Papierarbeiten im Kunstlabor

BEDBURG-HAU. Natürlich: Jede Ausstellung ist etwas Besonderes. Kunst ist etwas Besonderes. Gibt es eine verschärfte Form? Vielleicht würde einer wie Peter Kerschgens diese Frage bejahen.

Wenn heute und morgen im ArToll Kunstlabor (Bedburg-Hau, Zur Mulde 10) das Symposion für Zeichner mit einer Abschlusspräsentation zu Ende geht (zu sehen sind die Arbeiten auf Papier an beiden Tagen zwischen 11 und 17 Uhr), dann spricht Kerschgens von „Punishment Art“. Diagnose: Der beißt nicht, der will nur spielen. Insgesamt 23 Künstler hatte Kerschgens eingeladen, im ArToll Kunst Labor zu arbeiten. „Die sind natürlich nicht alles gleichzeitig vor Ort. Manche bleiben nur ein paar Tage, manche eine Woche, manche vielleicht zwei.“

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Norbert Bücker ist einer von den Zwei-Wochen-Künstlern. Er sitzt auf der Terrasse und … zeichnet. Was in dem insgesamt vier Wochen dauernden Symposion entsteht, wird Teil des Ideenspeichers. Kerschgens sammelt Papierarbeiten. Längst dürften es mehr als 6.000 sein. Seine Vorstellung vom Projekt Ideenspeicher: Kerschgens ist die Sammelstelle und würde gern Museen den Zugriff auf den Ideenspeicher ermöglichen – Konvolute zusammenstellen, die dann gezeigt werden. „Im ArToll Kunstlabor herrscht eine besondere Atmosphäre. Du kannst dich zurückziehen, aber du hast auch die Möglichkeit, mit den Kollegen zu sprechen. Dazu kommt, dass die leeren Wände zum Arbeiten herausfordern“, erklärt Kerschgens, der die Künstler zusammen mit seiner Frau Astrid Karuna Feuser betreut. Feuser nimmt – im Gegensatz zu Kerschgens – eine Doppelrolle ein, denn sie ist selber Teilnehmerin. „Ich alleine würde das jedenfalls nicht hinbekommen“, sagt Kerschgens.

Seit 1998 veranstaltet Kerschgens seine Symposien. „Anfangs war das nicht jedes Jahr, aber seit 2007 finden die Symposien regelmäßig statt. Wenn ich die Tage, die ich hier im Kunstlabor verbracht habe, zusammenzähle, war ich wahrscheinlich schon länger als ein Jahr hier.“ Könnte passen. 9×4=36 plus X.
Was am Wochenende im Kunstlabor zu sehen ist, sind ausnahmslos Arbeiten, die vor Ort und während des Symposions entstanden sind.  Im Anschluss an die Präsentation werden die gezeigten Arbeiten Teil des Ideenspeichers und das bedeutet zunächst einmal: Sie werden nicht mehr zu sehen sein. Eben das meint Kerschgens, wenn er von Punishment-Art spricht. „Du musst kommen, oder du heißt keine Chance mehr, die Arbeiten zu sehen.“

Wer Arbeiten auf Papier mag, sollte sich Zeit für die Präsentation nehmen. Das Gemeine: Die Arbeiten sind nur zwei Tage zu sehen. Immerhin: Zum Jahresende wird das Museum Katharinenhof Kranenburg einen Einblick in Kerschgens Sammlung zeigen. Ob dann auch Arbeiten aus dem jetzigen Symposion zu sehen sind? Wer weiß das schon. Im Kunstlabor sind Arbeiten folgender Künstler zu sehen: Maarten Becks, Ines Braun, Mike Bruchner, Norbert Bücker, Karin Elfrink, Funs Erens, Astrid Karuna Feuser, Gerda Förster, Sigurt Gottwein, Christoph Heek, Marian Koopen, Heinz W. Lotz, Mark Met, Christian Paulsen, Iris Stephan, Etienne Szabo, Karen Betty Tobias, Milian van Stokkum, Nicolaus Werner und Carola Willbrand.Heiner Frost

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