Bürgermeister Ulrich Knickrehm (r) kürte das neue Gocher Prinzenpaar von der „Pumpengemeinschaft Vrouwenpoort – Prinz Johannes IV. (Polders) und Prinzessin Lisa I. (Verpoort). Damit hatte die „prinzenlose“ Zeit in Goch ein Ende. Von Lisa I., im „zivilen“ Leben Polizeikommissarin, wurde das Stadtoberhaupt ins „karnevalistische Gewahrsam“ genommen – sie verlieh ihm natürlich ihren Prinzessinnenorden. NN-Foto: Rüdiger Dehnen

GOCH. „Eigentlich brauche ich die beiden gar nicht mehr vorzustellen, die kennt inzwischen eh jeder“, scherzte Josef Hondong, Sitzungspräsident des Festkomitees Gocher Karneval (RZK), um bei der festlichen Prinzenkür am vergangenen Freitag, im Gocher „Gürzenich“, dann doch ein paar Wort zum neuen Prinzenpaar zu verlieren. Das hatte zuvor schon den Saal mit einem rot-weißen Farbenmeer geflutet und mit seiner schmucken Garde, begleitet vom Gocher Musikverein, die Bühne erobert.

Das alles natürlich getreu dem Motto „De Vrouwenpoort lätt de Poppe danze“. Denn von der „Pumpengemeinschaft Vrouwenpoort“ kommen Prinz Johannes IV. (Polders) und Prinzessin Lisa I. (Verpoort). Die führt die Rangliste der prinzenstellenden Vereine in Goch an. Seit Gerd I. van Nooy (1952) ist Johannes IV. der zwölfte Prinz; er und Lisa I. sind das elfte Prinzenpaar. Übrigens das zweitjüngste, das je die Gocher Narren regiert hat.

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Charmant stellte Josef Hondong die Prinzessin vor; es sei wieder einmal gelungen, das liebreizendste Geschöpf zur Prinzessin der Stadt zu küren. Um gleich darauf zu betonen: „Die Prinzessinnen in Goch sind schon lange kein schmückendes Beiwerk mehr. Sie sind eigenständige Persönlichkeiten mit Charme, Witz und Herz; selbstbewusste Frauen, die dadurch das Paar erst vollständig machen.“ Bürgermeister Ulrich Knickrehm zeigte sich stolz auf die Tradition des Gocher Karnevals, zu der die „Vrouwenpoort“ seit vielen Jahren beitrage: „Seit 88 Jahren veranstalten sie Kappensitzungen, das ist ein super-Jubiläum.“ Für den Prinzen, liebevoll Poldi genannt, hatte er einen guten Ratschlag parat: „Du hast die gleichen Eigenschaften wie Dein Vorgänger: Du bist ledig, Dein Papa war auch Prinz – Du hast die Chance, eine Dynastie zu gründen, halt Dich ran!“ Unterstützt vom Ex-Prinzenpaar des Clubs der Pferdefreunde Goch, Johannes III. und Yvonne II., stattete der Bürgermeister die Tollitäten mit den Insignien ihrer närrischen Macht aus – Zepter und Prinzessinnenkette.

Die ersten Helau-Rufe des Prinzen schallten schon recht kräftig durch den Saal. „Es wird in diesem Jahr nicht leiser auf der Bühne“, stellte Josef Hondong amüsiert fest. Aber das gehöre eben dazu, das sei die Power der jungen Leute. Prinz und Prinzessin waren überwältigt. „Der Einmarsch war noch viel schöner, als uns angekündigt wurde“, so Lisa I. und Johannes IV. bekannte: „Der Empfang war so wunderschön, das kann man kaum in Worte fassen.“

Mitreißend und mit viel Power gestaltete sich auch das weitere Programm. Das Tanzcorps der „Vrouwenpoort“ sorgte ein ums andere Mal dafür, dass dem Publikum bei den Hebe- und Wurffiguren nach Kölner Vorbild der Atem stockte. Eine echte Glanzleistung, an der auch die Adjutanten des Prinzenpaares, Fabian Seltmann und Sascha Elsing, beteiligt sind: Als Mitglieder des Tanzcorps tanzen sie mit, um danach flugs wieder in ihre Adjutanten-Uniform zu schlüpfen.

Die Tanzgarde des Asperdener Karnevalsvereins (AKV) mit einem „Pur“-Medley und die Tanz und Reitergarde des Clubs der Pferdefreunde entfesselten auf der Bühne ebenfalls ein tänzerisches Feuerwerk. Begeisterter Applaus war ihnen sicher. Die „Feuerfunken“ der Karnevalsabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Goch ließen sich bei ihrem rasanten Showtanz „Im Knast“ nach einem dreisten Diamantenraub von der Polizei jagen.
Comedy und Akrobatik auf höchstem Niveau boten Christoph Engels und Sarah Stiefel bei ihrem „Zirkusspektakel“ mitten im Saal. Während Sarah die Zuschauer mit einem „Tanz“ an Ketten in luftiger Höhe verzauberte, zeigte Christoph bei seinen Versuchen, das Einrad zu erklimmen und eine Runde durch den Saal zu drehen, absolute Körperbeherrschung. Unterstützung dafür holte er sich aus dem Publikum und ließ die Gäste kaum aus dem Lachen herauskommen.

Gesangsparodist „Mr. Tomm“ aus Berlin hatte sie alle in der Kehle: Ob Elvis, Joe Cocker, Michael Jackson oder Tina Turner. Und das „Jodeldiplom“ nennt er auch sein eigen. Unter dem Motto „Oldies, but Goldies“ entfesselte Michi Högl eine echte Schlagerparty. Er war der Überraschungsgast aus München, den das Prinzenpaar geholt hatte. Im Gepäck hatte Högl aber nicht nur Oldies, sondern auch ein flammneues Lied für die „Vrouwenpoort“ mit einem einprägsamen Refrain: „Vrouwenpoort hier lebt der Spaß, Vrouwenpoort wir geben richtig Gas!“ Das ließen sich die Jecken nicht zweimal sagen.

Mit dem Gocher Musikverein, der das Prinzenpaar und die Garde durch die Session begleiten wird, gab‘s noch einmal Party, bevor die Kür mit dem großen Finale und dem Gocher Heimatlied endete. Da hatte die Uhr bereits Mitternacht geschlagen. Die Puppen tanzten danach noch lange weiter!

NN-Fotos: Rüdiger Dehnen

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