WFG Kreis Kleve, "Sommertour Chemie und Kunststoff" BioChem agrar GmbH in Uedem

UEDEM. Nach Fahrzeugbau, Maschinenbau und Elektroindustrie ist die chemische Industrie der viertgrößte Wirtschaftszweig in der Bundesrepublik. Grund genug für die Wirtschaftsförderung Kreis Kleve, die diesjährige Sommertour unter das Motto „Chemie und Kunststoff“ zu stellen – bietet dieser Industriezweig doch 2.000 Arbeitsplätze im Kreisgebiet.

„Diese Sommertour war längst überfällig“, betont Kreis-Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers – das vor allem auch im Hinblick auf Fachkräftemangel und die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen. „Mit der Tour sind wir richtigerweise kreisweit unterwegs und legen so eine Klammer über beide Rheinseiten“, unterstreicht Kuypers.
Erste Station war am Montag die BioChem agrar Gmbh, Niederlassung Agroplan in Uedem. Insgesamt gehören dem Unternehmen 106 Mitarbeiter an, die der Zentrale in Gerichshain zugeordnet sind. In Uedem erläuterten der Niederlassungsleiter Ulrich Janßen und der technische Koordinator Dr. Karl-Wilhelm Maßmann den Besuchern die Aufgaben des Unternehmens, das seit dem 1. April 2015 am Standort Bünnert 72 in Keppeln ansässig ist. Der ehemalige landwirtschaftliche Betrieb, mit seinen 7.600 Quadratmetern Fläche, wurde für rund zwei Millionen Euro entsprechend den Erfordernissen umgebaut. Aktuell sind hier 15 Mitarbeiter tätig: zehn Agrar- und Gartenbauingenieure, technische und landwirtschaftliche Angestellte, eine Laborantin und eine kaufmännische Angestellte. „Das sind 100 Prozent mehr als zum Zeitpunkt des Wechsels“, so Ulrich Janßen. Zuvor war die Firma in Nierswalde ansässig.

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Versuche sind das tägliche Brot der BioChem agrar GmbH, sie gilt als Partner für Ökotoxikologie, Freilandprüfung und Agraranalytik. Jährlich werden 300 Versuche durchgeführt und damit 200 Projekte bearbeitet. Die Firma liefert den Auftraggebern mit diversen Wirksamkeits- und Rückstandsversuchen wichtige Daten, die zur Zulassung und Registrierung von Pflanzenschutzmitteln dienen. Mit rund 50 Landwirten aus der Region arbeitet die BioChem agrar zusammen. Sie bauen in genau abgeteilten Parzellen auf ihren Feldern die Pflanzen an, die für die Versuchsreihe benötigt werden, zum Beispiel Getreide, Raps, Kartoffeln oder Rüben. Im Bereich der Ökotoxikologie wird untersucht, welche Auswirkungen die zu testenden Stoffe auf Lebewesen wie Regenwürmer, Bienen oder Bodenorganismen haben.
Unterlagen der Versuchsreihen müssen 30 Jahre aufbewahrt werden. In regelmäßigen Abständen wird das Unternehmen zudem rezertifiziert: „Da wird auf Herz und Nieren geprüft, wie wir Studien durchführen“, so Dr. Maßmann. Das ermögliche auch, einmal durchgeführte Versuche nach einigen Jahren exakt zu wiederholen, ergänzt Ulrich Janßen. Denn: „Wir sind kein klassischer Ausbildungsbetrieb, in unserer Branche lebt man vom Know-how des Unternehmens.“ Dennoch pflegt die Firma Kontakte zu Bildungsreinrichtungen: Kristin Lamers, die an der Hochschule Rhein-Waal in Kleve Bio Science and Health studiert, schreibt in Uedem zurzeit an ihrer Bachelor-Arbeit. Auch ein syrischer Flüchtling gehört inzwischen zum Team; er erhielt nach einem Praktikum einen Jahresvertrag und unterstützt nun die Agrartechniker. Der Kontakt zu ihm kam über die Landwirtschaftskammer zustande. Der Mann hat in Syrien Agrarwissenschaften studiert, spricht perfekt deutsch und macht aktuell seinen Führerschein, da die syrische Fahrerlaubnis hier nicht anerkannt wird.
Bürgermeister Rainer Weber, ebenfalls zum Start der Sommertour zu Gast bei der BioChem agrar GmbH, freut sich über ein „junges und wachsendes Unternehmen“. Dieses Beispiel zeige, dass Ansiedlung nicht nur im Gewerbegebiet, sondern auch im Außenbereich möglich sei.

Zweite Station der „Sommertour“ bei Kao Chemicals mit (v. l.) Emmerichs Wirtschaftsförderer Sascha Terörde, Bürgermeister Peter Hinze, Kreis-Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers, Geschäftsfürher Herbert Tripp und Bernd Liske (beide Kao). NN-Foto: MB
Zweite Station der „Sommertour“ bei Kao Chemicals mit (v. l.) Emmerichs Wirtschaftsförderer Sascha Terörde, Bürgermeister Peter Hinze, Kreis-Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers, Geschäftsfürher Herbert Tripp und Bernd Liske (beide Kao). NN-Foto: MB

Am zweiten Tag der „Sommertour“ ging es gestern auf die rechte Rheinseite, zur Kao Chemicals GmbH in Emmerich. Das Unternehmen als Teil der Kao Chemicals Europe gehört zur Kao Corporation mit Sitz in Japan, die weltweit 33.000 Mitarbeiter beschäftigt, davon 7.000 außerhalb Japans. In Emmerich werden im Werk an der Kupferstraße, das seit der Übernahme durch Kao im Jahr 1992 stetig gewachsen ist, Produkte für Körperpflege, Öl-/Fettchemikalien, Waschen/Reinigen und für technische Anwendungen gefertigt. Die Gesamtkapazität liegt bei rund 160.000 Tonnen im Jahr, 2015 betrug die Auslastung 80 Prozent. 130 Mitarbeiter sind hier tätig, weitere 100 arbeiten im Bürogebäude an der Reeser Straße 81. Mit dem Produktionsstandort an der Kupferstraße sei man sehr zufrieden, sagt Geschäftsführer Herbert Tripp: „Wir haben hier reichlich Platz und hätten neben Straße und Schiene mit der Anbindung an den Hafen auch die Möglichkeit, künftig unsere Produkte per Schiff zu transportieren.“
Bereits heute ist das Thema Nachwuchskräfte bei Kao in Emmerich von großer Bedeutung. „Denn in zehn Jahren gehen viele unserer Mitarbeiter in Rente“, blickt Tripp voraus. Aktuell gehören 20 Auszubildende zur Belegschaft (neun Prozent), „und die brauchen wir auch, um einen Teil der Abgänge durch eigene Leute zu ersetzen“, sagt Tripp. Neben dem Tagesgeschäft engagiert sich Kao auch im sozialen Bereich, unterstützt in Emmerich beispielsweise Kindergärten oder den Förderkreis Kriegskinder. CDS/MB

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