Beim Zuhören die Welt vergessen

St.-Luthard-Grundschule schafft gute Atmosphäre für die nächste Runde im Lesekönig-Wettbewerb – Maja Jansen gewinnt in Wissel

WISSEL. Wie man in einen ganz „normalen“ Klassenraum die richtige Atmosphäre für einen Vorlesewettbewerb schaffen kann, bewies die St.-Luthard-Schule in Wissel: Die Tafel be- malt mit den Titelfiguren aus den Büchern, passende Plakate und Texte, davor ein gemütlicher Sessel für die Vorleser, Blumen und Dekorationen – das Publikum im Halbrund mit Blick auf die Akteure.  

Die Drittklässler der St.-Luthard-Grundschule Wissel freuen sich mit ihren Siegern (v. l.): Drittplatzierte Marc Wechselbaum, Siegerin Maja Jansen und Zweitplatzierter Paul Steffen. NN-Fotos (2): Lorelies Christian
Die Drittklässler der St.-Luthard-Grundschule Wissel freuen sich mit ihren Siegern (v. l.): Drittplatzierte Marc Wechselbaum, Siegerin Maja Jansen und Zweitplatzierter Paul Steffen. NN-Fotos (2): Lorelies Christian

Natürlich sind die Drittklässler aufgeregt. Im demokratischen Prozess hatten die beiden Klassen ihre besten Vorleser ermittelt und setzen nun alle Hoffnungen in sie, auch die Juroren zu überzeugen. Der außergewöhnliche Rahmen unterstreicht die Bedeutung dieses Events, das für die Grundschule Wissel erstmalig stattfindet.
Maja Jansen darf als erste in dem mit silbernen Tuch eingehüllten Sessel Platz nehmen. Sie stellt ihr Buch „Wenn das Leben wie Schokolade schmeckt“ vor, liest und man möchte eigentlich noch viel länger zuhören, doch die fünf Minuten Vorlesezeit sind im Flug vergangen.
Sie räumt den Platz für Lotte Gossen, die aus dem Buch „Der Hutz“ vorliest. Als nächste stellt Lara Plötz Auszüge aus dem Buch „Ma.Lu.Lu.Ka“ vor. Dann ist der erste Junge an der Reihe. Paul Steffen hat eine andere Passage aus diesem Buch gewählt und schafft ebenfalls, seine Zuhörer in den Bann zu ziehen. Jolina Schorpp hat sich für das Lesen aus „Penny Pepper. Alarm auf der Achterbahn“ entschieden. Und als letzter  startet Marc Wechselbaum mit „Der Hutz“ in den Wettbewerb.
Bewundernswert, wie die Kinder ihre Nervosität überbrücken, sich sofort auf ihre Bücher konzentrieren, scheinbar die Welt um sich vergessen, hin und wieder den Blickkontakt zum Publikum suchen und es mitnehmen in die fiktive Welt. Mit großer Aufmerksamkeit verfolgen Mitschüler, Lehrerinnen und Juroren den Lesefluss, haben Spaß daran, vorgelesen zu bekommen und stören kein bisschen den Ablauf.
Sigrun Hintzen von der Buchhandlung Hintzen aus Kleve, Alexander Kannenberg von der Sparkassengeschäftsstelle Kalkar und Lorelies Christian von den Niederrhein Nachrichten – die Unternehmen sind Ausrichter des Wettbewerbs – sollen als Juroren die Nuancen herausfinden, die eine Bewertung zulassen. „Die Kinder haben es uns aber schwer gemacht“, spricht Alexander Kannenberg aus, was auch die anderen beiden denken. Jeder von ihnen hat Punkte für Lesetechnik und Art des Votrags gegeben. Nun wird addiert. Knappe Ergebnisse – wie erwartet – und doch die Jury ist sich einig: 3. Platz für Marc Wechselbaum, 2. Platz für Paul Steffen und 1. Platz für Maja Jansen.
Eigentlich verblüffend, dass hier zwei Jungen so weit vorne liegen, da doch viele denken, Mädchen in dem Alter könnten besser mit Texten umgehen. Wie schön, dass mit diesem Vorurteil aufgeräumt werden kann. Und noch schöner die Freude der Sieger zu sehen, fast nur noch übertroffen von der neidlosen Anerkennung der Mitschüler, die ihre Sieger kräftig feiern. Und noch ein schöner Neben­effekt: Die Klassenlehrerinnen Maria Schmidt und Kathrin Bovet sind sich einig, dass die Schüler bereits beim internen Wettbewerb gelernt haben, andere zu bewerten, mit Kritik umzugehen und aufmerksam zuzuhören. Im nächsten Jahr will die Grundschule Wissel auf jeden Fall wieder mit dabei sein, wenn der neue Lesekönig ermittelt wird.

-Anzeige-
Maya und Johanna
Maya und Johanna

Der Buchtipp:

„Wenn das Leben wie Schokolade schmeckt“ von Jane Elson:

Die zehnjährige Grace lebt bei ihrer Mutter. Eines Tages entdeckt Grace` Mutter einen Knoten unter ihrer Achsel. Deswegen muss sie sehr schnell ins Krankenhaus, und Grace kommt zu ihrem Großvater. Dort lernt sie eine neue Freundin kennen. Sie heißt Megan. Die beiden gehen jetzt in die gleiche Schule, nur leider nicht in dieselbe Klasse. In Grace Klasse geht auch ein sehr böses Mädchen namens Lucy Potts.  Sie ärgert die beiden Freundinnen immer wieder. Zum Glück können sie sich wehren. Megan und Grace haben sich vorgenommen, während einer Klassenfahrt abzuhauen, weil Grace zu ihrer Mutter ins Krankenhaus will. Und das haben sie auch getan. Auf ihrer Flucht erleben sie viel: Sie lernen viele Leute kennen, die sie leider immer anlügen. Sie müssen sich vor der Polizei verstecken und das macht ihnen auch ein bisschen Spaß. Und die Beiden kommen auch zum Krankenhaus und Grace kommt zu ihrer Mutter. Wir fanden das Buch sehr schön.

Vorheriger ArtikelLandschaften mit den Augen eines Künstlers betrachtet
Nächster Artikel„Rot heißt steh‘n, Grün heißt geh‘n“