Maria Magdalena ins rechte Licht gerückt

In Gelderns Maria-Magdalena-Kirche entsteht ein außergewöhnliches Kunstwerk / Einweihung beim Patronatsfest am 28. August

GELDERN. Die Maria-Magdalena-Gemeinde in Geldern setzt ihrer Namensgeberin ein ganz besonderes „Denkmal“: Der Düsseldorfer Künstler Piotr Zamojski vollendet in den kommenden Wochen sein Kunstwerk zur Darstellung der Begleiterin Jesu. Doch weder Gemälde noch Skultur bereichern nun den Innenraum der Kirche. Es sind Maria Magdalenas eigene Worte, mit denen Zamojski den Betrachter zur intensiven Meditation einlädt und zugleich die Tradition der ikonografischen Darstellung überwindet. „Sat lacrimis“ – genug der Tränen – hat der gebürtige Pole seine Arbeit betitelt.

Zurück zum Wort: Der Künstler Piotr Zamojski (Mitte) vollendet zurzeit seine Arbeit in der Gelderner Maria-Magdalena-Kirche. Im Hintergrund ist die Schrift zu sehen, mit der er die dialogischen Passagen aus dem Johannes-Evangelium an die Wand bringt. Nicht nur Rolf Kolb und Helga Schulte vom Arbeitskreis sind begeistert.  NN-Foto: nm
Zurück zum Wort: Der Künstler Piotr Zamojski (Mitte) vollendet zurzeit seine Arbeit in der Gelderner Maria-Magdalena-Kirche. Im Hintergrund ist die Schrift zu sehen, mit der er die dialogischen Passagen aus dem Johannes-Evangelium an die Wand bringt. Nicht nur Rolf Kolb und Helga Schulte vom Arbeitskreis sind begeistert.
NN-Foto: nm

Im Zentrum des Kunstwerks steht das Wort. „Maria Magdalenas einzige wörtliche Rede in der Bibel“, erläutert Rolf Kolb, Sprecher des zuständigen Arbeitskreises. Wie ein Wortkranz zieht sich das Zitat aus dem Johannes-Evangelium einmal rund um den Innenraum. Die eleganten Buchstaben, die mit jeder Himmelsrichtung ihren Farbton verändern, geben den Dialog zwischen Maria Magdalena und Jesus nach seiner Auferstehung wieder. Er beginnt mit seiner Frage: „Frau, was weinst du?“, und endet mit ihrem Ausruf:  „Ich habe den Herrn gesehen!“
Durch eine Negativschablone tupft Zamojski die Eitempera-Farbe auf die Wand. Ihre Textur ist so fein, dass sie sich mit der Oberfläche verbindet und „Teil der Wand wird“, so der Künstler. Mit dem Farbcode für die Himmelsrichtungen über die Wahl der Schriftart bis hin zur Platzierung der Textfragmente im Raum hat Piotr Zamojski ein tiefgründiges Konzept für seine Arbeit vorgelegt. Nicht zufällig beginnt das Zitat mit seiner traurigsten und verzweifeltsten Textstelle an der nördlichen Wand in dunklem Violett und endet mit dem hoffnungsvollen Ausruf in warmem Gelb-Orange. Zugleich folgt Zamojski seinem künstlerischen Prinzip, Schrift in vorhandene architektonische Situationen einzufügen. Den Spuren verschiedender Epochen zollt er seinen Tribut, indem er drei verschiedene Bibelübersetzungen verwendet. Auf inhaltlicher Ebene wollte Zamojski die Figur der Magdalena ins rechte Licht rücken, von der Sünderin und Büßerin zur ersten Apostolin in der Bibel. „Ich liefere kein fertiges Bildnis sondern lade den Betrachter ein, sich ein eigenes Bild  zu machen“, erläutert er. Dazu gilt es, aktiv zu werden, Denn, so Rolf Kolb: „Die gesamte Schrift ist von keiner Stelle aus komplett zu lesen. Man muss die Kirche durchwandern und kann sich dabei seine Gedanken machen.“
Zu diesem Rundgang sind alle Gäste des Patronatsfestes am Sonntag, 28. August, ab 10 Uhr eingeladen. Dann wird das Werk im Anschluss an die Festmesse enthüllt und um 14 Uhr „im Vorbeigehen“ vom Künstler selbst vorgestellt. Zum Patronatsfest wird zudem ein informatives Booklet vorliegen.

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