„Die Erinnerungen sind
durch nichts zu ersetzen“

Laura I. (Jacobs, 24) ist Tulpenprinzessin in Bedburg-Hau.

Die Wikinger sind los: Mit großem Gefolge zieht Tulpenprinzessin Laura I. (Jacobs) durch Bedburg-Hau und das Kleverland. NN-Foto: Rüdiger Dehnen
Die Wikinger sind los: Mit großem Gefolge zieht Tulpenprinzessin Laura I. (Jacobs) durch Bedburg-Hau und das Kleverland.
NN-Foto: Rüdiger Dehnen

BEDBURG-HAU. Aller Anfang ist schwer – diese Erfahrung hat Laura Jacobs auch gemacht. „Bei meiner Vorstellung war ich noch nervös und unsicher, bekam unser Motto nicht hin“, erinnert sich die 24-Jährige. Ein solcher Black-Out ist längst Vergangenheit, heute stürmt sie als Tulpenprinzessin Laura I. routiniert, selbstsicher und mit viel Freude die Bühnen bei den Karnevalssitzungen. Zwar bedeutet die kurze Session auch Stress, gleichzeitig aber „ist es durch die vielen Termine, die aufeinander folgen, geselliger und die Gemeinschaft stärker“.

Man könnte sagen: Der Weg zur Bedburg-Hauer Prinzessin war einer mit Anlauf. Bereits ihre Mutter ging bei den Tiller Sitzungsabenden in die Bütt, Laura selbst tanzte – wie ihre große Schwester Lena – bei den „Tiller Fünkchen“, der Tanzgruppe des BSV Till-Moyland, war auch schon Tanzmariechen in der Garde von Prinzessin Carina I. (Session 2010/11). Sie betreibe den Karneval aber exzessiver, wie Laura sagt: „Es ist von Jahr zu Jahr stärker geworden.“ Das Miteinander und das Gemeinschaftsgefühl in den Sitzungen seien kaum zu ersetzen. „Als ich mal ein Jahr pausiert habe, habe ich mich regelrecht verloren gefühlt“, erinnert sie sich, „ich bekam nichts mehr mit, mir fehlte die Gemeinschaft.“

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Eingespieltes Team: Laura Jacobs und ihr Adjudant Stefan Berns besprechen die anstehenden Termine. NN-Foto: MB
Eingespieltes Team: Laura Jacobs und ihr Adjudant Stefan Berns besprechen die anstehenden Termine.
NN-Foto: MB

Die Zeit in der Garde weckte in Laura den Wunsch, eines Tages mal selbst als Prinzessin durch das Kleverland zu ziehen. Vor etwa drei Jahren war es dann soweit: „Ich war baff und sprachlos“, erinnert sich Laura, als die Anfrage des BSV kam. Fast ein halbes Jahr nahm sie sich Bedenkzeit, „denn ich musste mir selbst erst einmal die Frage beantworten: Kannst du das überhaupt, vor so vielen Menschen zu reden?“ Gespräche mit der Familie und mit Freunden bestärkten sie in ihrem Entschluss zuzusagen, „außerdem war mir klar, dass ich eine solche Chance nie wieder bekomme“. Und nicht zuletzt: „Die Erinnerungen, die man mitnimmt, und der Spaß sind durch nichts zu ersetzen. Es ist etwas Außergewöhnliches.“ Doch wie gesagt: Aller Anfang ist schwer. „Ich bin in die Session gegangen und hatte erst mal Angst, so im Mittelpunkt zu stehen“, gibt Laura offen zu. Doch schnell stellte sie fest: Alles halb so wild, „es ist viel angenehmer als erwartet“. Ihr Umfeld habe ihr stets Mut gemacht, doch letztlich stärkte sie die eigene Erfahrung, auf der Bühne zu stehen und zum Publikum zu sprechen, sowie die positive Resonanz, die sie nach ihren Auftritten stets bekam.

Eine wichtige Rolle spielt dabei ihr Adjudant Stefan Berns. „Er gibt mir schon mal einen Schubs“, verrät Laura lachend. Für den 28-Jährigen war das Amt anfangs auch „ungewohnt. Inzwischen weiß ich aber, worauf ich achten muss.“ Sitzt das Kleid? Hat Laura alle Orden umgehängt? Wem verleiht sie auf welcher Sitzung ihren Orden? „Auch das Jonglieren mit den Terminen wird einfacher“, sagt Stefan. Und das sind nicht wenige, durch die kurze Session werden es bis Aschermittwoch knapp 100 sein. Entsprechend haben beide für die heiße Phase der Session vier Wochen Urlaub genommen; „das geht nicht anders“, weiß Stefan, „da jetzt auch unter der Woche viele Termine anstehen. Da sind wir fast nur noch in den Karnevalsklamotten.“

Einer der schönsten Termine bislang war die Damensitzung Anfang Januar. „Es war einfach locker-flockig“, erzählt Laura, „ich habe mich rundum wohlgefühlt und war mit mir selbst zufrieden.“ Besonders freut es sie, wenn es bei der Ordensverleihung einen persönlichen Bezug gibt, „da muss ich nichts auswendig lernen“. Wobei dies ohnehin nicht ihre Art ist, wie die 24-Jährige betont: „Ich will einfach ich selbst sein.“ Das soll aber nicht bedeuten, dass sie sich nicht vorbereiten würde: „Ich schaue mir zum Beispiel das Sitzungsmotto an, um etwas Passendes sagen zu können.“

[quote_box_left]Termine
Samstag, 6. Februar:
11.11 Uhr Rathaussturm in Bedburg-Hau
19.11 Uhr Prunksitzung des BSV, Mehrzweckhalle Till-Moyland
Sonntag, 7. Februar:
13.11 Uhr Tulpensonntagszug in Bedburg-Hau
Montag, 8. Februar:
11.11 Uhr Kinderkarneval, Mehrzweckhalle Till-Moyland[/quote_box_left]Nun stehen für Laura I. und ihren Adjudanten noch die beiden Höhepunkte der Session an: die Sitzung des BSV Till-Moyland am kommenden Samstag und der Tulpensonntagszug in Bedburg-Hau. „Auf die eigene Sitzung habe ich mich schon als Funkemariechen immer gefreut“, erzählt Laura. Nun, als Prinzessin, sei die Vorfreude noch größer: „Die Leute kennen mich, daher gehe ich das Ganze lockerer an, mache einfach mein Ding.“ Und das Sitzungsmotto ist ebenfalls bekannt, ist es doch ihr eigenes: „Die Wikinger segeln durch Bedburg-Hau – Prinzessin Laura am Ruder ruft Helau!“ Der Tulpensonntagszug ist dann der letzte Höhepunkt der Session, „darauf arbeiten auch die Wagenbauer hin“, weiß Stefan, der selbst zum Team gehört, längst aber kürzer treten muss, da er als Adjudant gefragt ist. „Der Zug ist einfach schön: die vielen Kinder, das schöne Wetter, das Herzblut, das in den Wagen steckt“, zählt Laura auf. Apropos Wetter: „Das wird am Sonntag schön – etwas anderes will ich nicht sehen“, erwartet die Prinzessin lachend.

Und danach? Ist am Aschermittwoch alles vorbei. Für den Rest der Woche haben Prinzessin und Adjudant noch frei, ab 15. Februar geht der berufliche Alltag wieder los. Viele Karnevalisten – gerade aus dem Gefolge der Tollitäten – packt nach Aschermittwoch, wenn der Stress abfällt, erst mal eine gepflegte Erkältung. „Das habe ich auch schon von vielen gehört“, sagt Laura. Ihr Rezept: warm anziehen und jeden Tag eine heiße Zitrone trinken. Nach der Session will Laura als Gardemädchen – sie ist immer noch Mitglied in der „GroGaTi“ (Große Garde Till) – eine Auszeit nehmen. Jedoch nicht vom Karneval. „Vielleicht mache ich im Hintergrund weiter“, sagt sie, „da werden immer Leute gebraucht.“

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