Taucherbrillen und Beton

KLEVE. Was ist in tausend Jahren? Die Erde – ein abgeräumter, menschenleerer Planet. Ein Raumschiff aus einer anderen Galaxie landet zu einem Erkundungsbesuch. Landeplatz: Griethausen.

Da finden sich dann – längst von Staub zugedeckt und von Unkraut bewachsen – diese eigenartigen Fossilien: Versteinerte Tiere, die nicht dem Schema entsprechen: Sie sind bunt und – wie soll man sagen – irgendwie verkindlicht. Die Erkundungstruppen stellen fest: Die Fossilien sind Unikate, aber es gibt sie an verschiedenen Orten. Ein Abgleich zwischen Original und in den Archiven gefundenem Material ergibt: Im 21. Jahrhundert wurde von einer in Goch lebenden Bildhauerin namens Peters ein Modell entwickelt, das die Kunst auf den Schulhof bringt – die Schüler sind die Künstler. Sie entwickeln  Modelle ihrer Lieblingstiere, stellen sie zur Diskussion und am Ende werden Objekte ausgewählt, die es auf den Schulhof schaffen.
Zurück in die Gegenwart: In Griethausen wird gewerkelt. In einem Zelt stehen – auf Europaletten – Skulpturen in der Endbauphase: Maus, Pinguin, Delfin, Tiger, Bär. Gebaut werden sie – fast glaubt man sich wieder in einem Science-Fiction-Film – von eigenartigen Wesen: Sie tragen irgendetwas, das an Taucherbrillen erinnert, sie tragen Handschuhe (obwohl es doch Sommer ist) und sie sind nicht in Sonntagsklamotten angetreten. Vor dem Zelt stehen Eimer mit tonfarbenem Gemisch und an einer Leine hängen Hände, pardon: Handschuhe zum Trocknen. Schön schräg. Und schön schön.

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Bald bin ich ein Bär. NN-Foto: HF
Bald bin ich ein Bär. NN-Foto: HF

Das also sind die Wesen, die demnächst den Schulhof der Montessori-Schule bevölkern werden: Pinguin, Tiger, Maus, Bär und Delfin. Wie baut man sowas? „Wir haben erst mal Styropor genommen und danach das Ganze mit Beton weiter gemacht“, sagt einer der kleinen Taucherbrillenträger. Nicole Peters, ihres Zeichens Bildhauerin und Chefin am Platz, erklärt, dass da noch was fehlt. Genau: Glasfaser ist auch im Spiel. Wie jetzt? Kann man am Ende mit den Skulpturen telefonieren? Breitband in Griethausen? Nichts da.
Die Glasfasern – sie stehen in einem Eimer bereit – dienen zur Stabilisierung. Delfin, Maus, Pinguin, Tiger und Bär sind noch  betonfarben – eigentlich eher tonfarben. Das wird sich ändern. Ende Juni soll alles fertig sein – Bauzeit: Zwei Tage haben die Kinder in Phase I des Projektes an den Modellen gearbeitet, zwei Tage hat die „styroporale Grundsteinlegung“ gedauert – vier Tage dauert das Finale in Beton. Später auf dem Schulhof bekommen die fünf Skulpturen noch einen gefliesten Unterbau. Jetzt stehen sie auf Europlatten und das hat seinen Grund: Im September treten Pinguin und Co eine Reise nach Duisburg an. Es geht zum Platzhirschfestival (2. bis 4. September) und anschließend zurück in die Klever Schulhofheimat. Damit klar ist, dass das tierische Ensemble zerstörungsfrei reisen kann, ist Größenbeschränkung wichtig. Merke: Wer zu groß ist, kann nicht mit.

Die Trockenleine fürs Arbeitsgerät. NN-Foto: HF
Die Trockenleine fürs Arbeitsgerät. NN-Foto: HF

Zwei Herren von der Sparkasse bringen sich mit einem „Aufsteller“ in Position. „Gut“, ist auf sparkassenrotem Grund zu lesen: „Gut. Für Sie. Für die Region.“ Der Aufsteller ist witterungsempfindlich. Die nächsten tausend Jahre würde er aller Wahrscheinlichkeit nach nicht überstehen – bei den Skulpturen sieht die Sache anders aus. Wer weiß – vielleicht wird es irgendwann eine Schulfossilkunstroute geben. Die Tiere schweigen still und warten auf Vollendung und zuhause werden Muttis und Vatis am besten schon mal die Waschmaschinen warm laufen lassen. Das Betonoutfit könnte den einen oder anderen Fleck abbekommen. So geht Kunst.

 

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