Geflüchtete Frauen fit machen für den Arbeitsmarkt

Ein Beitrag zur Integration durch Berufsfindung und Kinderbetreuung

RHEINBERG. Die Tür zum Haus der Grafschafter Diakonie in der Rheinstraße 46 in Rheinberg steht offen. Frauen mit erwartungsvollen Gesichtern treten ein, einige haben ihre Kinder mitgebracht, manche werden von ihren Männern begleitet. Es ist das erste Treffen für geflüchtete Frauen und Kinder im so geannten „Tandemprojekt“.

Mit einem gemeinsamen Frühstück begann das Integrationsporjekt im Gebäude der Grafschafter Diakonie. Im Hintergrund (v.l.): Horst Manja von der Genossenschaft Tuwas, Jürgen Voß, Prokurist der Grafschafter Diakonie, Bernard Bauguitte, Leiter Diakonie Rheinberg, Rosemarie Kaltenbach, Beigeordnete Stadt Rheinberg, vom Betreuungsteam: Birgit Kraemer, Katharina Pausch und Oufae el Asyme. NN-Foto: Lorelies Christian
Mit einem gemeinsamen Frühstück begann das Integrationsporjekt im Gebäude der Grafschafter Diakonie. Im Hintergrund (v.l.): Horst Manja von der Genossenschaft Tuwas, Jürgen Voß, Prokurist der Grafschafter Diakonie, Bernard Bauguitte, Leiter Diakonie Rheinberg, Rosemarie Kaltenbach, Beigeordnete Stadt Rheinberg, vom Betreuungsteam: Birgit Kraemer, Katharina Pausch und Oufae el Asyme.
NN-Foto: Lorelies Christian

Schnell ist das Eis gebrochen, Oufae el Asyme stammt aus Marokko und lebt mit ihren Kindern in Rheinberg, sie beherrscht    fünf Sprachen und heißt die Ankömmlinge willkommen. In Rheinberg hat die junge Frau schon oft Dolmetschertätigkeiten für Flüchtlinge übernommen, jetzt arbeitet sie für die Genossenschaft „Tuwas“. In Zusammenarbeit mit der Grafschafter Diakonie, der Stadt Rheinberg und der Tuwas Genossenschaft ist ein Tandemprojekt auf die Beine gestellt mit dem Ziel, Frauen, die   auf ihre Anerkennung in Deutschland warten, eine Zukunftsperspektive zu geben. Zurzeit haben die Heimatlosen zwar ein Dach überm Kopf, kümmern sich um Haushalt und Familie, doch ansonsten sind sie dazu verdammt auf eine Entscheidung zu warten.
Mit Freude wollen sie lernen, wie das Arbeitsleben in Deutschland funktioniert, möchten Sprachkenntnisse erwerben oder verbessern, weil sie wissen, dass dies die Voraussetzung ist, um selbst einmal berufstätig zu werden.
Zum Tandemprojekt gehört zum einen die „Flüchtlingsintegrationsmaßnahme (FIM), die durch die Bundesagentur für Arbeit gefördert und von der Tuwas Genossenschaft organisiert wird. Zum anderen werden die Kinder im „Brückenprojekt“ im gleichen Haus zeitgleich von geschulten Kräften betreut. Für dieses Projekt, das Flüchtlingskinder über niederschwellige Betreuungsangebote an deutsche Betreuungsstrukturen heranführen soll, gibt es Fördermittel des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen.
„Das ist ein einmaliges Kombinationsprojekt im Kreis Wesel“, freut sich Rosemarie Kaltenbach, Beigordnete der Stadt Rheinberg über diesen positiven Beitrag zur Integration von Frauen. Auch Horst Manja, Aufsichtsratsvorsitzender bei Tuwas, ist stolz auf die besondere Kooperation, bei der Kompetenz gebündelt wird zur Förderung von geflüchteten Frauen.
Die Vorgehensweise erläutert Katharina Pausch, die sowohl für die Grafschafter Diakonie als auch für Tuwas arbeitet: „Zunächst müssen wir herausfinden, welche  Schul- und Berufsausbildung die Frauen haben, wo ihre Neigungen und Berufswünsche liegen. Es geht um individuelle Förderung. Manche haben auch schon eine klare Vorstellung, es sind Näherinnen dabei und eine Frau möchte ihre Arbeit in einem zahnmedizinischen Labor fortsetzen.“
Bernard Bauguitte, Leiter der Grafschafter Diakonie in Rheinberg, weiß aus seiner Beratungstätigkeit, dass es nicht einfach sein wird, Anerkennung für bisherige Qualifikationen in Deutschland zu erwirken.
Deshalb ist es wichtig, dass den elf Frauen innerhalb des Projektes durch Praktikumsmöglichkeiten Beschäftigungsangebote gemacht werden, damit sie Einblick in unterschiedliche Berufe erhalten, zum Beispiel in der Gastronomie, in der Pflege oder bei anderen Unternehmen, die Praktikumsplätze zur Verfügung stellen.
Ums Geld verdienen geht es weniger – bei 80 Cent Stundenlohn, der gezahlt werden darf – rückt dieser Aspekt in den Hintergrund, doch mit Sicherheit werden die Teilnehmerinnen Selbstbewusstsein tanken, um sich dem deutschen Arbeitsmarkt zu stellen.
Leider lassen die Förderprogramme ihnen dazu nicht viel Zeit, denn die Maßnahme für diese Ersteinsteigerinnen gibt nur sechs Monate, danach werden weitere elf Frauen geschult.
Anschließend werden die Ergebnisse ausgewertet und es wird vielleicht noch einmal eine Verlängerung um ein weiteres Jahr gemacht. Die Kooperationspartner hoffen, dass diese Frauen weitere Chancen erhalten, wenn sie erst einmal einen guten Einstieg durch das Tandemprojekt bekommen. Und das ist gewiss, denn zum Betreuungsteam gehören neben Katharina Pausch und Oufae el Asyme auch die Schneiderin und Künstlerin Brigit Kreamer sowie drei Erzieherinnen, die durch ihre spezielle Ausbildung ein gutes Gespür für die besondere Situation der geflüchteten Familien entwickelt haben.
Rosemarie Kaltenbach ist zuversichtlich, dass das Projekt erfolgreich verläuft. Eine Bitte hat sie: „Finanziell ist das Projekt eng gestrickt. Wir könnten Spenden von Näh- oder Strickmaschinen gebrauchen!“

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