Der Verein geht, das Wasser bleibt in Gobabis

Nach 40 Jahren großartigen Engagements in Namibia muss der Verein „Wasser für Gobabis“ aus Birten aufgelöst werden, kein Vorstand wurde gefunden

BIRTEN. Vor über 40 Jahren nahm in Birten eine beispiellose Hilfsaktion ihren Anfang, die unzähligen Menschen in Namibia die dauerhafte Versorgung mit Wasser ermöglichte. Der Verein „Wasser für Gobabis“, entstanden aus dem Engagement einiger Birtener Männer, wurde gegründet und engagiert sich seitdem in unglaublicher Art und Weise in mehreren Missionsstandorten in der Region.  Doch nun wird der Verein zum Jahresende aufgelöst, da es in zwei Mitgliederversammlungen nicht gelungen war, einen neuen Vorstand zu finden.

Bei einem der letzten Arbeitsaufenthalte in der Station Dornfeld: v.l. Heinz Schmitz, Willi Spettmann und der kürzlich verstorbene Günter Nabbefeld mit einheimischen Helfern, die von den Vereinsmitgliedern ausgebildet wurden. Foto: nno.de
Bei einem der letzten Arbeitsaufenthalte in der Station Dornfeld: v.l. Heinz Schmitz, Willi Spettmann und der kürzlich verstorbene Günter Nabbefeld mit einheimischen Helfern, die von den Vereinsmitgliedern ausgebildet wurden.
Foto: nno.de

„Es ist schon ein bisschen traurig, dass es jetzt so zu Ende geht“ bedauert der langjährige Vorsitzende Willi Spettmann. „Aber zumindest haben wir die Gewissheit, dass das, was wir in Namibia geleistet haben, von Dauer sein wird und die dortige Bevölkerung nun in der Lage ist, unsere Anlagen zu warten und instand zu halten.“
Von der schlechten Wasserversorgung hatten die Männer 1984 bei einem Heimatbesuch der aus Birten stammenden Schwester Dominica, geb. Marga Lemken, erfahren. Doch dass in der Missionsstation Dornfeld, der Heimatstation von Schwester Dominica, in der 1.200 Kinder leben,  kein Tropfen Wasser aus einem Kran fließt, das konnte man sich hier einfach nicht vorstellen. Die Männer der ersten Stunde wollten das nicht akzeptieren und sammelten zunächst Spenden, um dann das Wasserproblem lösen zu können. Da die meisten von ihnen Handwerker waren, besaßen sie das nötige Know-How, um in Namibia die Arbeiten selbst erledigen zu können. In den Missionsstationen Aminius, Dornfeld und Döbra wurden zahlreiche Brunnen und Wasserhäuser mit Druckbehältern gebaut, ungefähr 50 Kilometer Wasserrohre und -leitungen verlegt, das Abwasser mit Klärkammern zentralisiert, eine vernünftige Elektroinstallation eingerichtet mit der Verlegung von 32 Kilometern Kabel und 16 Kilometern Messdraht,  die Telefonanlagen wurden ausgebaut, Computerklassen eingerichtet und vieles mehr. Auch konnte eine Kücheneinrichtung für die Schwesternhäuser in Dornfeld und Arminius angeschafft und ein Zelebrationsaltar sowie ein Hauptportal für die Missionskirche in Aminius gestiftet werden.
Dafür flog oftmals ein Trupp von sechs bis acht Männern mehrere Wochen lang nach Südafrika  – alles andere als ein Erholungsurlaub, denn der Einsatz bedeutete knochenharte Arbeit von morgens bis abends.
„Das Material, das wir überwiegend in Deutschland beschafft haben, wurde in Containern verschifft und dann in die Stationen transportiert“ erläutert Willi Spettmann. „Wenn wir in Afrika Material gekauft haben, dann war das meist von so mangelhafter Qualität, dass es keiner Dauerbelastung standgehalten hätte.“
Das nötige Geld für die Anschaffungen wurde gespendet. „Wir haben hier in der Region eine unglaubliche Unterstützung erfahren“ so Spettmann. Bei unzähligen Feiern ist für uns gesammelt worden und auch viele Geschäftsleute haben Material zur Verfügung gestellt. Da sind riesige Mengen zusammengekommen.“ Der Vorsitzende schätzt, dass in den Anfängen jedes Jahr rund 30.000 Euro in der Region Gobabis investiert worden sind. „Zum Schluss kostete allein die Verschiffung eines Containers schon 7.300 Euro“. Doch nicht nur der materielle Wert ist immens, auch die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden. „Wenn wir ein Projekt angefangen haben, dann konnten wir es ja nicht mitten drin abbrechen“ erinnert sich Spettmann. „Und dann ist es auch schon mal vorgekommen, dass einige Männer bis zu sieben Wochen dort geblieben sind.“
Einer von denen, die in Namibia insgesamt viele Monate gearbeitet haben, ist Aloys Werner. Er hatte schon 1984 die Gruppe von Handwerkern um sich geschart, die dann immer wieder neue Projekte umsetzte. „Im Laufe der Zeit hat sich so auch die Mentalität der Menschen vor Ort verändert“ meint Spettmann. „Am Anfang haben sie uns nur über die Schulter geschaut und auf Aufträge gewartet. Doch jetzt ist die nächste Generation herangewachsen, die uns von Anfang an beim Arbeiten gesehen hat. Und die packen selbstständig mit an und sind jetzt auch in der Lage, die Anlagen zu warten und auch zu reparieren, wenn mal was kaputt geht.“ Damit für solche Reparaturen auch die nötigen Ersatzteile vorhanden sind, hat der Verein ein „Vorratslager“ angelegt, so dass auch in den nächsten Jahren der Betrieb aller Wasser- und Elektroanlagen gesichert sein dürfte.
Im September wird mit Jürgen Henecke, Heinz Schmitz, Manfred Körfer, Klaus Bewer und Klaus Aengenendt noch einmal eine Gruppe von Elektrikern und Installateuren in Dornfeld und Aminius Schulungen durchführen, damit dann, wenn es den Verein „Wasser für Gobabis“ nicht mehr gibt, die Menschen vor Ort endgültig in der Lage sind, alle notwendigen Arbeiten zu erledigen. „Und wenn uns ein Hilferuf aus einer der Stationen erreicht, dann bin ich sicher, dass sich auch ohne Verein immer noch privat Männer bereit finden, die einen erneuten Hilfseinsatz durchführen“ so Spettmann. „Aber es tut uns allen doch ziemlich weh, dass es nun so zu Ende geht und wir unsere Aufgabe nicht in die Hände der jüngeren Generation hier vor Ort übergeben können.“

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