Auf den Geschmack gebracht

René Schneider ist auf der Suche nach „was uns schmeckt“ in der Küche von Agnes Sanders in Marienbaum fündig geworden

MARIENBAUM. Auf der Suche nach „was uns schmeckt“ besuchte René Schneider, SPD-Landtagsabgeordneter, unter anderem die „Optima(h)l Vollwertküche“ von Agnes Sanders in Marienbaum. Auf seiner Sommertour hatte er sich bereits mit dem Thema „Wert von Lebensmitteln“ auseinandergesetzt und Einblick genommen in Betriebe, bei denen regionale Produkte eine große   Rolle spielen. Für den Politiker, selbst Vater von zwei Kindern, ist klar: „Der Stellenwert von heimischen Lebensmitteln muss wieder stärker ins Bewusstsein der Verbraucher rücken. Schon kleine Kinder sollen regionales Obst und Gemüse kennen lernen, es kochen und essen.“

Agnes Sanders hat leichtes Spiel, auch René Schneider, MdL, zu überzeugen, dass gesunde Kost auch lecker ist . NN-Foto: L. Christian
Agnes Sanders hat leichtes Spiel, auch René Schneider, MdL, zu überzeugen, dass gesunde Kost auch lecker ist .
NN-Foto: L. Christian

Er befragte Kindertagesstätten in Alpen, Kamp-Lintfort, Neukirchen-Vluyn, Rheinberg, Sonsbeck und  Xanten, wie sie das Thema in ihren Einrichtungen umsetzen. Dabei stieß er immer wieder auf die Antwort: „Wir haben gute Erfahrungen mit der Küche von Agnes Sanders gemacht“.  Neugierig geworden ließ er sich nun den „Küchenplan“ von Agnes Sanders erläutern. Seit fünf Jahren ist die gelernte  Ökotrophologin (Ernährungswissenschaftlerin)  selbstständig, kocht inzwischen für 400 Kinder in 17 Einrichtungen und hat damit ihre Kapazitätsgrenzen erreicht.
Ihrer Kochkunst liegen zwei Prinzipien zugrunde, die sie erläutert: „Ich verwende grundsätzlich regionale Produkte und handele nach dem  sogenannten Vollwertpapst  Dr. Burchardt, alle Nahrungsmittel so natürlich wie möglich zu belassen.“ Das ist natürlich arbeitsintensiv: Alles wird frisch gekocht, keine Convenience (vorgefertigte Lebensmittel),  keine Instantgerichte (wie Tütensuppen), keine Zusatzstoffe oder Geschmacksverstärker. „Alles, was industriell bearbeitet ist, kann sich negativ auf unsere Gesundheit auswirken“, weiß Agnes Sanders (leider auch aus persönlicher Erfahrung). Sie gibt Beispiele: „Würden Sie in eine Zuckerrübe reinbeißen, könnte Ihr Körper den Zucker verarbeiten. Raffinierter Zucker besteht aber nur noch zu 100 Prozent aus Kohlehydraten, die dem Organismus nichts bringen, aber hohen Energieaufwand bedürfen, um vom Körper verarbeitet zu werden.  Auch tierisches Eiweiß ist nur gut für den menschlichen Organismus, wenn es nur bis zu 37 Grad erhitzt wird. Darüber hinaus, also immer wenn Fleisch gekocht oder gebraten wird, kann es bei übermäßigem Verzehr Krebs auslösen.“ Agnes Sanders kennt den Zusammenhang zwischen gesunder Ernährung und Wohlbefinden, weiß, dass sich Zivilisationskrankheiten wie Rheuma, Gicht, Diabetes eindämmen ließen bei richtiger Kostzufuhr. Daher hält sie es für wichtig, bei Kindern die Grundlagen für eine gesunde Ernährung zu legen. „Ich will niemanden missionieren“, stellt sie klar, doch Rückmeldungen, wie „die Kinder sind nach dem Essen gar nicht so müde“ sind für sie der Beweis, dass ein gesundes Mittagessen nicht zum „Suppenkoma“ führt sondern Energie für den restlichen Tag liefert.
„Bei uns gibt‘s Vollwertkost, nur ein mal die Woche Fleisch oder Fisch und ein mal die Woche ein Dessert, zum Süßen verwenden wir Honig (ein Naturprodukt).“ erläutert sie  den Küchenplan. Aber Hand aufs Herz – kann gesund denn auch lecker sein?
„Durchaus“, lacht Agnes Sanders und macht deutlich „Kinder sind unverdorben und offen im Geschmack. Wir setzen ihnen nichts vor, sondern begeistern sie für regionale Produkte. Da lernen sie Kohlrabi, Steckrüben, Pastinaken oder Rhabarber im Rohzustand kennen, dürfen auch mal probieren, damit sie den unverfälschten Geschmack kennen lernen. Es geht auch darum, dass  Äpfel nicht nur als Mus oder in Vierteln verzehrt werden, sondern dass Kinder auch mal in einen Apfel reinbeißen und dass es nicht schlimm ist, mal einen Kern mit zu essen.“
René Schneider ist begeistert: „Das Angebot ist großartig. Es müsste viel mehr Köche geben, die sich in diesem Bereich selbstständig machen“, hofft er auf weitere Existenzgründungen, denn die Nachfrage sei groß.
Doch natürlich geht es auch darum, dass die heimische Küche  ebenfalls mitspielt. „Die Verbraucher werden oftmals betrogen“, so der Vorwurf von Agnes Sanders. „Wo Bio draufsteht ist nicht immer nur Bio drin. Wenn es heißt ,ohne deklarationspflichtige Konservierungsstoffe‘ sind trotzdem Zusatzstoffe enthalten. Solche Wortspielereien sollte die Politik verbieten!“  Die Kennzeichnungspflicht – ein anderes Thema, eine Wissenschaft für sich, undurchsichtig für viele Verbraucher!

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