KLEVE. Sie sind weiß und braun, gefleckt und sonstwie gemustert, haben ein auffälliges Gebiss, schöne große Augen und einen langen Hals. Sie sehen kuschelig aus (und fühlen sich auch so an) und die erste Frage vor dem direkten Kontakt ist meist: „Spucken die?“ Tun sie nicht. Zumindest nicht häufig. „Das machen die Tiere eigentlich nur, wenn sie sich belästigt fühlen“, weiß Christoph Frauenlob. Deshalb belästigt er sie nicht. Viel lieber geht er mit ihnen spazieren. Und auch andere Menschen sollen in diesen Genuss kommen.
Christoph Frauenlob fand Lamas schon immer toll. Thomas Brückner und Barbara Darr auch. Irgendwie fanden die drei zusammen und nach reiflicher Vorbereitung sind sie nun stolze (und überaus glückliche) Besitzer einer kleinen Herde. Zuhause sind Little Joe, Salvador, Dolorika und Belleza auf dem Meyerhof. In unmittelbarer Nachbarschaft des Moritz-Grabmals bieten sich gemütliche Spaziergänge mit den südamerikanischen Kamelverwandten durch den Sternbusch, die Galleien oder entlang des Voltaire-Wegs geradezu an. Es muss ja nicht immer ein Hund sein.

06741216vs_KLE_Lamas „Lamas zählen zu den ältesten Begleitern der Menschen“, erklärt Thomas Brückner. In ihrer ursprünglichen Heimat, den Anden, dienten sie vorrangig als Lasttiere. Aber auch die Wolle lässt sich verwerten – obgleich sich hier die Alpakas als Lieferanten durchgesetzt haben.
„Lamas strahlen eine unglaubliche Ruhe aus“, ist Brückner fasziniert von seinen Schützlingen. Für ihn war schon in den 1980er Jahren während einer Chile-Reise klar geworden, dass er sich später einmal gern näher mit diesen Tieren befassen würde. Jetzt befindet sich der Gefängnispädagoge im Vorruhestand – und hat endlich Zeit für dieses doch ziemlich aufwändige Hobby. Denn neben der Fell- und Klauenpflege will auch das Umfeld der Lamas in einem guten Zustand gehalten werden. Der Unterstand und die Wiese müssen täglich gesäubert, die Tiere gefüttert und beschäftigt werden. „Das gehört dazu und macht mir unglaublich viel Spaß“, erfreut sich Frauenlob an der Arbeit an der frischen Luft. Der selbstständige Grafik-Designer nutzt die Zeit mit den Tieren zum Abschalten. „Entschleunigung“ ist das Motto. Denn Langeweile kommt mit der Viererbande bestimmt nicht auf. „Sie sind sehr neugierig, bleiben aber cool dabei“, ist die Erfahrung der beiden. Während Pferde bei ihrem Anblick im gestreckten Galopp reißaus nehmen, spitzen die Lamas nur freundlich die Ohren. „Sie lassen sich wunderbar führen – auch von Kindern“, sagt Brückner. Mit Menschen, die ein Handicap haben, werden sie ebenso nachsichtig umgehen, ist er überzeugt. Einen ersten Versuch gibt es nächste Woche. Am 3. April bietet Vivo-Reisen (Lebenshilfe) eine Tagestour „Spazieren mit Anden-Kamelen“ für Menschen mit und ohne Behinderung an. 06761216vs_KLE_Lamas

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„Wir sehen das als alternatives, touristisches Angebot für Kleve“, erklärt Frauenlob. Ab sofort sollen eben nicht nur Freunde und Bekannte des Dreierteams in den Genuss kommen. Vom Kindergeburtstag bis zur Wanderung mit Picknick – man ist für alles offen. „Spannend könnte auch die Zusammenarbeit mit einer Förderschule sein“, meint Brückner. An die Hand genommen werden aber auch Erwachsene, die sich für einen Spaziergang mit den Lamas interessieren. „Einer von uns ist immer dabei“, betont Brückner. Das gibt den Gästen (und vor allem den Tieren) Sicherheit. Und jede Menge Infos sind damit auch garantiert. Eine Schnuppertour mit Fellpflege und Spaziergang kostet 60 Euro (für vier Personen). Verdienen will man damit nichts. „Es wäre aber schön, wenn sich die laufenden Kosten decken ließen“, so Frauenlob. Vielleicht wäre dann irgendwann auch ein Transporter drin, um neue Wanderwege zu erkunden… wer weiß. „Für uns steht der Spaß im Vordergrund, der Umgang mit den Tieren – es bleibt ein Hobby“, sagt Brückner. „Und ein Stück weit auch Selbsttherapie“, fügt er (schmunzelnd) hinzu.
Kontakt und Terminabsprachen gibt es telefonisch unter 0160/ 5507840 (Brückner), 0151/23292936 (Darr) und 0176/ 34529920 (Frauenlob) oder per Mail an moritz@lamatrip.de.

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