„Die Session wird sportlich“

Helmut „der Sportliche“ Vehreschild ist der neue Klever Karnevalsprinz – die Proklamation folgt am 21. November.

KLEVE. Frosch, Schwanenburg und Tischtennisschläger – in seinem Wappen sind Dinge zu sehen, die Helmut Vehreschild ausmachen. Brejpott Quaker, die Stadt Kleve und der Sport sind für den 57-Jährigen wichtige Punkte in seinem Leben. Und nun geht auch noch sein größter Wunsch in Erfüllung – nach der Hochzeit mit seiner Frau Astrid und der Geburt der beiden Töchter Dana und Lea: Am 21. November ist seine Proklamation zu „Prinz Helmut der Sportliche“. Zuvor beantwortet Kleves neue Tollität zum 11.11. elf Fragen.

Du bist ein Klever Jung und dem Karneval schon lange verbunden. Wie sahen die Anfänge Deiner „jecken“ Karriere aus?
Helmut Vehreschild: Der Karneval hat mich schon immer fasziniert. Als freier Mitarbeiter der Rheinischen Post bin ich zu vielen Sitzungen in Kellen und Materborn gegangen, habe dadurch auch Platt gelernt. Meinen ersten Auftritt hatte ich 1979, mit 21 Jahren, beim Büttenabend der TTVg Kleve-Brienen, als „Old Schmetterhand“. Später bin ich dann als „Lokal-Reporter Harry“ in die Bütt gegangen, zwölf Jahre lang, bis ich 2003 Präsident der Brejpott-Quaker Kellen wurde. Seit 1985 war ich außerdem sechsmal Gardist bei einem der anderen Prinzen. Eine besondere Anekdote: Am 11. Februar 1984 habe ich meine heutige Frau Astrid mit zur Sitzung der Brejpott-Quaker genommen – und seitdem sind wir zusammen. Auch meine ältere Tochter Dana hat ihren Mann auf einer Quaker-Sitzung kennengelernt.

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Wann stand für Dich fest, dass du Prinz Karneval werden willst?
Helmut: Prinz Karneval zu sein, war über Jahrzehnte mein Wunsch. Doch es musste auch passen mit der Familie, vor allem mit unseren beiden Töchtern. Ich habe mich viel mit meiner Frau darüber unterhalten. Am 10. Oktober 2011 wurde ich dann auf der Versammlung des Klever Rosenmontagskomitees für die Session 2015/2016 gewählt. Fairerweise muss ich hinzufügen, dass ich der einzige Kandidat war – aber ich wurde einstimmig gewählt.

Sportlich, sportlich: Prinz Helmut zeigte sich bei seiner Vorstellung passend im Trikot.
Sportlich, sportlich: Prinz Helmut zeigte sich bei seiner Vorstellung passend im Trikot.

Wie ging es weiter?
Helmut: Nachdem feststand, dass ich Prinz werde, habe ich erst mal meine Garde zusammengestellt, angefangen mit meinen Adjutanten Wolfgang Vervoorts und Michael Daams. Beide kenne ich schon seit vielen Jahren; Wolfgang ist ebenfalls im Vorstand der Quaker, Michael war vor fünf Jahren selbst Prinz.

Wer begleitet Dich durch die Session?
Helmut: Wir haben 17 Gardisten und einen Prinzen, sind also mit 18 Mann – eine gute Stärke, wie ich finde. Außerdem begleiten uns die 16 Tanzmädchen der „Brejpott Tröpfchen“ und die Jugendgarde von Fidelitas Materborn. Hinzu kommen noch die 25 bis 30 Musiker des Musikzuges der ASG Nütterden, so dass wir bei großen Veranstaltungen mit 60 bis 70 Leuten einmarschieren. Bei der Proklamation sind es fast 100, denn da sind auch die „Quecksprengers“, die Nachwuchstruppe aus Kellen, dabei.

Wovor hast du, mit Blick auf Deine Zeit als Klever Prinz, den größten Respekt?
Helmut: Der organisatorische Aufwand ist riesig. Wichtig ist, Sponsoren zu finden – ohne sie geht nichts. Respekt vor der Aufgabe, Prinz Karneval zu sein, habe ich aber schon allein deshalb, weil ich aufgrund meiner schweren Erkrankung vor sieben Monaten noch 90 Prozent meines Sprachvermögens verloren hatte. Damals sah es ganz danach aus, als hätte sich das Thema Karneval in Kleve für mich erledigt. Ich lag 24 Stunden im Koma und konnte froh sein, dass ich noch am Leben war. Nach dem Aufwachen wusste ich nicht einmal mehr die Namen meiner Töchter; ein Resultat der Aphasie. Das alles musste ich erst mal drei Tage verkraften, aber dann habe ich gesagt: Das ist jetzt wie beim Tischtennis. Es steht 11:10 – ich mache jetzt den zwölften Punkt, gewinne das Spiel und stehe am 21. November bei der Proklamation in der Stadthalle auf der Bühne. Ich wollte es unbedingt, habe einen großen Ehrgeiz entwickelt und dank einer fünfwöchigen Reha in Bad Driburg sowie derzeit viermal wöchentlich Logopädie in Kleve und Nimwegen bis heute große Fortschritte gemacht. Die Prinzenvorstellung am Sonntag hat schon gut geklappt. Aber die Proklamation in der Stadthalle, vor 660 Gästen, ist noch mal eine ganz andere Geschichte. Ich werde daran arbeiten, dass es mit der Sprache funktioniert.

Wie hast Du Dich auf die neue Session vorbereiten können?
Helmut: Die Vorbereitung ist natürlich aufgrund meiner Vorgeschichte etwas anders gelaufen als geplant. Viele Aufgaben haben meine Adjutanten übernommen, das hat super funktioniert. Inzwischen treffen wir uns zu dritt jede Woche und bereiten alles für die Proklamation vor. Das Prinzenlied steht auch. Da geht‘s richtig ab, es ist ein toller Song. Mein Schwiegersohn René Coumans und sein Bruder Mario haben den Text geschrieben, Anja van den Boom singt das Prinzenlied, wie auch das Gardelied. Als besondere Aktion pressen wir 1.500 CDs, inklusive Booklet, also richtig hochwertig, und geben sie unter anderem bei der Proklamation kostenlos raus.

Was sagt Deine Familie dazu, dass Du die Zeit als Prinz trotz allem durchziehst?
Helmut: Wir wissen alle, dass es anders wird, dass ich aufpassen muss. Aber ich habe gesagt, dass ich es mache, und meine Familie unterstützt mich. Natürlich gibt es Leute, die es nicht nachvollziehen können, die darüber den Kopf schütteln; das kann ich sogar verstehen.

Die ersten Termine hast Du ja bereits hinter Dir.
Helmut: Der erste offizielle Termin war das Antrittsessen in unserem Prinzenlokal, dem Coffee House, an dem auch Bürgermeisterin Sonja Northing teilgenommen hat – zwei Tage nach der Schlüsselübergabe im Rathaus. Auch für sie war‘s der erste offizielle Termin, und da wurde sie gleich mal vom Prinzen gebützt. Jetzt fiebern wir erst mal dem 21. November entgegen, die Proklamation ist für 80 Prozent der Garde Neuland. Im Dezember haben wir den einen oder anderen kleineren Termin, aber ab 2. Januar geht‘s richtig los.

Es wird eine kurze Session. Hättest Du gerne die eine oder andere Woche mehr gehabt?
Helmut: Die kurze Session ist jetzt natürlich für mich ein Vorteil. Vier weitere Wochen mit zusätzlichen Termine wären nicht besser gewesen. Aber natürlich wird‘s auch so anstrengend, in den sechs Wochen haben wir weit mehr als 200 Termine.

Wie bist Du zu Deinem Prinzennamen „Helmut der Sportliche“ gekommen?
Helmut: Den Namen habe ich mir schon vor zwei Jahren überlegt. Er sollte auf jeden Fall mit meiner Person zusammenhängen. Ich spiele seit 45 Jahren Tischtennis bei der DJK, bin seit 35 Jahren Sportredakteur. Es setzt sich auch in der Garde fort, hier sind einige Sportarten vertreten. Außerdem kannst du mit Sport viel machen, damit können die Leute etwas anfangen. Es soll eine sportliche Session werden, da gibt‘s bestimmt einige Möglichkeiten, das Motto umzusetzen.

Jetzt sind es nur noch wenige Tage. Gibt es etwas, worauf du dich besonders freust?
Helmut: Aus den Jahren als Gardist weiß ich, dass gerade die kleineren Auftritte, etwa in Kindergärten oder Seniorenstiften, sehr schön sein können. Das läuft mitunter sehr emotional ab, da habe ich so manches Tränchen verdrückt. Aber auch mit 3.500 Leuten im Zelt zu feiern ist ein großer Spaß. Jetzt steht erst mal die Proklamation an. Wir sind alle aufgeregt, es wird total spannend. Nicht zuletzt, da Kellen erstmals seit 1993 – also seit zweimal elf Jahren – wieder einen Prinzen stellt.

Am 10. Februar ist schon wieder alles vorbei. Was machst Du an Aschermittwoch?
Helmut: Ab Aschermittwoch werde ich sicherlich versuchen, für ein paar Tage runterzukommen, quasi von 100 auf null. Für mich wird‘s ja doppelt anstrengend, da muss ich erst mal die vielen Eindrücke sortieren. Vielleicht fahren wir auch für ein paar Tage weg – mal sehen.

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