Geschichte hat viel mit Gegenwart zu tun

    Ausstellung des Gymnasiums Straelen zeigt Ergebnisse aus zwei Projekten zum Thema „Judenverfolgung“

    STRAELEN. Anlässlich des Gedenktags „Gegen das Vergessen“ am 27. Januar haben sich Schülerinnen und Schüler der Q1-Grundkurse „Evangelische Religion“ und „Kunst“ am Gymnasium Straelen im Rahmen zweier Projekte mit dem Thema „Judenverfolgung im Dritten Reich“ sowie der Geschichte jüdischer Familien aus Straelen befasst. Eine sehenswerte Ausstellung im Foyer der Schule präsentiert die hierbei entstandenen Kunstobjekte und Infotafeln.

    röffnung der Ausstellung im Foyer des Gymnasiums Straelen NN-Fotos: Marjana Križnik
    Eröffnung der Ausstellung im Foyer des Gymnasiums Straelen
    NN-Fotos: Marjana Križnik

    Riesige Schlüssel bevölkern das Foyer des Gymnasiums Straelen: Sie sind gefertigt aus Draht, Ton, Gips, Stoff, Pappmaché und anderen Materialien, verziert mit bunten Steinen, Federn, Schmetterlingen und vielen anderen Details. Die Schülerinnen und Schüler wollen mit ihren „Schlüssel-Objekten“ an die Gräuel in Zusammenhang mit dem Dritten Reich erinnern. „Als Aufhänger, um die Schüler zu motivieren, diente vorab das Jugendbuch ‚Sarahs Schlüssel,“ erzählt Kunstlehrerin Beate Klenner. In dem Roman geht es um das jüdische Mädchen Sarah, das vor ihrer Deportation nach Ausschwitz ihren kleinen Bruder hinter einer Tapetentür versteckt. Sarah kann aus dem Lager fliehen und erfährt schließlich, dass ihr Bruder in seinem Versteck gestorben ist. Aus Kummer darüber begeht sie später Selbstmord. Die Kunst-Objekte mit dazugehörigen Infotexten seien im Verlauf des Schaffensprozesses gewachsen, berichtet Beate Klenner. So wie etwa das „Sarg-Projekt“: Zu Beginn hatten Tobias Verlinden und Peter Pellens (beide 16) die Idee, einen Schlüssel aus Ton zu fertigen. Dieser bekam jedoch nach dem Trocknen Risse und das blaue Band, das das Drahtgerüst darunter zusammen hält, kam zum Vorschein. „Die Schüler überlegten gemeinsam, ob der Riss etwas mit dem Thema zu tun hat und es Sinn macht, das blaue Band zu zeigen“, erinnert sich Beate Klenner. Schließlich erarbeiteten die Schüler gemeinsam, dass das Blau „den Himmel und die Hoffnung auf Rückkehr und Zukunft und die Risse die auseinander gerissenen Familien“ symbolisiert, wie auf der dazugehörigen Infotafel zu lesen ist.

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    Schülerinnen und Schüler schufen „Schlüssel-Objekte".
    Schülerinnen und Schüler schufen „Schlüssel-Objekte.

    Dass der Schlüssel in einem mit schwarzem Samt ausgeschlagenem Sarggebilde samt Kreuz seinen Platz gefunden hat, wuchs ebenfalls im Laufe des Arbeitsprozesses. „Man merkt an den Texten, dass die Schüler sich intensiv mit dem Thema Judenverfolgung auseinander gesetzt haben“, erzählt Beate Klenner. Für ein anderes Schlüssel-Objekt haben Schüler einen ausrangierten Mantel verarbeitet, „weil Kleider während der Judenverfolgung meist das Einzige waren, was die Verfolgten mit sich tragen konnten“, besagt der dazu gehörige Infotext. Mit einem aus Draht gefertigten Schlüssel wollten andere Schüler den Aspekt der Gefangenschaft künstlerisch umsetzen. „Wie das Gefängnis des Geistes der Juden“ formulierten sie die Parole „Arbeit macht frei“ in „Freiheit macht Arbeit!“ um. Celine Stegers (16), die bis dahin nicht viel über die Judenverfolgung wusste, wollte mit ihrem rosafarbenem Schlüssel ausdrücken, „dass die Menschen Hoffnung hatten.“ Die Schülerinnen und Schüler des Kurses „Evangelische Religion“ haben Plakattafeln mit Fotos und biografischen Infos von jüdischen Familien, die in Straelen gelebt haben, zusammengetragen haben. Hierfür besuchten sie das Straelener Stadtarchiv und bei einem Stadtrundgang mit dem einstigen Archivar Michael Keuck die Orte, an denen die jüdischen Familien in Straelen gelebt hatten. Sie erfuhren, dass die Verfolgten als „ganz normale Nachbarn Menschen „wie du und ich“ gewesen waren. „Mit dem Projekt möchten wir Flagge zeigen und aufzeigen, dass Geschichte viel mit der Gegenwart zu tun hat,“ so Beate Klenner. Das Thema „Verfolgung“ müsse für einen Schüler begreifbar werden. Außerdem sei es gelungen, Schule ins Archiv zu bringen, betont Religionslehrerin Dr. Christel Terhorst. Sie ergänzt: „Geschichte hat ein Gesicht erhalten.“ Schüler müssten mehr denn je für das Thema Verfolgung sensibilisiert werden, ist Beate Klenner überzeugt. „Seit wir mit dem Projekt gestartet sind, ist wieder so viel passiert. Ich bin froh, dass wir das jetzt machen, denn die Stimmung ist da, Jugendliche zu mobilisieren,“ sagt sie. Die Pädagogin freut sich, dass „das Thema den Jugendlichen so ans Herz gewachsen ist.“ Eine Schülerin möchte gar eine Facharbeit zum Thema Judenverfolgung verfassen. Die Projekte wirken noch auf andere Weise nach: „Wir planen eine Broschüre zu einem Stadtrundgang, basierend auf den Vorarbeiten der Schüler“, erzählt Dr. Christel Terhorst.

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