STRAELEN. Mit dem Jahresbeginn 2017 geht der Straelener Verein Karunai Kinder-Hilfe Indien in das zehnte Jahr seines Bestehens. Seit 2007 setzt sich Karunai für benachteiligte Mädchen in Indien ein und bietet aktuell 31 Mädchen ein Zuhause und eine schulische Ausbildung. Neue Herausforderungen stellt das „Jubiläumsjahr” an den Verein: Die ersten Mädchen haben die Schule abgeschlossen, ihnen möchte Karunai Ausbildungsmöglichkeiten bieten – weiterhin aber auch neue junge Mädchen im Waisenhaus aufnehmen.

„Vier Mädchen aus unserem Haus haben die Schulausbildung in diesem Jahr abgeschlossen”, erklärt Maria Röben, Geschäftsführerin Karunai. „Wir wünschen uns, dass sie eine Berufsausbildung absolvieren, die ihnen Eigenständigkeit und Unabhängigkeit ermöglicht.” So möchte sich ein Mädchen zur Krankenschwester ausbilden lassen, eine andere hat sich für eine kaufmännische Ausbildung entschieden und ein weiteres Mädchen hat sich entschlossen, einem christlichen Orden beizutreten, um Nonne zu werden. „Das im Grunde intelligenteste dieser vier Mädchen wird an der Kasse eines Supermarktes arbeiten, darauf besteht ihre Familie”, bedauert Maria Röben. „Wir versuchen derzeit, ihr ein Fernstudium zu ermöglichen, das ihr eventuell in der Zukunft Aufstiegsmöglichkeiten bieten kann.”

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Eine Berufsausbildung muss in Indien privat finanziert werden. „Man muss mit 1.200 Euro pro Jahr rechnen bei einer Ausbildungsdauer von drei Jahren”, führt Maria Röben aus. Im nächsten Jahr werden zwei weitere Mädchen ihren Schulabschluss machen, im Jahr 2018 sind es sogar gleich sieben Absolventinnen. Diese neue Aufgaben stellt Karunai vor finanzielle Herausforderungen, schließlich sollen auch im nächsten Jahr wieder neue Mädchen aufgenommen werden. „Unser Anspruch ist es, dass wir durch Bildung das Leben dieser Mädchen verändern können – und dabei wollen wir auch bleiben”, betont Maria Röben. Dabei zitiert sie gerne Pfarrer Charles Raya: „Wenn wir einem Mädchen helfen, helfen wir zwei Familien.” Der Herkunftsfamilie wird geholfen, aber auch der Familie, die das Mädchen eventuell einmal gründen wird. „Eine gut ausgebildete Frau wird immer darauf achten, dass auch ihre eigenen Kinder zur Schule gehen”, ist Maria Röben überzeugt, „nur so kann ein Wandel funktionieren.”

Um diese neue Aufgabe zu stemmen und die Finanzierung auf eine stabile Basis zu stellen, ist der Verein auf weitere Unterstützer und Ausbildungspaten angewiesen. Eine Ausbildungspatenschaft (rund 100 Euro pro Monat) können sich auch mehrere Personen oder Firmen teilen. Maria Röben: „Für die Spender ist die dreijährige Ausbildung ein überschaubarer Zeitraum, an dessen Ende ein Erfolg sichtbar ist.”

Weiterhin möchte Karunai bis zu 40 jungen Mädchen im indischen Waisenhaus ein Zuhause bieten. Dem Straelener Vereinsvorstand ist es wichtig, langsam und gesund zu wachsen und die Balance zu halten. „Wir gehen vorsichtig mit dem vorhandenen Geld um und sind lieber klein, aber effektiv”, betont die Geschäftsführerin. Besonders stolz und froh sei man darüber, dass der Straelener Verein in der Region Chinnababusamudram immer größere Akzeptanz in der Bevölkerung findet. So wurde das Karunai-Waisenhaus aktuell von der Sozialbehörde des Landes Tamil Naidoo als „vorbildlich geführtes Heim für Mädchen” zertifiziert.

Außerdem wird die Kindertagesstätte, die der Verein auf dem Gelände des Waisenhauses eingerichtet hat, sehr gut angenommen. Rund 15 Kleinkinder aus den benachbarten Dörfern werden hier täglich von 8.30 bis 16 Uhr betreut und verpflegt. Ihre Mütter leben in ärmsten Verhältnissen und arbeiten als Tagelöhnerinnen im Steinbruch oder auf dem Feld. „Die Kindertagesstätte hat die Akzeptanz unseres Projektes sehr gefördert, die Leute merken, dass wir auch für die Region etwas tun”, sagt Pfarrer Charles Raya.

Als nächstes Projekt plant Karunai, für diese Mütter Informationsveranstaltungen und Bildungsangebote zu organisieren, um ihnen Hilfestellungen für ihr Leben zu geben. Maria Röben: „Dies können Informationen zu Hygiene, Kinderpflege, Haushaltsführung oder zum Umgang mit Geld sein, aber auch praktische Angebote wie Nähkurse oder Tipps zum Gemüseanbau.” Unterstützung erhält der Verein bei diesen Angeboten auch durch Praktikantinnen aus Deutschland. Im nächsten Herbst werden sich zwei junge Frauen aus Auwel-Holt auf den Weg nach Indien machen, um ein Praktikum im Karunai-Haus zu absolvieren.

Weitere Informationen zur Karunai-Kinder-Hilfe Indien bietet die neugestaltete Homepage des Vereins unter www.karunai.de (englische Version: www.karunai-india.com).

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