„Die richtige Balance finden“

100 Tage im Amt: Emmerichs neuer Bürgermeister Peter Hinze im NN-Interview

EMMERICH. Die sogenannte „100-Tage-Schonfrist“, die nach der Wahl ins politische Amt beginnt, ist nunmehr vorbei. Emmerichs neuer Bürgermeister Peter Hinze erzählt im NN-Interview, wie es ihm seit der Bürgermeisterwahl 2015 ergangen ist.

Wie war Ihr Start als Emmerichs Bürgermeister?
Hinze: Der erste Arbeitstag war durchaus turbulent, würde ich sagen. Als ich am 21. Oktober ins Rathaus kam, hatte ich gerade noch genug Zeit, um meine Tasche neben dem Schreibtisch abzustellen. Dann ging’s direkt zur Hansa-Turnhalle, um die Einrichtung der Notunterkunft für 150 Flüchtlinge zu organisieren. Ganz so turbulent ging es dann aber nicht jeden Tag weiter – glücklicherweise. Insgesamt muss ich sagen, dass ich mich im Rathaus sehr wohl fühle. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben mich sehr gut aufgenommen. Die Zusammenarbeit funktioniert prima. Auch wenn ich gestehen muss, dass es mir auch in 100 Tagen noch nicht gelungen ist, jedem persönlich die Hand zu schütteln. Aber die Amtszeit ist ja noch lang.

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Was haben Sie während der letzten 100 Tage als Bürgermeister erlebt? Was konnten Sie in dieser Zeit bereits umsetzen?
Hinze: Ich habe vor allem viele engagierte Menschen aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft erlebt. Menschen, die bereits sind, sich für ihre Stadt einzusetzen. Insbesondere denjenigen, die das ehrenamtlich machen, gilt mein großer Dank und meine große Anerkennung. Das macht mir Mut für meine zukünftige Arbeit. Denn nur auf einer solchen Grundlage kann in Emmerich und für Emmerich in den kommenden Jahren etwas bewegt werden. Ich denke, wir sind in den vergangenen 100 Tagen in einigen Bereichen, deutlich vorangekommen. Wir haben zum Beispiel die Planungen rund um den Schulstandort für die Gesamtschule vorangetrieben. Wir haben bei der Schaffung von Wohnraum für Flüchtlinge Enormes geleistet. Aber es wäre vermessen, wenn ich mir das auf die Fahne schreiben würde. Dafür braucht es motivierte Kolleginnen und Kollegen in der Verwaltung, die eine sehr gute Arbeit machen – und das meistens schon deutlich länger als 100 Tage.

Welche konkreten Ziele setzen Sie sich für die nächste Zeit?
Hinze: Oh, die Frage ist gut. Die meisten Ziele stellen sich ja irgendwie von selbst. Nein, im Ernst. Ich habe schon in meiner Neujahrsansprache deutlich gemacht, dass die Unterbringung und die Integration der vielen Flüchtlingen eine große Aufgabe werden wird – nicht nur für mich, sondern für die gesamte Stadt. Diesen Menschen ein Dach über dem Kopf zu geben, kann und darf nur ein erster Schritt sein. Das Thema Flüchtlinge überlagert momentan natürlich vieles. Wir haben aber natürlich auch noch andere „Baustellen“, bei denen wir die nächsten Schritte gehen wollen – und gehen müssen. Als Beispiele will ich mal die Frage des Schulstandortes für die Gesamtschule, den Neumarkt oder das ehemalige Kasernengelände nennen. Auch beim Thema Betuwelinie und die dadurch verursachten Veränderungen im Stadtbild wird noch viel Arbeit auf uns zu kommen. Außerdem wollen wir in diesem Jahr gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern ein Stadtentwicklungskonzept ausarbeiten. Darin werden weitere Maßnahmen definiert sein, die zu einer Attraktivitätssteigerung unserer Innenstadt beitragen werden. Sie sehen, es wird mir sicher nicht langweilig in den nächsten Monaten.

Was hat sich seit Ihrem Amtseintritt persönlich für Sie geändert?
Hinze: Die tägliche Arbeit und die damit verbundene Verantwortung für die Stadt und seine Bürgerinnen und Bürger machen mir große Freude. Dinge vor Ort aktiv mitgestalten zu können, war schon als Ratsmitglied mein Antrieb. Und in welchem Amt kann man das besser tun, als als Bürgermeister? Trotzdem schränkt das Amt den privaten Freiraum natürlich schon ein. Da die richtige Balance zu finden, ist nicht immer ganz einfach. Aber das gehört zum Job.

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