Bei einem Ründchen Fußball alles vergessen

Am Sonntag, 17. Januar, findet das 1. Gelderner Integrationsturnier statt

GELDERN. Der Gelderner Ingo Dauben (28) initiierte mit Unterstützung der Geldernder Sprachpaten und des Vereins Grün-Weiß (GW) Vernum als Kooperationspartner das 1. Gelderner Integrationsturnier. Am Sonntag, 17. Januar, treten in der Sporthalle am Bollwerk von 12 bis 17.30 Uhr 16 Mannschaften, bestehend aus Einheimischen und Flüchtlingen, an. Außerdem gibt es ein buntes Rahmenprogramm mit Tombola, Kinderaktionen und einem großem Buffet mit internationalen Spezialitäten.

Der Gelderner Student Ingo Dauben hat gemeinsam mit den Gelderner Sprachpaten und dem GW Vernum als Kooperationspartner das 1. Gelderner Integrationsturnier umgesetzt. NN-Foto: Marjana Križnik

„Die Resonanz auf unser Hallenturnier war unfassbar, wir hätten 30 Mannschaften einbauen können!”: Ingo Dauben ist überwältigt. Der junge Mann, der an der HAN Nijmegen „Kulturelle Sozialpädagogik” studiert, absolviert derzeit Uni-Nachtschichten, um das Projekt vorzubereiten. Der Arbeitsauftrag der Unterrichtseinheit lautete: ein Event planen und organisieren. Gemeinsam mit einer Kommilitonin ist er seit November mit der Umsetzung des Hallenturniers beschäftigt. Neben örtlichen Fußballvereinen des Altkreises Geldern waren auch Betriebsmannschaften und Hobbyteams aufgerufen gewesen. Nicht der Turniersieg, sondern das Miteinander der Kulturen steht im Vordergrund. Der Erlös aus der Veranstaltung kommt den Gelderner Sprachpaten sowie Flüchtlingen zugute. Dauben zu seiner Themen-Wahl: „Ich habe in der Arbeit mit Flüchtlingen gemerkt, dass Sport, beziehungsweise Fußball ein guter Integrationsweg ist.” Aber auch ein Syrienaufenthalt vor einem Jahr war der Impulsgeber für das Integrationsturnier. „Ich habe erlebt, wie die Menschen in Syrien bei einem Ründchen Fußball alles rundherum vergessen haben.”

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Hintergrund: Im vergangenen Jahr hatte sich Ingo Dauben auf eigene Faust ins syrische Kobani gemacht, das sich in permanentem Kriegszustand befindet. „Ich bin in die Grenzstadt gereist, um mir selber ein Bild davon zu machen, wovor die Leute fliehen und um mit anzupacken”, erinnert er sich. Er flog hierfür in den Osten der Türkei und schlug sich anschließend nachts mit Unterstützung einer kurdischen Organisation illegal zu Fuß nach Syrien durch. Er fand in Kobani, das zu 80 Prozent zerstört wurde, große Verwüstung vor, erlebte am eigenen Leib, wie es ist, wenn „den ganzen Tag Krieg ist und in den Straße tote Menschen liegen”, und er musste mitansehen, wie Menschen in einem türkischen Flüchtlingslager erfroren sind. Er habe in Kobani in der Logistik mitgeholfen und als „Moralspritze” gewirkt, so Ingo Dauben. „Es passieren so krasse Sachen dort, von denen hier wenig bekannt wird”, sagt er und fährt fort: „Die Flüchtlinge erleben unvorstellbare Dinge. Wenn das mein Land wäre, würde ich auch abhauen.”

Der Gelderner, der als Sprachpate seit einigen Monaten ein syrisches Ehepaar betreut („Sie sind Freunde der Familie geworden”), hat sich auf die Fahne geschrieben, das Bewusstsein der Menschen für diese Vorkommnisse zu öffnen. „Es wird nicht entschlossen eingegriffen. Dieses ewige Gerede von ‚Wir müssen die Flüchtlingsursachen bekämpfen‘ – nichts ist passiert, das habe ich mit eigenen Augen gesehen,” sagt er. Es gäbe keinerlei Unterstützung, so etwa beim Wiederaufbau. „Und deshalb werden zwangsläufig immer mehr Flüchtlinge kommen”, sagt Dauben und fährt fort: „Ich habe aus diesem Aufenthalt viel mitgenommen, was ich in meine Arbeit mit Flüchtlingen einbringen kann.” Er habe die Erfahrung gemacht, dass er sehr schnell Kontakt zu den geflüchteten Menschen bekommt. Diese spüren, dass da jemand ist, der gesehen hat, wovor sie geflohen sind.

Den Menschen, die hierher flüchten, müsse bei der Umstellung in die andere Kultur geholfen werden, Sprachkurse und eine Unterbringung reicheten da nicht aus, so Dauben. Neben „kleinen Dingen” wie Mülltrennung, gilt es kulturell eine Brücke zu schlagen und dazu gehört etwa auch, „einem syrischen Mann zu vermitteln, dass sich Mann und Frau hier die Waage halten”, so Dauben. Aber auch gemeinsames Fußballspielen ist eine gute Gelegenheit, einander zu begegnen. Wenn Ingo Dauben seinen Bachelor-Abschluss „in der Tasche” hat, möchte er beruflich auf jeden Fall in die Flüchtlingsarbeit. „Ich kann mir gut vorstellen, bei einer internationalen Hilfsorganisation zu arbeiten. Ich glaube, dass ich da gut aufgehoben wäre”, sagt der junge Mann entschlossen.

 

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