„Es ist ein großes Gefühl der Gemeinsamkeit entstanden“

Zwei bildende Künstler aus Geldern initieerten Spendenaktion „Kunstschiffe“ zugunsten von Geflüchteten am 7. und 8. November

„Kunstschiffe” lautet der Titel einer Aktion, für die die Gelderner Künstler Nanni Wagner und Jörg Möller Künstler aus ganz Deutschland gebeten hatten, aus ihren Arbeiten Papierschiffe zu falten und ihnen zukommen zu lassen. „In jedem von uns steckt ein Stück Flucht” lautet der Untertitel. Am Samstag, 7., November, von 11 bis 13 Uhr sowie am Sonntag, 8. November, von 15 bis 17 Uhr, können die Objekte im Atelierhof, Brühlscher Weg 12, gegen eine Spende erworben werden. Der Erlös kommt Geflüchteten zugute.

Stellten die Aktion vor: Jörg Möller und Nanni Wagner mit Burhan Mohammed NN-Foto: Marjana Križnik
Stellten die Aktion vor: Jörg Möller und Nanni Wagner mit Burhan Mohammed
NN-Foto: Marjana Križnik

Das kleinste ist kaum größer als ein Daumennagel, das größte misst um die 40 Zentimeter, viele sind gebündelt: „Wir haben bereits über 100 Schiffe zugesandt bekommen”, freuen sich Jörg Möller und Nanni Wagner. Sie hatten davor über Kunstvereine, Kunsthochschulen und den Berufsverband der bildenden Künstler einen bundesweiten Aufruf gestartet. Auch Möller und Wagner steuern jeweils kleine Flotten bei.

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Fotografie, (Tusche-)Zeichnung, Malerei, Collage und Enkaustik-Arbeiten sind unter anderem unter den Exponaten aus Papier vertreten. Auch Bötchen aus Pergamentpapier sind darunter. Ein Künstler hat Bhutanpapier mit einer Wassergraphik verziert, bevor er dieses zu einem Papierschiffchen gefaltet hat. Viele Bötchen sind figürlich gestaltet: So erkennt man Menschen als Masse, aber auch einzelne Gestalten oder Porträts. Eines entstand aus einer Fotografie, auf der das Meer, eine Uferzone und Himmel zu sehen sind. Auf ein anderes Schiffchen hat der Künstler Begriffe geschrieben (unter anderem „Humanity” für Menschlichkeit), die mit dem Thema Flucht assoziiert werden.

Jörg Möller und Nanni Wagner freuen sich, auf welche Weise ihre Aktion von den angeschriebenen Künstlern getragen wird: „Es ist ein großes Gefühl der Gemeinsamkeit entstanden. Was auch toll ist, ist, dass die Leute uns auch ihre Gedanken mitteilen, viele schicken wunderbare Briefe,” freut sich Jörg Möller. „Super Idee! Da wird das Atelier zur Werft. Ich bin dabei,” schreibt jemand. „Es hat mir viel Spaß gemacht, das Boot zu falten. Dabei sind immer neue Linien zum Vorschein gekommen; jede Linie habe ich fotografisch dokumentiert,” schreibt eine Künstlerin in Jörg Möllers Blog. Dieser sagt, wie auch Nanni Wagner, sie hätten einfach das Bedürfnis gehabt, „helfen zu wollen”. „Deutschunterricht kann ich nicht erteilen, unsere Nische ist eben die Kunst”, bringt es Nanni Wagner auf den Punkt. Während der Spendenaktion, zu der auch zahlreiche der Künstler ihr Kommen zugesagt haben, werden jedoch nicht nur die „Kunstschiffe” präsentiert: „Wir haben Flüchtlinge gebeten, anwesend zu sein”, berichtet Jörg Möller. Die beiden Künstler möchten „den Kontakt zu den Geflüchteten hinkriegen, um die Scheu voreinander zu nehmen”. Auch Burhan Mohammed wird anwesend sein. Der Bildhauer aus Syrien lebt seit der Flucht aus seinem Heimatland im August in der Notunterkunft im alten Finanzamt in Geldern. Seit einiger Zeit nutzt der Künstler einen Atelierraum am Brühlschen Weg. Derzeit arbeitet er an einer Werk-Serie zum Thema „Fenster”.

 

Info:

Am Freitag, 27. November, findet von 14 bis 17 Uhr die dritte „Kunstschiffe”-Spendenaktion in der Galerie „arte dos” in Kempen statt. Zum Abschluss wird auch eine Dokumentation der Aktion ins Internet gestellt. Der Erlös aus der Kunstaktion geht an das „Sea-Watch-Projekt”, eine private Initiative zur Seenotrettung Geflüchteter und an „Deutschland hilft”.

 

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