ALPEN. Es war ein Fest. Mit Grillen, Musik und viel Lachen. Und für einen dörflichen Kontext überraschend international, vor allem im Bezug auf das Essen, die Sprachen und die Gäste. Denn die Menschen die in Alpen Zuflucht gefunden haben, die Flüchtlingshilfe und deren Freunde trafen sich um zu feiern.

 

Beim Kinderschminken engagierte sich unter anderem Sabrina Maas (r.), die hier Muhamed bunt anmalte.  NN-Foto: Theo Leie
Beim Kinderschminken engagierte sich unter anderem Sabrina Maas (r.), die hier Muhamed bunt anmalte. NN-Foto: Theo Leie

Und da kam eben nicht „nur” Veen, Bönninghardt und Menzelen auf den Platz zwischen Schwimmbad und Sporthalle an der Fürst-Bentheim-Straße, sondern eben auch Syrien und Pakistan, Guinea und Albanien, Nigeria und Tadschikistan – um nur einige zu nennen.

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Was aus ersten sporadischen Begegnungen und einem wunderbaren Begegnungsfest Anfang des Jahres im Rathaus gewachsen ist, kann man am Ende des Sommers in einem Satz zusammenfassen: Aus Patenschaften sind Freundschaften geworden.

Die weltbewegenden Geschehnisse dieser Tage kann man ja nicht mehr nur am Fernseher verfolgen, man kann sie erleben – im eigenen Dorf, nah und persönlich. Denn aus Nachrichten sind neue Nachbarn geworden. Und jedem Ankömmling gegenüber will die Flüchtlingshilfe erst einmal ein guter Nachbar sein. Auf Grundlage der Vielfalt der Kulturen und Lebensreisen der Neuankömmlinge ist dies ein vielfältiges Unterfangen. Dennoch spürt man bei diesem Fest leibhaftig, dass wenn diese Nachrichten ein Gesicht und einen Namen bekommen, eine Hand die man schütteln und ein Lächeln das man erwidern kann, sich vieles ändert. Für den Flüchtling der versucht anzukommen, ebenso wie für sein Gegenüber. Im echten Leben, wie es an diesem Samstagnachmittag stattfindet, wird aus schwarz oder weiß, bunt. Man redet mit und nicht übereinander. Man lernt sich kennen, das Schwere und das Lustige, was einem wichtig ist und worauf man hofft. Wie sollte man denn auch sonst, sozusagen aus der Distanz, unsere Werte und Normen und das Leben in Deutschland nahe bringen?

Spricht man mit Flüchtlingshelfenden wird auch klar, dass nicht alles herrlich und romantisch und nur einfach ist. Natürlich gibt es Herausforderungen und Enttäuschungen. Wie im echten Leben. Aber es gibt eben auch so viel Schönes und Menschliches und soviel Dankbarkeit, die all das mehr als aufwiegt!

Und so feiert man das, was in Bewegung gekommen ist, in diesem Dorf, das weniger verschlafen ist als der ein oder andere Außenstehende zu wissen glaubt. Denn in Alpen hat sich in den letzten Monaten viel geändert. Es gibt zahlreiche, freiwillige „Sprachlehrer”, ganz normale Leute, die ein bis zweimal wöchentlich mit Flüchtlingen deutsch lernen (das war ihr erster und größter Wunsch!). Viele werden von Helfern und Paten begleitet zu Behörden, Gerichten, beim Erstbesuch in Schule oder beim Arzt. Es gibt Unterstützung bei Wohnungs- oder Arbeitssuche um Flüchtlingen die bleiben können, auf dem Weg in die Integration zu helfen. Jeder kann ein Fahrrad bekommen (Dank vieler privater Spender, die oft erstaunlich gute Fahrräder verschenkten). Wenn einige Familie ins Irrland fahren oder ein Picknick auf dem Waldspielplatz machen (was sie oft sowieso gemacht hätten), laden sie Familien oder Kinder der Flüchtlinge mit ein. Einige sind beim Sport dabei (bei Fuß- und Volleyball oder auch beim Laufen). Ein junger Syrer lernt sogar Klavier bei einer Alpener Klavierlehrerin (und übt häufig im evangelischen Gemeindehaus). Nach vielen Alpträumen die er hinter sich hat, ist das ein Traum der hier in Erfüllung geht.

„Es geht nicht nur um unfassbare Hunderttausende, sondern um jeden einzelnen Menschen an und für sich. “

Patrick Depuhl
Flüchtlingshilfe Alpen

Außerdem konnten durch Sachspenden (vor allem Kleidung oder Haushaltgegenstände) viele Flüchtlinge, die teils nur mit einer kleiner Tasche oder Tüte kommen, fürs Erste ausgestattet werden. Dabei ist die Flüchtlingshilfe Teil eines soliden, dörflichen Netzwerks. Zentrale Hilfsangebote wie die Kleiderkammer und Tafel, die regelmäßig in der evangelischen Gemeinde stattfinden und die bedürftigen Menschen im Umfeld zugänglich sind, können von allen genutzt werden. Es gibt eine erfreuliche Kooperation mit der Gemeinde Alpen, aber auch mit immer mehr Vereinen und Geschäften, ebenso wie auch mit der katholischen Kirche, in deren Pfarrheim man sich monatlich zu Besprechungen trifft.

Deshalb, und das ist der Flüchtlingshilfe ein wichtiges Anliegen, wollen die Helfer einmal aus vollem Herzen danken: Für jeden Einzelnen, der unterstützt und hilft, für alle die, die erst einmal genauer Hinsehen, bevor sie urteilen und für alle, die so einen Festtag im beginnenden deutschen Herbst ermöglichen. Die Liste der Alpener Unterstützer des Festes ist lang und wird angeführt von vielen örtlichen Unternehmern und fortgesetzt von zahlreichen privaten Personen, die mit Spenden beigetragen haben.

 

Ab sofort kann man im Amaliencafé auch Spenden für die Tafel, in Form von verpackten Lebensmitteln und Hygieneartikeln abgeben.

Wer Flüchtlingen und Flüchtlingshelfern begegnen will, der sei herzlich eingeladen zum Café International. Es findet am Donnerstag den 10. September im evangelischen Amaliencafé in Alpen statt und weiterhin regelmäßig an jedem 2. Donnerstag im Monat.

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