“Hinter uns kommt nur noch der Kehrwagen.”

KRANENBURG. Es gibt (fast) für alles eine App. Wenn man Daniel, den Feurigen (seines Zeichens amtierender Karnevalsprinz in Kranenburg) fragt, wie lange die Regentschaft noch anhält, holt er sein Smartphone aus der Tasche und wirft „Dream Days“ an.
Es ist Mittwoch, der 20. Januar 2016. Die App zeigt Daniel und Funkenmariechen „Melli“ und zeigt dazu eine „21“. „Man kann das auch so einstellen, dass nicht nur Tage, sondern auch Stunden und Minuten angezeigt werden“, sagt er und fügt an: „Ich weiß aber nicht genau, wie das funktioniert.“ Macht nix.
Hauptsache, ein Prinz weiß, wie Prinz geht. König, Kanzler und Karnevalsprinz sind bekanntermaßen keine Lehrberufe. Aber Daniel bekommt viel positive Rückmeldungen. „Zum Teil schreiben mir Menschen, die ich gar nicht kenne, per whatsapp, dass sie einen unserer Auftritte sehr genossen haben“, sagt der Prinz und man spürt, dass ihm dergleichen nicht egal ist. Da agiert einer mit positiver Grundspannung. Da sitzt einer, der sagt „Mir macht das total Spaß“, und man stellt fest: Wort und Gefühl sind irgendwie total synchron.
Und wie ist es, Prinz zu sein? „Einfach nur schön“, sagt der Prinz. Natürlich ist es anstrengend, aber eben schön anstrengend. Schön sind die Besuche bei Senioren, in Kindergärten, bei den „Freudenbergern“, bei den bunten Abenden und natürlich auch bei anderen Karnevalisten.  Von rund 300 Orden, die der Feurige zu verteilen hat, sind 100 weg. Fazit: Es geht noch was.
Ist der Frühschoppenzug der Höhepunkt der Saison? Klares Jein, denn: Es gibt jede Menge Höhepunkte, aber die Fahrt im Prinzenwagen (rund vier Meter über Straßenniveau) ist etwas gaaanz Besonderes. Merke: Einmal im Leben. Das Motto: „Vor uns eine Kapelle, hinter uns der Kehrwagen.“
Lange vor der großen Fahrt beim Zug läuft nicht nur die Auftrittslogistik, sondern auch die Wurfematerialbeschaffungsarbeit. Daniel, der Feurige: „Ich war ja selbst schon mehrmals Adjutant. Da hatte ich dann den kompletten Terminplan auswendig im Kopf.“ Als Prinz sieht die Sache anders aus: „Mein Adjutant weiß die Termine und ich weiß nicht immer genau wo es hingeht.“ Ist das Prinzendemenz? Von wegen: Es ist eher der Spassannefreud.
Und das Wurfmaterial? „Ist bestellt und zum Teil auch schon da.“ Wurfmaterial bedeutet: Du gehst nicht in einen Laden und holst 100 Tüten Kamelle. „Das wird natürlich im großen Stil besorgt.“
Nein, Daniel möchte nicht über Beträge reden. Aber es ist schon so, dass – neben gesponsertem Material – ansonsten gilt: Der Prinz kauft‘s selbst. Und wenn auch nicht über Beträge gesprochen wird, verrät der Prinz: „Wenn man im Großmarkt bestellen möchte, dann nehmen die in der Regel keine Bestellung unter einsfünf entgegen.“ Aha! Man muss den Karneval lieben. Und die Leute am Zugrand auch. Gibt es eigentlich die Angst des Prinzen, dass auf der Hälfte der Großen Straße nichts mehr zum Werfen da ist? „Das ist ein Albtraum, aber ich hoffe einfach mal, dass wir genug besorgt haben“, sagt der Prinz.
Werden Orden eigentlich fertig eingekauft, oder reicht man einen Entwurf ein? Der Prinz stimmt ein Loblied an – Adressat: Dirk Willemsen – künstlerischer Leiter bei den Krunekroane. „Der Dirk hat unsere neue Bühne gemalt und auch meinen Orden entworfen. Der macht das einfach genial.“ Na bitte. Was wünscht man dem Prinzen: „Schönen Restkarneval und noch jede Menge toller Erlebnisse.“ Der Prinz dankt – ganz ohne App: Höchstselbst.Heiner Frost

Daniel und Melli beim internationalen Prinzenfrühschoppen in Kranenburg. NN-Foto: Rüdiger Dehnen
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