“Wie ein Farbenrausch”

Hildegard Pütz stellt Bilder von ihren Reisen im Mittelmeer-Raum im Schlösschen Borghees aus. Eröffnung morgen anlässlich des Tags des offenen Denkmals.

EMMERICH. Wenn einer eine Reise tut… bringt sie viele Fotos mit, zumindest im Fall von Hildegard Pütz. Die gebürtige Gladbeckerin, die seit vielen Jahren in Dornick lebt, hat im Laufe ihrer Zeit als freie Künstlerin zahlreiche Länder im Mittelmeer-Raum bereist, darunter Algerien, Malta, Tunesien, Italien und Griechenland. Am morgigen Sonntag feiert sie ihren 70. Geburtstag – mit der Ausstellung „Auf Reisen gewesen“ im Schlösschen Borghees. Emmerichs Bürgermeister Peter Hinze eröffnet um 11 Uhr die Veranstaltung.

Hildegard Pütz stellt ab morgen ihre Fotos im Schlösschen Borghees aus. NN-Foto: MB
Hildegard Pütz stellt ab morgen ihre Fotos im Schlösschen Borghees aus.
NN-Foto: MB

„Meine Bilder spiegeln die Veränderung der Dinge in der Zeit und die Spuren, die Menschen und Natur hinterlassen, wider“, sagt Hildegard Pütz. Sie spielt mit Licht und Farben, zeigt Begegnungen mit Menschen. Vor allem aber „südliche Wände“ haben es ihr angetan: „Es ist wie ein Farbenrausch für mich, es sieht oft aus wie Malerei.“ Zahlreiche Fotos zeigen die Mauern alter Gebäude, auf denen Grafitis zu sehen sind. Hinter den Schriftzügen verbergen sich nicht selten Gespräche, „auch zu politischen Themen“, weiß Pütz, aber auch Poesie. Vor allem in Italien sei dies­ oftmals der Fall. Die 42 Bilder, die sie im Schlösschen ausstellt, stammen aus den Jahren 1974 bis 2013. Immer wieder finden sich Gegensätze in den Motiven, trifft das Alte auf das Moderne. „Die Grafiti nehmen alte Literatur auf“, sagt Hildegard Pütz. Für die ehemalige Lehrerin ist es die erste Ausstellung überhaupt, und erstmals hat sie ihre Farbfotos auf das Format 50 mal 70 Zentimeter vergrößert. „Früher habe ich das nur mit Schwarz-Weiß-Bildern gemacht“, sagt sie, „doch mit der heutigen Digital-Technik kann ich nun auch meine Farbbilder entsprechend vergrößern.“

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[quote_box_left]Eröffnung mit Musik
Die Fotoausstellung von Hildegard Pütz wird morgen um 12.30 Uhr eröffnet mit griechischer Musik der Gruppe „Paradoxon“, die Kompositionen von Konstantinos Andrikopoulos zu Sappho spielt. Anschließend lesen Marilena Skako und Hildegard Pütz verschiedene Sappho-Fragmente in griechischer Sprache und deutscher Übersetzung.[/quote_box_left]Die Ausstellungseröffnung am morgigen Sonntag ist bewusst gewählt, denn es ist auch der bundesweite Tag des offenen Denkmals (die NN berichteten). Aus diesem Anlass spricht Hildegard Pütz im Anschluss an die Eröffnung über Schlösschens Borghees „im Zusammenhang mit seiner Geschichte und der umgebenden Landschaft“. Es sei zugleich die „Geschichte des Unteren Niederrheins und dessen Fruchtbarmachung“. Auch auf die Architektur des Schlösschens werde sie eingehen, da diese ein Beispiel für den niederländischen Einfluss sei: „So wurde eine besondere Form des Spätbarockstils geschaffen.“ Nach der Grundsteinlegung im Jahr 1680, war das Schlösschen Borghees laut Hildegard Pütz von Beginn an „ein richtiges Landgut“. Dass es nicht Haus oder Burg Borghees, sondern eben Schlösschen heißt, hänge mit der Fassade und der besonderen Backstein-Architektur zusammen. Weitere Details verrät Pütz morgen. Sie würde es sich in jedem Fall wünschen, wenn sie eine Gruppe fände, die weiter zur Geschichte des Schlösschen forscht. „Es würde sich lohnen“, ist sie überzeugt.

Neben dem Schlösschen Borg­hees gibt es zwei weitere Stätten in Emmerich zum Tag des offenen Denkmals. Bereits heute hält Bernhard Lensing ab 14 Uhr einen Vortrag im Pfarrheim Martini, Martinikirchgang 4, zu Grabstätten und Denkmälern als Erinnerungsorte in Emmerich. Ebenfalls heute öffnet das älteste Gebäude in der Innenstadt seine Türen: Im „De Witte Telder“ an der Steinstraße 15 sind ab 19 Uhr alle Emmericher eingeladen, in der historischen Kulisse über die Zukunft des Hauses und seine mögliche Nutzung zu diskutieren. Eine Lesung von Johannes Derksen bildet den Rahmen des Abends. Ab 20.45 beleuchtet dann der Aktionskünstler Oliver Kretschmann das Gebäude und nutzt die Fassade als Projektionsfläche für seine Lichtkunst. Weiter geht es morgen, wenn „De Witte Telder“ von 14 bis 18 Uhr geöffnet ist und Führungen stattfinden.

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