Gabriele Coché-Schüer, Barbara Baratie und Dr. Stephan Mann (vl) würden sich freuen, wenn möglichst viele Menschen die Ausstellung besuchen. Sie ist ab sofort für Besucher geöffnet. Weitere Infos gibt es unter www.museum-goch.de.NN-Foto: CDS

GOCH. Mädchen, die in der Schulpause ausgelassen Basketball spielen, ein bunter Gemüsemarkt, der von Soldaten bewacht wird, dann plötzlich Bilder von rauchenden Trümmern – immer wieder hat die Fotojournalistin Anja Niedringhaus solche Szenen in Afghanistan festgehalten. 2014 wurde sie in Ausübung ihres Berufes erschossen. Zusammen mit einer kanadischen Kollegin wollte sie über die ersten Präsidentschaftswahlen berichten, als ihr Pressekonvoi in der Provinz Chost, in Banda Khel, überfallen wurde.

40 ihrer Fotografien, die aus den Jahren 2010/2011 stammen, zeigt das Museum Goch nun bis zum 6. November in einer Ausstellung mit dem Titel „Geliebtes Afghanistan“. Möglich gemacht hat dies das Unternehmerinnen Forum Niederrhein, gemeinsam mit der Verbandssparkasse Goch-Kevelaer-Weeze und den Stadtwerken Goch. Denn die Fotos, die zuletzt noch im Willy-Brandt-Haus in Berlin gezeigt wurden, unterliegen dem Copyrigt der Presseagentur, für die Anja Niedringhaus gearbeitet hat.

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Und, so Museumsdirektor Dr. Stephan Mann: „Normalerweise zahlt ein Museum nicht für eine Ausstellung.“ So war es für ihn „ein Glücksfall“, dass alle Stränge in Goch zusammengelaufen sind und die Arbeit von Anja Niedringshaus nicht in der Schublade verschwindet. Mann: „Es sind Fotos von unglaublicher Eindringlichkeit, hier ist die Ausweglosigkeit des seit Jahrzehnten anhaltenden Konfliktes in Bilder umgesetzt worden.

Alltagsszenen werden immer wieder von klassischen Kriegsreportage-Bildern gebrochen.“ Dementsprechend sei die Ausstellung im Ober-gschoss des Museums auch gehängt worden. Als zeitlose Dokumente zeigten sie die Nahtstelle zwischen künstlerische Fotografie und dem Reportage-Foto. „Sie etablieren sich im Bewusstein“, sagt Dr. Mann.

Barbara Baratie vom Unternehmerinnen Forum Niederrhein führt noch einen weiteren Aspekt an: „Gerade in einer Zeit, in der es wieder gesellschaftsfähig geworden ist, Menschen vorzuverurteilen, muss man aufstehen und deutlich machen, was es bedeutet, die Heimat zu verlieren.“  So sieht Dr. Mann in der Ausstellung, die er unbedingt nach Goch holen wollte, auch eine Antwort auf die Frage, wie man als Museum auf die politischen Herausforderungen unserer Zeit reagieren kann. „Es geht nicht nur um Schönheit, es geht auch um den Diskurs; solche Orte brauchen wir in der Stadt.“ Und schließlich, so die Vorsitzende des Unternehmerinnen Forums, Gabriele Coché-Schüer, sei es Aufgabe des Netzwerks, immer wieder starke Frauen zu zeigen: „Anja Niedringhaus hat gesagt ,Wenn ich es nicht fotografiere, sieht es keiner‘.“

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