NIEDERRHEIN. Jens Möller hat sich hoch gearbeitet – im wahrsten Sinne des Wortes. Nach der Schule – er war 16 – fuhr er zum ersten Mal ein: Zeche Friedrich Heinrich, Kamp-Lintfort. Sechs Jahre arbeitet Möller unter Tage.

Dann: Bundeswehr. Zwölf Monate Wehrdienst. „Danach war irgendwie klar, dass ich nicht mehr ‚da runter‘ wollte”, sagt Möller. Er ist mittlerweile 44 und arbeitet in der Qualitätssicherung bei einer Druckerei. Das Tattoo auf seiner linken Schulter: Eher eine Art Altlast. Ein Tribal – nichts, was wirklich mit seinem Leben zu tun hat. Schmuck ohne Geschichte. „Seit Jahren war mir klar, dass ich ein neues Tattoo wollte. Ich habe viel rumgefragt, bin viel rumgekommen. Nichts gefunden. Dass der Klaus in unserm Dorf wohnt ist doch verrückt, oder? Ich kannte seinen Bruder. Den haben wir Packi genannt.” Das Dorf, von dem Möller spricht: Issum. Wie es immer so ist: Manchmal muss man erst quer durch die Welt, um herauszufinden: Das Ziel liegt auf der anderen Straßenseite. Auch das ist im Fall Möller wörtlich zu nehmen, denn Möllers Mutter wohnt schräg gegenüber von „Tattoo KD”. Da hat der Jens sich stechen lassen – drei Mal bis jetzt. Das Projekt ist noch nicht abgeschlossen, aber bereits sehr geschichtsträchtig. „Ich hatte einiges an Ideen, aber erst mit dem Klaus hat alles gepasst”, sagt Möller und spricht von Klaus Davis Packroß, den er gern auch „Meister” nennt.

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Tattoo_LogoJens‘ erster Kontakt zur Musik: Eine Schallplatte zum 8. Geburtstag: Kiss. Seitdem ist Metal für ihn Bekenntnismusik. „Es gibt Leute, die sagen, dass sie im letzten Sommer das und das gehört haben und dieses Jahr etwas anderes.” Für Jens liegt das am Ende der Vorstellung. Einmal Metal – immer Metal. Kein Wunder also, dass er sich im ersten Anlauf nur ein Wort stechen ließ: Metal. Die Sitzung dauerte viereinhalb Stunden.” Nein – das Tattoo ist nicht für die anderen. „Das hab‘ ich für mich machen lassen.” Natürlich ist der Schriftzug Metal nicht einfach ein Schriftzug. „Der Klaus hat das so gestaltet, dass es auch passt.” ACDC hat Möller unzählige Male gesehen. Beim letzten Konzert auf Schalke ist er nicht gewesen. „Ich weiß nicht, ob ich mir 200 Euro geben muss, um ein paar alten Männern beim Musikmachen zuzusehen”, sagt Möller. Er steht nicht mehr auf die großen Stadiontouren: Lieber frische Bands in Clubs. Möller spielt Gitarre und Schlagzeug – hat selber lange in einer Cover-Band gespielt: Out of Phase. „Die Schreibweise ist wichtig”, sagt er. Nicht Face (Gesicht) oder Faith (Glaube) sondern eben Phase.

Stolz auf sein Tattoo: Jens Möller.
Stolz auf sein Tattoo: Jens Möller.

Möllers zweites Projekt auf dem Herzarm: Die Sterne. Drei Stück. Gemeint ist die Familie: Frau, Tochter und Jens. Die Tochter taucht nicht nur als Stern auf – auch der Name und das Geburtsdatum sind gestochen. Möllers neuestes Tattoo ist gerade mal sechs Wochen alt. „Ich wollte mir zuerst nur einen Gitarrenkopf stechen lassen. Die Sache mit dem Rückgrat hatte ich mir eigentlich für später aufgehoben.” Rückgrat? „Ich hatte bisher sechs Bandscheibenvorfälle. Zwei OPs.” Gitarre: Die Freuden. Rückgrat: Die Leiden. „Ich habe 30 Jahre lang Fußball gespielt, 18 davon als Torwart bei der ersten Mannschaft in Issum. Ich denke, die Ascheplätze haben ein bisschen zum Zustand meines Rückgrates beigetragen”, vermutet Möller. Jedenfalls erzählte er zuhause von seinem Plan: Erst Gitarrenkopf, dann Rückgrat. „Da sagte dann meine Tochter: Mach doch beides zusammen. Der Gitarrenhals wird dann das Rückgrat. „Das war die Idee.” Möller hebt das ‚die‘ aus dem Satz hervor. Leas Idee war einfach perfekt. Der Unterarm: Fertig. Wenn das Tattoo klingen würde, dann wäre es Metal. Der Stil: Trash Style. Trash heißt Abfall, aber das Gegenteil ist gemeint. Jens versteht das Trash als Lob. Der Arm: Eine Art optische Möller-Nationalhymne. „Metal”, sagt Möller, „ist ja für manche nur Krach. Für mich sind das die wahren Musiker. Die beherrschen ihr Instrument.”

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