Marienschülerinnen auf dem Weg nach Auschwitz

Intensive Vorbereitung, jetzt folgt die Konfrontation am Ort des Grauens

XANTEN. Mehr als 1,5 Millionen  Menschen besuchen alljährlich das ehemalige Konzentrationsund Vernichtungslager in Auschwitz Birkenau. Sie wollen am Ort des Geschehens das Unfassbare nachspüren, das rund 1,5 Millionen Menschen in der NS-Zeit das Leben kostete. So auch die Marienschülerinnen aus Xanten. Sie werden vom 14. bis 18. November nach Polen reisen und die Gedenkstätte besuchen.

Diese stolpersteine sind auf dem Xantener Marktplatz verlegt. Sie sind ein Denkanstoß für die Marienschülerinnen, sich mit dem Schicksal der Juden aus Xanten zu beschäftigen. Foto: nno.de
Diese stolpersteine sind auf dem Xantener Marktplatz verlegt. Sie sind ein Denkanstoß für die Marienschülerinnen, sich mit dem Schicksal der Juden aus Xanten zu beschäftigen.
Foto: nno.de

Antonia Heek ist eine der 27  Schülerinnen aus den Zehnerklassen, die sich zu dieser Reise angemeldet hat. „Ich interessiere mich sehr für dieses Thema. Wir haben uns mit unserer Arbeitsgemeinschaft intensiv vorbereitet, Dokumentarfilme gesehen und viel gelesen über das Schicksal der  Juden , doch ich finde es wichtig,  mal mit eigenen Augen das Konzentrationslager zu sehen“, berichtet sie über ihre Beweggründe. Laura Leiting ergänzt: „Sicherlich wird uns dort das Grauen des Verbrechens an unschuldige Menschen noch mehr unter die Haut gehen. Ich weiß nicht, wie wir emotional reagieren werden,  ich habe auch ein bisschen Angst davor.“ In unterschiedlichen Unterrichtsfächern hat sich die Freiwilligen-AG nun schon seit einem Jahr auf die Fahrt vorbereitet. Im Deutsch-Unterricht lasen die Schülerinnen zum Beispiel das Buch „Der Junge im gestreiften Pyjama“, dessen Schicksal ihnen auch schon sehr nahe ging. Auch Zuhause erläuterten sie mit ihren Eltern diese Zeit der deutschen Geschichte, mit der sich niemand rühmen kann. „Wir haben diese geschichtliche Erfahrung auch verglichen mit der heutigen Situation der Flüchtlingssituation“, berichten Antonia und Laura und bestätigen, dass man aus Geschichte lernen kann.
Lehrer Jörg Heinemann bestätigt, dass die Schülerinnen sich intensiv mit Begriffen wie Demokratie und Diktatur beschäftigt haben. Sie gingen auch mit Stadtführer Helmut Sommer durch Xanten zu Plätzen, die an Juden erinnern. Heute sind ehemalige Wohnorte von Juden mit „Stolpersteinen“ markiert.
Was ist aus diesen Juden geworden – deportiert nach Auschwitz  – und dann? Dieser Frage werden sie in Auswitz nachgehen. Dabei werden die Schülerinnen, ihre begleitenden Lehrer und Rektor Michael Lemkens unterstützt von einem kompetenten  Team des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerkes e.V. Dortmund. Barbara Dudek aus Krakau kam extra nach Xanten, um den Reiseplan vorzustellen.
Nach der Ankunft in Oswiecim werden sie das Jüdische Museum und die Synagoge besichtigen. Untergebracht sind sie in einem Hotel neben einem Gymnasium. Dort können die Xantener mit den Internatsschülern gemeinsam frühstücken und auch den Schulalltag in Polen kennenlernen.
Der zweite Tag führt ins Stammlager Auschwitz und nachmittags in die Länderausstellung im Stammlager. Am Mittwoch steht eine dreistündige Besichtigung im Konzentrations- und Vernichtungslager auf dem Programm. Nachmittags erkunden sie im Museum vor Ort, ob sie etwas über das Schicksal der Xantener Juden  herausfinden.
Am vierten Reisetag dürfen die Mädchen Krakau erkunden, erhalten Gelegenheit mit einer Zeitzeugin über die Inhaftierung in Auschwitz zu sprechen und spazieren durch die ehemalige Hauptstadt Polens. Der Abend klingt aus mit Essen nach jüdischen Rezepten und Klezmer-Musik.
Nach der Besichtigung des Judenviertels in Krakau werden die Schülerinnen mit vielen Eindrücken im Gepäck wieder die Heimreise antreten.
Jörg Heinemann blickt bereits in die Zukunft: „Unsere Schülerinnen werden den jetzigen Neunt­klässern ihre Erlebnisse schildern, denn im nächsten Jahr werden sie diese Reise machen. Wir wollen diese Studienreise nun fest ins Schulprogramm aufnehmen.“ Finanzielle Unterstützung erhielten die Mädchen in diesem Jahr vom Bundesministerium  für Familie und auch vom Förderverein der Schule, so dass die fünftägige Flugreise für 180 Euro Eigenanteil angeboten werden konnte.

-Anzeige-

 

Vorheriger ArtikelVFR Blau-Gold veranstaltet
15. Wallfahrt der Karnevalisten
Nächster ArtikelBrücke Huckstraße an der Issumer Fleuth wird erneuert