SONSBECK. Das First Responder Konzept (Übersetzung: Ersthelfer vor Ort) ist eine sehr sinnvolle Ergänzung zum regulären Rettungsdienst, das machte Initiator Dr. Guiro Kemmeries im Pressegespräch deutlich. Seit der Gründung unter dem Dach der DRK Sonsbeck im Jahr 2011 wurden die speziell geschulten Rettungssanitäter zu rund 700 Einsätzen in Sonsbeck gerufen und leisteten 20.000 ehrenamtliche Stunden.
„Sinnvoll eingesetzte Zeit, das wissen auch die Sonsbecker zu schätzen“, so Dr. Kemmeries. Mit einigen Zahlen belegt er, warum die First Responder sehr gute Arbeit leisten. „Wir haben in Sonsbeck das Wohngebiet auf einer Fläche von 55 Qudratkilometern verteilt, das zum Teil auch am Kreis Kleve grenzt, der nicht für uns zuständig ist. Wer den Notruf alarmiert, erreicht die Kreisleitstelle Wesel, die sowohl ihren Rettungsdienst als auch uns alarmiert. Im Normalfall rücken die Xantener aus, auch in Alpen gibt es Rettungsfahrzeuge, doch beide brauchen rund zwölf Minuten, um zum Notfallort zu gelangen. Wir starten von Sonsbeck aus und sind daher schneller vor Ort. Im Fall von Herz- und Kreislaufstillstand, der häufigsten Todesursache in Deutschland, kommt es auf jede Minute an. Die Überlebenswahrscheinlichkeit durch Reanimation sinkt pro Minute um zehn Prozent. So kann man leicht ausrechnen, dass die Überlebenschance durch unseren Einsatz bis zu 50 Prozent gesteigert werden kann.“
Doch natürlich rücken die First Responder auch zu anderen Notfällen aus, sondieren zum Beispiel die Lage bei Unfällen, beruhigen die Beteiligten, können den eintreffenden Kollegen eine Übersicht geben und diese unterstützen bei weiteren Hilfsmaßnahmen. „Das geht alles Hand in Hand“, bestätigt Dr. Kemmeries – 2013 hat die Sonsbecker Gruppe (die in Nordrhein-Westfalen einmalig ist) den Ehrenpreis des Kreis Wesel bekommen für ihr außerordentliches Engagment.
Auch die Gemeinde Sonsbeck freut sich, dass sich diese Einsatzgruppe so aufopferungsvoll für ihre Mitbürger einsetzt. Bürgermeister Heiko Schmidt hat an einem Wochenende hautnah miterlebt, wie wertvolle Arbeit die First Responder leisten. „Ich habe einen Pieper bekommen, musste also jederzeit darauf gefasst sein, dass ein Einsatz erforderlich wird und tatsächlich sind wir zu fünf Hilferufen rausgefahren, dabei war ein Unfall, bei dem es wirklich gut war, dass schnelle Hilfe kam, damit nicht noch mehr passiert.“ Voller Respekt berichtet Schmidt von der kompetenten Arbeitsweise, bei der jeder Griff sitzt. 2011 erhielten die First Responder ein sieben Jahre altes LNA-Fahrzeug, dass im Januar 2016 seinen Geist komplett aufgab. Da die ganze Finanzierung (Fahrzeug, Unterhalt, Ausrüstung) von Spenden abhängig ist, kam der zusätzliche Rettungsdienst zunächst zum Erliegen. Die zehn „Mann“ starke Truppe brach auseinander. Bis Bürgermeister Heiko Schmidt ein ausgedientes Polizeiauto vermitteln konnte, das nach vier Jahren versteigert wurde. Blaulicht und Funkanlage waren schon vorhanden-ideal für die First Responder. Seit November 2016 können nun wieder Einsatzfahrten geleistet werden. Bisher wechseln sich fünf Rettungssanitäter ab, die auch beruflich diesen Dienst versehen und zusätzlich für Sonsbeck ehrenamtlich arbeiten. Dr. Kemmeries hofft, weitere Freiwillige zu finden, die selbstverständlich gut geschult werden, bevor sie Einsätze (mit-)fahren. Sehr dankbar ist er, dass die Sonsbecker mit ihren Spenden die Arbeit vor Ort unterstützen.