch klar und dieses wird mit dem Wachsen der Weltbevölkerung immer schneller geplündert. Neben dem Handel mit Tropenhölzern werden in den afrikanischen Regenwäldern vor allem wertvolle Rohstoffe wie Diamanten, Gold oder Coltan, ein Erz zur Herstellung von Handys und Computern, abgebaut. Die größten Bedrohungen gehen von dem Holzeinschlag, der Holzkohleproduktion, dem Wanderfeldbau, den großräumigen Palmölplantagen, dem Straßenbau, den illegal betriebenen Minen und Handel sowie Wilderei aus, aber auch durch den verheerenden Ebola-Virus mussten bereits zehntausende  Gorillas und Schimpansen sterben.

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Den Menschenaffen wird durch Menschenhand der Lebensraum genommen. Foto: Dr. Refisch
Den Menschenaffen wird durch Menschenhand der Lebensraum genommen.
Foto: Dr. Refisch

Im Mai 2001 rief die UNEP, bei der Dr. Refisch beschäftigt ist, das Great Ape Survival Project (GRASP) ins Leben, das einzige  Tier-Schutzprogramm  in Zusammenarbeit mit allen 23 Ländern, in denen Menschenaffen noch in freier Wildnis leben,  um das Überleben unserer nächsten Verwandten in Afrika und Asien durch eine internationale Koordination der bereits bestehenden Schutzprogramme effektiv zu sichern. Wo einst Millionen von Orang-Utans, Gorillas, Schimpansen und Bonobos die Erde bevölkerten, gehen heute die pessimistischsten Schätzungen nur noch von insgesamt 350.000 lebenden Menschenaffen aus.
Inzwischen wurden Wildhüter im Kongo ausgebildet, um die illegale Jagd auf Gorillas zu bekämpfen. Wichtig ist die Einbindung der lokalen Bevölkerung in die Naturschutzarbeit vor Ort. Dazu müssen ressourcenschonende Einkommensmöglichkeiten zur Existenzsicherung dieser Menschen  ermög­licht werden.  „Wir brauchen Zertifizierung und Transparenz“, fordert  Dr. Refisch und setzt dabei auf „grüne Ökonomie“, also nachhaltiges Wirtschaften unter Berücksichtigung von Klimaschutz. Dazu braucht es Geld und eine mutige Umwelt- und Entwicklungspolitik, die sich von ständigem Wachstum entkoppelt. Nur so kann das Aussterben der Menschenaffen verhindert werden. Wissenswertes zu diesem Thema vermittelt die kostenlose „apeApp“, die auf jedes Smartphone oder Tablet heruntergeladen werden kann.

 

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