Wie war das eigentlich früher?

Austausch zwischen Marienschülerinnen und Senioren der Burg Winnenthal

XANTEN. Die jungen Leute müssen sich immer wieder von der älteren Generation anhören: „Als wir jung waren, war alles anders.“ Doch was war wirklich anders – dieser Frage gingen Achtklässlerinnen der Marienschule Xanten gemeinsam mit Sozialwissenschaftlerin Petra Lemke und Gesundheitspfleger Mike Becker von der Gruppe „Bildung-aller-Sinne“ im Gespräch mit Bewohnern der Seniorenresidenz Burg Winnenthal nach.

Die Marienschülerinnen führten in kleinen Rollenspielen vor, wie sie sich den Alltag vorstellen, den ihre Zuschauer, die Senioren der Burg Winnenthal als Jugendliche erlebt haben. Interessiert schauten auch die Sozialwissenschaftlerin Petra Lemke (2.v.r.) und Schulleiter Michael Lemkens (3.v.l.) zu. NN-Foto: L.Christian
Die Marienschülerinnen führten in kleinen Rollenspielen vor, wie sie sich den Alltag vorstellen, den ihre Zuschauer, die Senioren der Burg Winnenthal als Jugendliche erlebt haben. Interessiert schauten auch die Sozialwissenschaftlerin Petra Lemke (2.v.r.) und Schulleiter Michael Lemkens (3.v.l.) zu.
NN-Foto: L.Christian

An drei Tagen nahmen die Senioren gemeinsam mit den Schülerinnen ihre Biographien unter die Lupe, um die Welt des anderen zu entdecken. Ein spannendes Unternehmen für alle, zumal der Austausch auch unter dem Gesichtspunkt stand: „Wie sehe ich die Jungen? Wie sehe ich die Mädchen?“

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Geschickt fädelten dabei Petra Lemke und Mike Becker die Gespräche ein, indem Petra Lemke, die auch gleichzeitig Theaterpädagogin ist, beispielsweise mit den Mädchen kurze Rollenspiele einstudierte, die die Welt von früher und die Welt von heute im Alltag darstellten. Die Szenen: Früher schwang Mutter den Besen, forderte die Tochter zur Mithilfe auf, wenn sie „schön“ gelernt hätte.

Heute nimmt Mutter den Staubsauger und ärgert sich über die Tochter, die „abhängt“ und nur mit ihrem Handy beschäftigt ist. Die Diskussion war eröffnet. Beide Darstellungen waren natürlich stark überzogen, früher wie heute helfen Mädchen im Haushalt und Garten mit. Unterschiede gab‘s vielleicht bei den Jungen, die früher aus der Hausarbeit rausgehalten wurden, weil das doch mehr „Frauensache“ war, während sie heute auch die grundlegenden Dinge Zuhause erlernen.
Viel spannender ging es zu bei der Frage: „Wie war denn Euer erstes Date?“ Auskunftsfreudig zeigten sich die alten Herrschaften – sehr zur Verwunderung der 14-Jährigen, die mit ihren Erfahrungen nicht so offen umgehen wollten. „Eigentlich kam heraus, dass die Senioren durch die Kriegswirren nicht die Zeit für eigene Empfindungen hatten. Die unbeschwerte Jugend war ihnen nicht vergönnt. Paare lernten sich bei der Arbeit oder bei Tanzveranstaltungen kennen, doch bevor sie sich alleine verabredeten verging viel Zeit“, zog Petra Lemke  das Fazit aus diesen Gesprächen.
Für sie war der Besuch in der Burg Winnenthal nicht der erste, bereits mit Xantener Hauptschülern hatte sie dieses so genannte „Genderprojekt“ im Seniorenheim durchgeführt. Die beiden Projektleiter verstanden es sehr geschickt, alle Seiten zu Wort kommen zu lassen, sich wirklich gegenseitig kennenzulernen, so dass alle Beteiligten von dem Austausch profitierten. Die Marienschülerinnen gewannen gleichzeitig Einblick in den Pflegeberuf, konnten eigene Berufswünsche wirklichkeitsnah überprüfen, Kontakte knüpfen für eventuelle Praktika.
Schulleiter Michael Lemkens zeigte sich ebenfalls sehr angetan von dieser „Unterrichtseinheit“, die durch die Gelsenwasser-Stiftung „von-klein-auf“ finanziert wird.

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