Schiffsbauprojekt der besonderen Art

Im APX erhalten junge Menschen mit Behinderung die Chance, demnächst ihren Traumjob zu finden

XANTEN. Sie waren ganz schön clever – die Römer. Sie lösten das Problem, gefangenen Fisch während des Transportes zur weiteren Verarbeitung frisch zu halten, bereits vor 2000 Jahren. Wie sie das machten ist nun im LVR Archäologischen Park in Xanten zu sehen. Dort wird eine ganze römische Schiffsflotte nachgebaut – ein Projekt, das viele weitere besondere Aspekte hat.

Schiffsbaumeister Kees Sars (r.) erklärt den beiden Dezernentinnen Milena Karabaic und Prof. Dr. Angela Faber (hinten) und APX-Leiter Dr. Martin Müller einzelne Arbeitsschritte des Schiffbaus, die die Praktikanten Stefan und Tara (l.) ausführen. NN-Foto: Ingeborg Maas
Schiffsbaumeister Kees Sars (r.) erklärt den beiden Dezernentinnen Milena Karabaic und Prof. Dr. Angela Faber (hinten) und APX-Leiter Dr. Martin Müller einzelne Arbeitsschritte des Schiffbaus, die die Praktikanten Stefan und Tara (l.) ausführen.
NN-Foto: Ingeborg Maas

Philemon und Baucis heißen die beiden Einbäume, die unter den geschickten Händen von Schiffsbaumeister Kees Sars und seinen Helfern entstehen. Unzertrennlich wie ihre Namensgeber sind solche Kähne einst zum Fischen benutzt worden: Aus dem größeren Boot heraus wurde gefangen, das kleinere wurde hinterhergezogen unddiente als „Frischhaltebox” für den Fang. Mit diesen beiden Booten wächst die Schiffsflotte, die im APX entsteht und mit dem Nachbau der Rheinfähre Nehalennia begann.

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Gleichzeitig wächst auch das Projekt Inklusion, denn die Helfer beim Schiffsbau sind junge Erwachsene mit unterschiedlichen Behinderungen, die in Form eines Langzeitpraktikums an die Grundlagen der Holzbearbeitung herangeführt werden. Sie kommen aus verschiedenen Einrichtungen für behinderte Menschen am ganzen Niederrhein und sollen über die Tätigkeit im APX die Chance erhalten, später einmal eine Beschäftigung im allgemeinen Arbeitsmarkt und damit vielleicht ihren „Traumjob” zu finden. Noch sind nur Berufspraktika im APX möglich, doch die erklärte Marschrichtung des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) ist es, demnächst im APX integrierte betriebliche Ausbildungsplätze zu schaffen. Dafür sind Partner nötig wie Berufskollegs, Handwerkskammern etc., aber die Gespräche laufen bereits und die Zielsetzung ist klar. LVR-Kulturdezernentin Milena Karabaic ist auf diese Zusammenarbeit stolz: „Der römische Schiffsbau im APX ist ein Projekt mit Signalwirkung! Wir haben ein in Europa einmaliges Vorhaben gestartet, denn langfristig wollen wir alle Schiffstypen der römischen Rheinflotte im Originalmaßstab rekonstruieren und in einer eigenen Ausstellung präsentieren. Darüber hinaus haben wir in diesem Projekt die Dimensionen Kultur und Inklusion hervorragend miteinander verbunden. Für junge Menschen mit Behinderung ist es enorm wichtig, einen Arbeitsplatz zu finden. Dass wir dieses spezielle Angebot im LVR-Kulturdezernat mit dezernatsübergreifender Unterstützung des LVR-Schul- und Integrationsdezernats auf die Beine gestellt haben, steht für unsere gemeinsame Kreativität und Innovationskraft.”

Auch Prof. Dr. Angela Faber, LVR-Dezernentin für Schulen und Integration, die gemeinsam mit Milena Karabaic die Schiffsbauer im APX besuchte, stellte die Zugkraft des Projektes heraus: „Der Übergang von der Schule in den Beruf ist für junge Menschen mit Behinderung eine wichtige Schnittstelle. Im Kampf um die ohnehin knappen Ausbildungsplätze haben die Jugendlichen ein zusätzliches Handicap und müssen mitunter auch gegen Vorurteile ankämpfen. Erst eine betriebliche Ausbildung ebnet den Weg auf den allgemeinen Arbeitsmarkt. Für das LVR-Integrationsamt ist dies ein wichtiges Handlungsfeld.”

Stefan ist einer der Langzeitpraktikanten im APX. Er ist begeistert vom Schiffsbau und hat dabei noch ein ganz besonderes Talent entdeckt: Den Modellbau. Stolz zeigt er den beiden Dezernentinnen von ihm ganz allein gefertigte nahezu perfekte Modelle römischer Boote. Diese wunderbare Begabung hätte Stefan wohl ohne das Praktikum im APX nie entdecken können.

 

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