Flüchtlinge werden Neubürger
mit Integrationsbedarf

Die Aufgabenschwerpunkte für den Arbeitskreis Asyl haben sich verschoben

XANTEN. Die Flüchtlingswelle Anfang des Jahres hat Behörden und Ehrenamtlichen in der Flüchtlingshilfe alles abverlangt.  Die Schließung von Grenzen und daraus resultierende Abnahme von Asylsuchenden gab eine Atempause, die in Xanten vom Arbeitskreis Asyl genutzt wurde, Strukturen zu schaffen, sich intensiver um die gestrandeten Menschen kümmern zu können und auch Zukunftsperspektiven zu eröffnen. Stefanie Hingmann, Flüchtlingsberaterin bei der Diakonie, Louisa Vennhoff, die dort den Bundesfreiwilligendienst absolviert sowie Barbara Kleinpaß und Dr. Wolfgang Schneider vom Arbeitskreis Asyl stellten im Pressegespräch ihre Einschätzung der Flüchtlingssituation in Xanten vor.

Der Neubau der Flüchtlingsunterkunft am Küvenkamp ist Ersatz für das marode Gebäude, das direkt daneben liegt. Im Frühjahr können die Asylbewerber in die neuen Räume uzmziehen. NN-Foto: L. C..
Der Neubau der Flüchtlingsunterkunft am Küvenkamp ist Ersatz für das marode Gebäude, das direkt daneben liegt. Im Frühjahr können die Asylbewerber in die neuen Räume uzmziehen. NN-Foto: Lorelies Christian

In den vergangenen Monaten gab es keine Zuteilungen mehr für Xanten, zur Zeit leben etwa 320 Flüchtlinge im Asylverfahren in der Domstadt, weitere 104 Menschen haben bereits ihre Anerkennung und 90 weitere Flüchtlinge werden bis Ende Januar erwartet (circa 10 pro Woche).  „Eine Schwierigkeit für die Stadt Xanten ist es, für die Familien und Alleinstehenden, die bereits eine Anerkennung erhalten haben, Wohnraum zur Verfügung zu stellen“, erläutert Stefanie Hingmann, die ebenso wie zwei weitere Flüchtlingsberaterinnen durch die Stadt Xanten bezahlt wird (gefördert durch Landesmittel). „Es kommt dadurch zu so genannten Fehlbelegern, die noch in den Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge wohnen“, erklärt sie und weist darauf hin, dass durch die eingeführte „Wohnsitzauflage“ seit dem 1. Dezember die Menschen dort bleiben müssen, wo sie zugeteilt wurden, also in diesem Fall in Xanten. Ausnahmen gibt‘s nur bei Nachweis von garantierten Arbeitsverträgen in einem anderen Ort oder familiären Gründen, wenn die Ausländerbehörde dies genehmigt.

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Neubau am Küvenkamp als Ersatz für die Baracke

Die Unterbringung im ehemaligen Förderzentrum ist zum Jahresende nicht mehr vorgesehen. Zur Zeit gibt es Räume an der Sonsbecker Straße, an der Bahnhofstraße und im Küvenkamp. „Die alte Baracke am Küvenkamp ist im katastrophalen Zustand, eine Unterbringung menschenunwürdig und es wird Zeit, dass der  Neubau fertig wird“, merkt Dr. Schneider an. Niklas Franke, technischer Dezernent der Stadt Xanten, pflichtet dem bei: „Der Bau ist über 25 Jahre alt, längst abgeschrieben. Es ist noch nicht beschlossen, was mit ihm geschieht, doch ich sehe es auch so, dass er nicht mehr genutzt werden kann, sondern abgerissen werden muss. Der Neubau soll im Februar bezugsfertig sein.“ Übergangsweise wird wieder die alte Schule in Vynen zur Unterbringung genutzt.

Gemeinschaftsräume  müssten geschaffen werden

Dr. Schneider bedauert, dass beim Neubau am Küvenkamp kein Sozialraum für Gemeinschaftsaktionen vorgesehen ist. Niklas Franke stellt klar: „Der Neubau besteht aus Wohneinheiten mit gemeinsamen Küchen, es hängt von der Belegung ab, ob wir   eventuell auf Dauer dort einen größeren Raum schaffen können. Doch zusätzlich haben wir am Küvenkamp in der Nachbarschaft Räume zur Verfügung gestellt, die zum Beispiel für Deutschunterricht genutzt werden können.  Der Außenbereich am Küvenkamp wird im Frühjahr ebenfalls so angelegt, dass die dort lebenden Menschen ihn für Sport oder Gemeinschaftsaktionen nutzen können.“
Diese Räume werden rege genutzt, sowohl für VHS-Kurse als auch von den Sprachpaten, die sich im Arbeitskreis Asyl engagieren. 40 Ehrenamtler bringen den Geflüchteten Deutsch bei. Menschen ohne Bleibeperspektive aus „sicheren“ Herkunfsländern erhalten auch Intensivkurse durch die Ehrenamtler,  da sie auf staatlich geförderte Kurse keinen Anspruch haben. „Wenn nun wieder mehr Flüchtlinge kommen, können wir  weitere Sprachpaten brauchen“, ruft Barbara Kleinpaß zur Unterstützung auf und nimmt gleich die Scheu: „Wir stellen Unterrichtsmaterial zur Verfügung. In erster Linie geht es um Konversation und Austausch.“

Geldspenden sind natürlich immer willkommen, Sachspenden nur in der Form, wenn sie direkt weitergegeben werden können. „Töpfe, Pfannen und Kinderwagen brauchen wir dringend“, berichtet Stefanie Hingmann und erklärt: „Leider können wir nichts lagern und können daher weder Kleidung noch Möbel entgegen nehmen.“ Konkrete Spendenaufrufe werden auf der Internetseite fluechtlingshilfe-xanten.de veröffentlicht. Dort ist nachzulesen, wie und wo man helfen kann.
Aktuelle Hilferufe und Angebote auf www.fluechtlingshilfe-xanten.de

Auf ein Problem weist Dr. Schneider hin: „Gemeinsam mit dem Jobcenter bemühen wir uns, die anerkannten Neubürger in den Arbeitsmarkt zu vermitteln. Das ist sehr schwierig, weil Berufsabschlüsse oftmals nicht nachzuweisen sind oder nicht vergleichbar sind mit unseren Ansprüchen. Es muss alles zusammen passen.“ .
Insgesamt sind für die Flüchtlingshilfe tätigen Menschen zufrieden mit der Unterstützung durch die Xantener Bevölkerung. „Es haben sich schon viele Kontakte und Freundschaften gebildet. Freizeitaktivitäten werden gemeinsam gestaltet und auch das Weihnachtsfest verbringt man zusammen“,. berichtet Barbara Kleinpass.

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