Der Berliner Fotograf Jürgen Schadberg stellt in seinen Werken den Menschen in den Mittelpunkt und schafft damit ein einmaliges Bild von Europa. NN-Foto: Rüdiger Dehnen

GOCH. Im Museum Goch wird am Sonntag, 20. März, 11.30 Uhr, die Ausstellung „Jürgen Schadeberg. Viva Europa Viva The people of Europe“ eröffnet. Jürgen Schadeberg gehört zu den großen Fotografen des 20. Jahrhunderts. Er wurde 1931 in Berlin geboren und bereits als Jugendlicher arbeitete er für die Deutsche Presseagentur.

1950 emigrierte er nach Südafrika. Hier wurde er als freier Fotograf zu einer der zentralen Figuren des einflussreichen Drum Magazines, als einer der wenigen Weißen in der Bildredaktion. Berühmt wurde Schadeberg durch seine fotografischen Serien, in denen er das Leben der Südafrikaner inmitten des Apartheidregimes portraitierte. Die Begegnung mit dem damals noch jungen Nelson Mandela ließ Schadeberg zu einem der wichtigsten Fotografen der Antiapartheidsbewegung werden. Mit seinen Fotografien begleitete er den Weg ganzer Generationen im Kampf gegen die Unterdrückung und seine Fotografien wirkten nachhaltig im westlichen Ausland. 1964 verließ Jürgen Schadeberg Südafrika und zog zunächst nach London. Hier lehrte er an der Central School of Art & Design. Es entstanden bis 1985 die Fotoarbeiten aus vielen europäischen Ländern: darunter Spanien, Deutschland und England. In Deutschland lehrte Schadeberg an der Kunsthochschule in Hamburg sowie in den USA an der New School in New York. 1985 kehrte der Künstler zusammen mit seiner Frau Claudia zurück nach Südafrika. Dort fotografierte er unter anderem für die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Inzwischen lebt Jürgen Schadeberg wieder in Europa, im kleinen Städtchen La Drova, südlich von Valencia in Spanien.
Schadebergs Fotografie gehört in den Kontext der sozialkritischen Dokumentationsfotografie. Für das Südafrika der 70er Jahren gilt er als einer der Väter dieser Gattung, der maßgeblich an den politischen Veränderungen des Landes mitgewirkt hat. Bis heute ist Schadebergs fotografischer Blick ein journalistischer. Seine Bilder leben vom schnellen Auslösen und der spontanen Entscheidung für das Motiv. Durch Erfahrung und Einfühlung findet er stets eine gelungene Komposition: „das Ganze ist arrangiert, ohne dass ich eingreife“, so Schadeberg. Dies gilt auch dort, wo Schadeberg den sozialkritischen Blick verlässt, wie in der Serie „Voices of the Land“, in der er 2005 die Farmer und Farmarbeiter Südafrikas portraitierte, ohne jedoch eine Stigmatisierung in die klassischen Täter- und Opferrollen zu suggerieren.
In Jürgen Schadebergs Werk befindet sich stets der Mensch im Mittelpunkt. Es sind nicht die Bauwerke, die berühmten Architekturen und Tourismusbilder, die ihn herausfordern, sondern der einzelne Mensch in seiner Persönlichkeit und Würde. Dieser Grundzug findet sich auch in der Serie wieder, die der Künstler mit „Viva Europa Viva“ bezeichnet. So entstand ein fotografisches Werk über die Menschen des Kontinents. Der Blick in die Augen, auf die Feste, die Märkte, das Leben im Privaten wie im Öffentlichen, dies vereint sich zu einem einmaligen Bild von Europa. Es ist eine Hommage an die Vielfalt und die Lebendigkeit des Kontinents im Angesicht großer gesellschaftlicher Veränderungen.

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